Versinken im Mediensumpf XI

Kein Happy End

Geschätzte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, wir haben nach zehn „normalen“ und zwei Sonderfolgen zum Titelthema leider keine guten Nachrichten für Sie. Entgegen unseren optimistischen Erwartungen haben wir die etwas aus dem Lot geratene Medienlandschaft nicht im nötigen Maße aufgerüttelt. – Natürlich nur ein Scherz! Es war uns selbstverständlich klar, daß unsere Veröffentlichungen zu den negativen und fragwürdigen Seiten dieses Bereichs kaum eine der betroffenen Personen irgendwie zur Besserung des Verhaltens animieren. Nicht einmal mit einem Ohrwaschel wird da gewackelt. Warum auch? Solange es nicht weh tut, wird da kein Deut unternommen, um etwas zu ändern.
Wir hoffen allerdings den – je nach dem – freiwilligen oder zwangsbeglückten Medienkonsumenten ein wenig Einblick in diesen durchaus bestimmenden Bereich unseres täglichen Lebens gegeben zu haben. Es ist nicht Alles immer so, wie es scheint.
Den meisten Medien und ihren Vertretern geht es nicht um das Darstellen von Geschehnissen und Fakten, sondern um die Darstellung von – teils erfundenen, teils bis ins Groteske verzerrten – Situationen des Lebens, der Politik, der Gesellschaft.
Es geht um Geld, sehr viel Geld. Und es geht darum, wie man dieses Geld möglichst unbemerkt von der Öffentlichkeit, dafür in Mengen erhält. „Wess` Brot Du ißt, dess` Lied Du singst!“ Dieser Spruch, bzw. sein Inhalt, ist den Menschen durchaus geläufig, und man will nicht von den Lesern oder Sehern dabei ertappt werden, wie man die Hand aufhält und dafür die erwartete „Leistung“ erbringt. – Alleine mit dem Thema, wie man unauffällig und gleichzeitig frech die Kassen der braven Vertreter der Medien füllt, würde Stoff für sehr dicke und spannende Bücher liefern. Allerdings wäre es wohl schwierig genau in dieser Medienlandschaft einen passenden Verlag samt Vertrieb zu finden. Warum nur?

Es geht, wenn man sich das ungustiöse Terrain unserer Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und TV-Sender genauer ansieht, auch um zutiefst menschliche Befindlichkeiten. Redakteure mit dem Wunsch, als Genie wahrgenommen zu werden. Journalisten, die sich nicht in der Rolle des Zusehers und des Berichterstatters genügen, sondern gerne selbst Schlagzeilen machen. Das geht natürlich Alles nicht. Und die Vertreterinnen und Vertreter dieser Auslegung ihres Berufsbildes sind definitiv am falschen Platz. Das Ego schwingt mit, wenn man zum Herrn der Sensationen werden will. Und ein falsches Ego schwingt mit, wenn man in Ermangelung der echten für falsche Sensationen sorgt.
Dieses falsche Berufsbild geht oft, viel zu oft, einher mit einer politischen Schlagseite.
Eine politische Ansicht – auch parteipolitisch – ist nichts Schlechtes und wird höchstwahrscheinlich immer ihre Spuren in der Berichterstattung hinterlassen. Und wie gesagt, ist das durchaus legitim. Medien, die von sich eine 100%ige Neutralität behaupten, gibt es natürlich. Aber Hand aufs Herz, ein Medium, das 100%ige Neutralität behauptet, versucht etwas zu kaschieren oder ist unlesbar langweilig, weil inhaltslos. Problematisch wird diese politische Schlagseite, wenn sie den Inhalt der Berichterstattung beeinflußt. Der eine oder andere mehr politisch als journalistische beflissentliche Redakteur oder Journalist „vergißt“ die Schattenseiten oder geschossenen Böcke der favorisierten politischen Richtung oder Partei zu erwähnen, während er aus den politischen Mäuschen der „Gegner“ einen berichterstatteten Elefanten bastelt. Kurz und gut: Man muß bei den Fakten bleiben. Man muß die Ereignisse in der entsprechenden Dimension darstellen. Die verschiedenen (politischen) Standpunkte bergen genügend Perspektive, um Sachverhalte positiver oder auch negativer zu beurteilen. Das muß genügen. Man muß nicht extra Dinge erfinden, oder gar „übersehen“.

Das vielleicht größte Problem mit den (meisten) Medien und ihren Vertretern ist deren Selbstverständnis. Ganz losgelöst davon, daß sich manche Damen und Herren als Sachverständige in allen Lebensbereichen sehen und gebärden, empfinden sich manche – viel zu viele – der angesprochenen Menschen als moralisch überlegen. Sie sehen sich als blütenweiße und allwissende Seelen, die durch die Welt wnadeln und dem dümmlichen Rest der Menschheit schluckerlweise etwas von ihrer Weisheit abgeben. Und das kommt von einer Menschengruppe, die bisweilen den Eindruck kognitiver Leistungsfähigkeit vermittelt, als man für sie den Klettverschluß erfunden hätte.
Doch in diesem beinahe ekstatischen Zustand von Selbstüberhöhung hat man sich auch noch selbst den Status der vierten Gewalt verliehen. Ein Unding!
Die bloße Idee und das praktizierte Ausleben dieser erfunden „vierten Gewalt“ ist Nonsens. Nicht weil sie die behauptete Kontrollfunktion nicht ausüben, nicht weil sie bei Gelegenheit die Hand bei den Mächtigen aufhalten, nicht weil sie nach eigenem politischen Gusto Geschichten verdrehen oder gar erfinden. Nein, sie sind es nicht, weil eine jede der Gewalten auf denen ein moderner Staat aufgebaut ist, strengen und demokratisch legitimierten Regeln unterliegt. Sie sind nicht gewählt, habe sich keinen Wahlen stellen müßen, wie die Legislative. Daß sie das tun, was sie tun, bedarf keiner großartigen Ausbildung, mit Praxis und einem genauen Auswahlverfahren, wie bspw. bei Richterinnen und Richtern der Judikative oder Polizisten im Exekutivdienst. Mit genügend Geld kann man ein einflußreiches und reichweitenstarkes Medium quasi von heute auf morgen aus dem Boden stampfen. Und mit einem solchen Medium kann man – durch eine bisweilen schon grotesk ausgelegte Pressefreiheit – kann man Fake-News verbreiten, daß sich die Balken biegen und die möglicherweise diffamierten, durch den Kakao gezogenen und verleumdeten Menschen können sich auf schwierige und teure Wege durch die Justiz einstellen, wenn sie sich dagegen wehren wollen.

Tja, liebe Leserinnen und Leser, geschätzte Damen und Herren, keine guten Nachrichten am Ende unserer kleinen Serie. Als hoffnungsstarke Optimisten gehen wir allerdings davon aus, daß Sie, als Leserinnen und Leser, Ihre Macht entsprechend ausnützen und die (hoffentlich) guten Medien durch ihren Kauf oder durch regelmäßigen Konsum stärken, gleichzeitig den (leider) nicht ganz so guten Medien ihre kalte Schulter zeigen. Sie haben die Macht.


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