Wer fürchtet sich vorm blauen Mann?

Die gekünstelte Aufregung um Herbert Kickl

Ein Kommentar.

Die FPÖ hat demnächst einen Bundesparteitag, bei dem ein neuer Obmann gewählt wird. Und in einem zuständigen Gremium hat man sich bereits jetzt auf einen Kandidaten geeinigt. Und der heißt Herbert Kickl. Punkt. So weit, so unspektakulär.

Warum also die Aufregung rundum? Plötzlich fühlen sich unendlich viele Kommentatoren und angebliche Kenner des freiheitlichen Lagers dazu genötigt, unbeschreiblich geistlose Bemerkungen unter dem Deckmantel der „politischen Analyse“ von sich zu geben. Und nach kurzem Lesen oder Zuhören bemerkt man entsetzt, wie wenig diese Spender journalistischen Senfs vom sogenannten „dritten Lager“ an sich, den Freiheitlichen oder grundsätzlichen Regeln des demokratischen und politischen Zusammenspiels der Menschen und Parteien verstehen (wollen).
Wild wird über den Abgang vom nunmehr ehemaligen FPÖ-Obmann Norbert Hofer spekuliert und über einen „Abschuß“ des Burgenländers berichtet. Daß es drunter und drüber ginge, liest man erstaunt in manchem eher für seine schlechte Sprache als für genaue Recherche bekannten Blättchen.
Und Herbert Kickl, der nun einstimmig zum designierten FPÖ-Obmann auserkorene Klubobmann ist ohnehin für einige Personen im Land der leibhaftige „Gott sei bei uns“, quasi ein politischer Beelzebub! „Er spaltet die Menschen!“, hört man da von manchem Schlaumeier, der sich nicht einem Moment lang Gedanken macht, welch groben Unfug, der eher ins Drehbuch eines Splattermovies paßt, er eigentlich so daherfaselt. „Seine Sprache ist so aggressiv!“, meinen andere mit dem Intellekt eines Hilfskarussellbremsers ausgestattete Damen und Herren, die kaum die Fähigkeit zu besitzen scheinen, sich ohne vorheriger Einnahme von Medikamenten eine von der eigenen Meinung abweichende Ansicht anzuhören.
Derartige Safe Space-Akrobaten haben nun eine Woche lang die Vorgänge rund um Hofers Abschied von der Spitze und Kickls Designierung zum neuen Oberblauen beurteilt und ihr selbstgesponnenes Narrativ als große Weisheit verkauft.

Ing. Norbert Hofer, ehemaliger Bundesparteiobmann der FPÖ


Wir werden uns den Luxus des Zusammenspinnens schon aus purer Bequemlichkeit nicht leisten, sondern machen der Einfachheit halber eine Abkürzung durchs Land der Fakten.
Bei einem Interview mit oe24-TV wurde Kickl gefragt, ob er im Falle einer Nationalratswahl als Spitzenkandidat zur Verfügung stehen würde. Und der Klubobmann Kickl antwortete natürlich mit „Ja.“. Erheblich erstaunlicher wäre es gewesen, wenn ein Klubobmann dies verneinen würde. Aus diesem „Ja.“ und dem eher konstruiert wirkenden Konflikt zwischen dem freiheitlichen NR-Klub und dem dritten Nationalratspräsidenten Hofer in der Frage der FFP-2-Masken im NR-Sitzungssaal wurden dann medial Konflikte hergedeutet, wo zuvor keine waren. Daß Hofer als dritter Nationalratspräsident eine andere Linie vertreten muß, als ein Parlamentsklub, der den gesetzlichen Rahmen ausreizt, sollte klar sein. – War es aber nicht.
Die im Laufe der sich ständig zuspitzenden Auseinandersetzung mit der Regierung und ihren Parteien schwerer werdenen Umstände gingen an niemandem spurlos vorbei. Und als Norbert Hofer am Ende seines Reha-Aufenthalts den Hut hinwarf, war das sicher eine Kombination aus einem momentanen Ärger und bereits längerer und eingehender Überlegung. Man darf nicht übersehen, daß Norbert Hofer Opfer eines Unfalls war, der so schwerwiegend war, daß die meisten Menschen mit derartigen Verletzungen den Rest ihres Lebens im Bett verbracht hätten. Hofer hat mit einer eisernen Disziplin den Weg vom Bett zum Rollstuhl und vom Rollstuhl auf die eigenen Beine erkämpft. Ein kaum nachvollziehbar harter Weg, der seinesgleichen sucht. Aber solche Umstände hinterlassen auch Spuren. Und höchstwahrscheinlich dachte sich Hofer am Ende seiner Reha einfach nur, daß er sich das nicht mehr antut. Nach vielen Jahren Hochleistungspolitik, unzähligen Wahlkämpfen, erfolgreicher Regierungstätigkeit in einem der größten und schwierigsten Ministerien, der Übernahme der durch seinen Vorgänger und seine „Urlaubsaktivitäten“ schwer angeschlagenen Partei hatte Hofer wohl schlicht keine Lust auf einen von außen in die FPÖ getragenen Konflikt.
Die Übernahme der Obmannagenden durch den Abg. Harald Stefan verlief allerdings reibungslos. Die Gremien traten in kürzester Zeit zusammen und die notwendigen Beschlüsse bis hin zur Einigung auf den Nachfolger Herbert Kickl verliefen rasch, in Mindestzeit und ohne Komplikationen.

