Ein Zyniker mit Stil und Charme
Wäre schwarzer und bissiger Humor die Basis für eine Religion, müßte man Seth MacFarlane zum Papst dieser Kirche machen. Das wäre dann erst recht amüsant, weil MacFarlane bekennender Atheist ist.
Mit Preisen ausgezeichnet und mehrfach geehrt bleibt der Schauspieler, Regisseur, Sänger, Drehbuchautor, Komiker, Synchronsprecher und Filmproduzent (Die lange Aufzählung mußte sein) doch am Boden und nervt nicht mit den „branchenüblichen“ Skandalen und Starallüren.
Bekannt ist er als der Schöpfer von Serien wie „Family Guy“ oder „American Dad“. Beide Serien keinesfalls niedliche Zeichentrickserien, sondern Festivals der Seitenhiebe auf Gesellschaft und Politik. Und seine animierten Gemeinheiten verteilt der Sympathisant der US-Demokraten durchaus gerecht. So nimmt er nicht nur die konservativen US-Amerikaner und einzelne prominente Republikaner aufs Korn, sondern zieht auch die linksliberalen Damen und Herren ob ihrer selbstgerechten Doppelmoral und Lebensferne tüchtig durch den Kakao.
Stan Smith, der „American Dad“, ist ein CIA-Agent, stockkonservativ, und lebt mit seiner Gattin Francine, seiner Tochter Hayley, einer sturen und besserwisserischen Linksliberalen, seinem Sohn Steve, einem tollpatschigem Nerd, dem Außerirdischen Roger, einem alkohol- und drogenliebenden Egozentriker und Klaus, einem Goldfisch, mit dem Hirn und Bewußtsein eines DDR-Schispringers, in Langley Falls (eine Anspielung auf Langley, wo das Hauptquartier der CIA ist). Das Aufeinandertreffen der komplett unterschiedlichen Charaktere in teilweise absurden Situationen macht die Serie rasant und kurzweilig.
Der „Family Guy“ Peter Griffin ist geistig zurückgeblieben, faul, übergewichtig, alkoholsüchtig, sexistisch und fernsehsüchtig. Er bemerkt selten, wenn er hochgradig peinliche Situationen verursacht. Sehr wohl bemerkt dies seine Frau Lois, einer vernünftigen, aus einer wohlhabenden Familie stammenden Person. Seine Kinder Chris und Meg leiden ebenfalls wiederholt an den Dummheiten ihres Vaters. Das dritte und jüngste Kind, der Säugling Stewie ist hochintelligent, kann lesen sprechen und baut Superwaffen und komplexe Anlagen wie eine Teleportationsmaschine, mit der er sich in eine andere Zeit transportieren kann. Er will scheinbar nicht weniger als die Weltherrschaft. Ein weiteres Mitglied der Familie ist Brian, der Hund. Er kann sprechen, raucht, trinkt Alkohol und hält sich für einen Intellektuellen. Er schreibt Bücher, die entweder nie fertig werden oder totaler Unfug sind und hält sich, als liberaler Priusfahrer, für einen besseres, weil liberales Lebewesen.
In „The Orville“ spielt MacFarlane den Kapitän eines Forschungsraumschiffs. Die Serie ist eine Hommage, aber auch Persiflage an Science Fiction-Serien wie „Star Trek“. Auch hier ließ sich Seth MacFarlane unzählige verschiedene Charaktere und Lebensformen einfallen, die der Handlung permanente Dynamik verleihen.
Zu guter Letzt müßen noch einige Filme erwähnt werden:
1. „Ted“ und „Ted 2“! Die Probleme eines in die Jahre gekommenen Teddybären mit Hang zu Bier, Zigaretten und hübschen Frauen, sind zwei Filme wert!
2. „A Million Ways to Die in the West“. Das Leben eines Schafzüchters im „Wilden Westen“, der sich des Wahnsinns der Situation und der ständigen Gefahren durchaus bewußt ist. Natürlich mit vielen Schurken und wunderhübschen Frauen. – Nicht zu viel Romantik und nicht zu wenig schräger Humor. Ein Meisterwerk!
Neben all diesen Aktivitäten ist Seth MacFarlane auch ein erfolgreicher Musiker und nahm mehrere Alben auf. Sein bevorzugter Stil lehnt sich am Jazz-/Swing der 1940er und 1950er an.
Mehr als passend ist hier, daß Seth MacFarlanes Schwester Rachael ebenfalls eine wunderbare Sängerin dieses Genre ist und Hayley Smith in einer „American Dad“-Folge das Lied „Makin‘ Whoopee“ singen läßt. (Bild anklicken und anhören/ansehen!)
Am berüchtigten 11. September 2001 verpaßte Seth MacFarlane seinen Flug. – Ein unbeschreibliches Glück, da die Maschine in der er nach Los Angeles fliegen wollte, etwas später von Terroristen in den Nordturm des WTC gesteuert wurde.
Es bleibt zu hoffen, daß wir noch viele Werke von Seth MacFarlane zu sehen bekommen. Sein Humor ist und bleibt bis auf weiteres unnachahmlich.
Bilder:
American Dad: © 20th Century Fox / Fuzzy Door Productions / Underdog Productions
Family Guy: © 20th Century Fox / Fuzzy Door Productions / Film Roman
The Orville: © Fuzzy Door Productions / 20th Century Fox
A Million Ways to Die in the West: © Media Rights Capital / Fuzzy Door Productions / Bluegrass Films / Universal Pictures
Ted: © Media Rights Capital / Fuzzy Door Productions / Bluegrass Films / Universal Pictures
Seth MacFarlane: © Gage Skidmore / Seth MacFarlane