Mediensumpf EXTRA

Und immer wieder der ORF…

Ein Kommentar.

Nun ist es soweit. Das neue Modell zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wurde bekannt, bevor man von Regierungsseite mit großem Getöse und gegenseitigem Schulterklopfen diesen Murks als „Lösung“ präsentieren konnte. Message-Control in Semesterferien? Scheint so.
Nach einer Unzeit voller Hin und Her, wer nun zahlen soll, hat man die für unsere Regierungsspezialisten grundlegend naheliegendste Lösung gefunden: Am Besten jeder.
Fort und beinahe vergessen sind die Diskussionen, ob der Auszusackelnde zur Zwangsfinanzierung des ORF überhaupt den Sender sieht oder hört, ob er einen Fernseher, Radio oder irgendein zum Streamen geeignetes Gerät sein Eigen nennt. In Zukunft soll es so funktionieren: Wer wohnt, soll zahlen. „Haushaltsabgabe“ nennt man die neue Finanzierungsform des Staatsfunkes in Anlehnung an die bundesdeutschen Belastungsbezeichnungserfinder. Funktionieren soll dieses finanzielle Abschöpfen über den Datenabgleich mit den Vertragspartnern von Stromlieferverträgen. Undurchsichtig. Seltsam. Aber rücksichtslos effizient.

Tschüß GIS, servus Haushaltsabgabe.

Gleichzeitig hat auch der ORF selbst, also dessen Führungsebene, ein Sparkonzept vorgelegt. Wohlgemerkt, ein Sparkonzept oder Einsparungsprogramm, das diese Bezeichnung nicht verdient. Denn es wird nicht bei denen eingespart, die wirklich über Gebühr, sinn- und ziellos, und für den Normalbürger nicht mehr nachvollziehbar, Geld rausblasen, sondern bspw. bei einer der wenigen Einrichtungen, die dem Anspruch eines Kultur- und Bildungssenders, entsprechen würde: Dem ORF-eigenen Orchester. Dies hat tatsächlich auch Ansehen. Auch den Spartenkanal ORF Sport+ will man streichen.
Scheinbar überhaupt nicht ist man an einer Neugestaltung der Managerverträge interessiert. Die gesamte Riege an Direktoren, die 100.000,–, 200.000,–, 300.000,–, ja der Generaldirektor sogar 400.000,– im Jahr entgegennehmen – nicht verdienen – nur entgegennehmen. Kaum ein (privatwirtschaftlich ausgelegtes) Medienunternehmen leistet es sich, daß seine Manager mit Autos um 150.000,– herumkutschiert werden, während man gleichzeitig rote Zahlen schreibt. Aber im ORF hat man sich stets darauf verlassen, daß entweder die GIS-Gebührenzahler, oder die gesamte Republik, also alle Steuerzahler, das Minus wieder ausgleichen. So kamen und kommen Gehälter zustande, von denen vergleichbare Mitarbeiter bei Privatsendern nicht einmal zu träumen wagen.

Money for nothing and the chicks for free…

Und wofür bezahlt(e) man? Für eine (angeblich) großartige und hochwertige Recherche. Für (ebenfalls angeblich) qualitativ grandiose Reportagen und wunderbare Dokumentationen. Bei aller Höflichkeit: Spätestens die letzten Jahre haben eindrucksvoll bewiesen, daß die Berichterstattung des ORF durch viel geprägt war, aber nicht durch besondere Recherche. Kritiklos und ungeprüft wurde propagandistischer Schwachsinn verbreitet und wer sich gegen dieses Narrativ stellte, wurde auch noch beflegelt. Ja, der Zwangsgebührenzahler durfte sich von denen beschimpfen und belügen – oder zumindest „fehlinformieren“ – lassen, deren Lohn er bezahlt. Der ORF ist schon seit längerem vom Informations- und Kulturbringer zum politischen Erziehungsinstrument verkommen.
Die größten Erfolge feiert das Medium derzeit noch mit zugekauften Sendekonzepten wie „Dancing Stars“. Und darauf sollte man auch nicht übertrieben stolz sein. Und wenn einmal eine besonders interessante Dokumentation läuft, kann man sich beinahe sicher sein, daß man im Abspann die BBC als Produzenten liest.
Manche Damen und Herren wollen den ORF „reformieren“. Irgendwie macht das eher den Eindruck, als ob da nur wieder jemand in dieses gut dotierte Versorgungskarussell einsteigen will.
Den interessantesten Vorschlag hörte man diese Tage vom blauen Mediensprecher Christian Hafenecker, der vorschlug, den Dienst als öffentlich-rechtlichen Rundfunk einfach am österreichischen Markt auszuschreiben. Es ist tatsächlich fraglich, ob nicht bspw. ServusTV diese Aufgabe nicht besser erfüllen könnte als die Luxus-Clique vom Küniglberg.


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