Nach der Hamas-Terrortour des 7. Oktober ist Israel auf der Jagd nach den Urhebern dieser unmenschlichen Grausamkeiten. Vollkommen zurecht! Und wie bei jedem Konflikt, der einen weder berührt noch irgendwie angeht, fühlen sich die ewig gleichen Personen und Personenkreise berufen, die Geschehnisse zu kommentieren, untragbare Vergleiche herzustellen und schwer nachvollziehbare Empfehlungen und Verurteilungen auszusprechen. Die beginnt bei einem UN-Generalsekretär António Guterres, geht weiter über einen „hohen Vertreter der EU-Außen- und Sicherheitspolitik“ Josep Borrell und endet bei den unzähligen meist im linken Lager anzusiedelnden Meinungsmacher, Journalisten, Intellektuellen und anderen nur eingeschränkt Berufenen mit zu viel Meinung und ganz wenig Ahnung.
Man bezeichnet nun allen Ernstes die Vorgangsweise der IDF, der israelischen Armee, im Gazastreifen als „Kriegsverbrechen“. Gerade die Spitzen der EU, die nach wie vor Geld in den Gazastreifen schicken, wohlwissend, daß dieses Geld in den Händen der Hamas landet, sollten wissen, wann man den Mund hält. Nämlich genau jetzt.
Gänzlich ignoriert wird, daß nach wie vor aus dem Gazastreifen täglich Raketen auf israelische Städte und Siedlungen geschossen werden. Scheinbar sucht die Hamas gar nicht die ernsthafte Auseinandersetzung mit der IDF, sonst würden sie ihre Raketen auf die bereits im Gazastreifen stehenden Truppen und nicht auf zivile Siedlungen abfeuern.
Gänzlich ignoriert wird, daß die Bevölkerung des Gazastreifens augenscheinlich ein gewisses Maß an Zustimmung und Sympathie für die Hamas-Terroristen hegt und zeigt: Als die Terroristenbanden am 7. Oktober mit als Trophäen gedachten Leichen israelischer Opfer zurück kamen, luden sie die leblosen Körper auf öffentlichen Plätzen ab. Dort strömten sofort Hunderte von Bewohnern herbei, um auf den toten Körpern herumzutrampeln und sie noch weiter zu schänden.
Es kann als Akt der Humanität und Fairness gesehen werden, daß die IDF den Einwohnern Gazas die Chance gibt, sich aus den angekündigten Kampfräumen zurückzuziehen. Speziell in Anbetracht der grausamen Bilder, die von den Bewohnern des Gazastreifens geliefert wurden.
Gänzlich ignoriert wird, daß es ein essentieller Bestandteil der Kriegsführung, des Belagerns und Bekämpfens ist, dem Gegner jede Versorgung, jeden Nachschub abzuschneiden. Daß Israel Wasser und Strom beschränkt, ist sohin ein völlig normaler Akt im Zuge einer kriegerischen Auseinandersetzung. Die Wortspenden mancher Politiker dazu sind so entbehrlich wie ihre sonstigen Minderleistungen im Bereich der Nahost-Politik.
So grausam es auch für viele Verweigerer der Realität klingen mag, ist ein Krieg immer mit unschuldigen Opfern verbunden. Man kann sich bemühen, dies zu vermeiden, völlig auszuschließen, wird es niemals sein.
Am Ende eine Anekdote aus einer US-Show in der der konservative jüdische Polit-Kommentator, Autor und Rechtsanwalt Ben Shapiro mit Hamas-Unterstützern diskutiert:
Ein Diskutant wirft ein, daß der Gazastreifen das größte Freiluft-KZ der Welt wäre und Israel Zivilisten ermorde mit seinen Angriffen.
Shapiro erklärt das israelische System des „Anklopfens“ bevor scharfe und effektive Bombardements stattfinden. (Dabei werden kleinste Bomben, die nur Lärm und kaum Schäden anrichten, als Warnung auf die Ziele geworfen, damit die Zivilisten das Haus verlassen.)
Der Diskutant wirft weiter vor, daß trotzdem auch Zivilisten sterben.
Shapiro meint darauf, daß es auch Opfer im zweiten Weltkrieg beim Bekämpfen des dritten Reichs gab. Und er fragte, ob Großbritannien auf das Bombardieren deutscher Städte verzichten hätte sollen.
Darauf meinte der Gegner Shapiros (ernsthaft), daß es keine zivilen Opfer auf deutscher Seite im zweiten Weltkrieg gab.
Nun war der sehr wortgewaltige und eloquente Ben Shapiro doch kurz etwas sprachlos. Er faßte sich und forderte den so offensichtlich ungebildeten Gegendiskutanten auf, dies doch den Bewohnern Dresdens Februar 1945 zu erzählen. Und er ergänzte: „You won’t find one. They’re dead!“
Vielleicht ist die kleine Shapiro-Anekdote signifikant für das Grundproblem vieler selbsternannter Nahost-Experten: Sie sind gleichzeitig ein- und ungebildet.
Josep Borrell © Johanna Leguerre / European Union, 2023 / EC – Audiovisual Service