Daß das sogenannte dritte Lager, und speziell die FPÖ, immer eine Spielwiese unterschiedlichster Meinungen war und ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Und daß der oberösterreichische Landesparteiobmann Haimbuchner schon früher seinen Unmut über Obmanndebatten kund tat, ist nicht nur legitim, sondern das Zeichen einer gesunden demokratischen Grundhaltung. Viel suspekter sollten dem geneigten Zuschauer die Parteien sein, bei denen es immer nur eine Meinung, eine Stimme gibt. Das speziell der ÖVP zugesprochene Motto „Hände falten, Gosch’n halten!“ ist keineswegs ein Zeichen besonderer Disziplin, sondern mangelnden Demokratieverständises.

Dr. Harald Stefan, Interimsobmann der FPÖ.


Warum sich nun Gott und die Welt ungefragt über den (höchstwahrscheinlich) baldigen FPÖ-Obmann aufregen, ist leicht erklärt: Es schwingt definitiv etwas Angst vor seinem Können mit. Nicht nur vor seinem Können, sondern auch vor seiner bisher sichtbaren Persönlichkeitsstruktur. Selbst seine politischen Gegner attestieren Kickl eines: Handschlagqualität. Und die hat er bewiesen. Er stand immer konsequent hinter seinen Aussagen, hielt gegebene Versprechen ein und war vor allem über Parteigrenzen hinaus immer gesprächsbereit. Und das hat sich auch nicht geändert. Als Innenminister ließ er sich vom Koalitionspartner nicht davon abbringen, die im Koalitionsübereinkommen vereinbarten Punkte auch umzusetzen. Er ließ sich im Wissen um die schwarz-türkise Verzögerungstaktik auch nicht bremsen. Er zog sein Programm durch, auch wenn es ihm teils üble Verleumdungen, Schmähungen und als Kritik getarnte Bosheiten einbrachte.
Der bereits erwähnte Vorwurf „Der spaltet die Menschen!“ läßt sich bei Nachfrage, wie er denn spalte, schnell analysieren und als absurdes Geplänkel entlarven. Die „Kritik“ betraf nämlich häufig auch den Inhalt seiner Handlungen und Entscheidungen, und so mancher „Kritiker“ sagte dann frei heraus, daß Kickl nur dann die Gesellschaft nicht spalte, wenn er eine linke, rote oder grüne Politik mache und die Ideen seiner politischen Gegner umsetzen würde. Die Ideen über einen solchen, den politischen Mitbewerbern genehmen Kickl-Kurs sind so dermaßen grotesk, daß wir von weiterer Beschreibung absehen.

Herbert Kickl, gefürchteter und geschätztes Mastermind der Freiheitlichen.


Grundsätzlich haben wir nach langjähriger Beobachtung Kickls und der Kritik an Kickl doch eines gelernt: Es ist wurscht, was er sagt. Es findet sich immer jemand, der es als unverzeihliche Aussage deklariert, selbst wenn der rhetorisch brilliante Klubobmann ein Guglhupf-Rezept vorgetragen hätte. Spätestens beim Satz „Man trenne Eidotter und Eiklar…“ hätte ein Politik-Sachverständiger schon gekreischt: „Aaaah! Der will immer nur trennen!“ Und bei „… das Eiweiß zu Schnee schlagen…“ hätte man die Omas gegen Rechts ausrücken lassen und gegen die Gewalt in seiner Sprache demonstriert.
Österreichs Politik wird um einen Obmann bereichert, den seine Mitbewerber einerseits schätzen und doch seine Fähigkeiten fürchten. Die Bandbreite der Lösungen, um die Krise, in die Österreich gerade mit Vollgas hineinsteuert, zu bewältigen, wird mit ihm sicherlich erweitert.





Fotos:
Ing. Norbert Hofer © wikimedia / Bwag / cc by-sa 4.0 / cropped
Dr. Harald Stefan © wikimedia / flickr / Franz Johann Morgenbesser / cc by-sa 2.0
Herbert Kickl © wikimedia / Michael Lucan / cc by-sa 3.0 de / cropped
Guglhupf © wikimedia / Googlehupf / cc by 2.0

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5 thoughts on “Wer fürchtet sich vorm blauen Mann?

  1. Ich bin schon länger für Kickl! Er ist momentan der Beste den man auswählen konnte. Besonders im Zusammenhang mit dem satanischen Cotona Wahnsinn, das heißt der Betrugs-Pandemie und allem was auf uns zukommt.

  2. Wenn man sich schon über „schlechte Sprache“ beschwert, sollte man vielleicht selbst halbwegs fehlerfrei schreiben. Da sind nämlich etliche Fehler drin…. Unbedingt mal einen Lektor anstellen.

    1. Sie haben leider recht. Auch wir haben noch genügend Luft nach oben.
      Jedoch sind wir doch meilenweit vom sprachlichen Niveau einiger Medienprodukte entfernt.

      Trotzdem nehmen wir uns Ihre Kritik zu Herzen und werden uns bemühen, unsere Qualität zu verbessern.

    2. Einen Lektor könnte aber auch ein Herr Fritz durchaus vertragen.
      Aber, wer aus Argumentationsnot nur die Semantik als Kritikpunkt vorschieben kann, der dürfte mit dem Inhalt durchaus d’ac­cord sein.

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