Wie die EU-Kommission Europas Energieversorgung zerstört

MEP Mag. Roman Haider

Bevorstehende Energieknappheit, explodierende Energiepreise und drohende Black-Outs in Europa – was vor zwei Jahren noch als dystopische Kassandrarufe ewiger Pessimisten gegolten hat, wird derzeit in Europa zur Realität. Es greift jedoch zu kurz, allein den Krieg in der Ukraine und ausbleibende Rohstofflieferungen aus Russland für diese Entwicklung verantwortlich zu machen. Die traurige Realität ist: Die Ursachen dieser Katastrophe sind zu einem guten Teil hausgemacht.

Energiewende und Green Deal sind gescheitert
Die sogenannte Energiewende ist eines der Kernstücke des „Green Deal“, des wichtigsten Prestigeprojekts der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen. Dazu soll, geht es nach dem Willen der EU-Spitze, der Verbrauch von fossilen Brennstoffen zur Energiegewinnung drastisch gesenkt und bis 2030 durch erneuerbare Energien ersetzt werden; bis 2030 sollen 45 Prozent der Energie in der EU aus erneuerbaren Quellen stammen, was in etwa einer Verdoppelung binnen acht Jahren entspricht. Um Industrie und in weiterer Folge auch Verbraucher zum Ausstieg aus fossilen Energien zu zwingen, wird der Preis für CO2-Zertifikate seit Jahren durch eine eigenes EU-Instrument, die Marktstabilitätsreserve, künstlich in die Höhe getrieben. Im Gegensatz dazu werden Formen der erneuerbaren Energiegewinnung sowohl von der EU als auch den Mitgliedsstaaten gefördert; andernfalls wäre die Energiegewinnung aus Solar- und insbesondere Windkraft nicht rentabel. Auch das in jüngster Zeit in die Kritik geratene „Merit-Order“ Prinzip bei der Berechnung des Strompreises hat zur Förderung erneuerbaren Energien beigetragen. Was jedoch überhaupt als erneuerbarer Energie gelten soll, ist in der EU umstritten und unterliegt immer wieder Änderungen, worauf noch einzugehen sein wird.

Was aber ist das Problem am Ausbau der erneuerbaren Energien, um damit fossile Brennstoffe zu ersetzen? Selbstverständlich wäre es optimal, könnten wir den Energiebedarf der europäischen Industrienationen ausschließlich aus Wasserkraft, Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse decken. Das wäre nicht nur umweltfreundlicher und günstiger, sondern würde auch Europas strategische Abhängigkeit von Energieimporten beenden. Allein: es ist technisch nicht möglich, hochindustrialisierte Staaten wie Österreich oder Deutschland bedarfsgerecht mit diesen Energiegewinnungsformen zu versorgen. Gerade die wetterabhängigen Energiegewinnungsformen wie Wind- und Solarenergie sind zu volatil, um eine stabile Stromversorgung sicherzustellen. Zudem gibt es derzeit weder ausreichende Speichermöglichkeiten noch sind die Netze entsprechend ausgebaut. Die Wunschvorstellungen der Phantasten in der EU und den nationalen Regierungen sind nicht mit dem technisch Machbaren vereinbar, die Energiewende ist krachend gescheitert. Das Wall Street Journal hat diesen Sachverhalt Mitte Juli auf den Punkt gebracht: „Es ist an der Zeit, dass die politischen Führer dieses offensichtliche Debakel erkennen und zugeben, dass die Welt ohne einen technologischen Durchbruch noch jahrzehntelang einen ausreichenden Vorrat an kohlenstoffhaltigen Brennstoffen benötigen wird, um wohlhabend und frei zu bleiben.“

Der nächste EU-Schildbürgerstreich: Keine Energie aus Holz
Diese Einsicht fehlt leider sowohl den führenden EU-Entscheidern als auch heimischen Politikern. Denn statt alles daran zu setzen, die Energieversorgung Europas wieder auf eine solide Basis zu stellen, soll dem Patienten noch mehr von der giftigen Medizin verabreicht werden. Die Energiegewinnung aus Biomasse, und damit in erster Linie aus Holz, steht als nächstes auf der Abschussliste. Gemäß der neuen Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU (RED III) soll die Nutzung von Holz zur Energiegewinnung eingeschränkt und durch massive administrative Hürden erschwert, sowie Förderungen für Anlagen zur Energiegewinnung aus Holz gestrichen werden. Außerdem wird diese Energiegewinnungsform nur mehr bedingt als nachhaltig anerkannt, wodurch die bereits jetzt utopischen Ziele beim Ausbau erneuerbarer Energien in noch weitere Ferne rücken. Dies ist umso abstruser, als Biomasse den größten Anteil der nachhaltigen Energiegewinnung in Europa und auch in Österreich ausmacht. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der zudem im Gegensatz zu Öl und Gas in Europa in größeren Mengen verfügbar ist. In den letzten Jahren sind vor allem auf Gemeindeebene in Österreich über 2500 Biomasseanlagen entstanden, die teilweise gleichzeitig Wärme und Strom erzeugen und damit zu einem Stützpfeiler der kommunalen, dezentralen Energieversorgung geworden sind. Gleichzeitig mit dieser Entwicklung sind aber auch die Wälder in Österreich im Vormarsch, in den letzten zehn Jahren um sechs Hektar pro Tag. Von den eingeschlagenen 18,42 Millionen Erntefestmetern wurden nur rund ein Viertel, 26,6 Prozent einer energetischen Nutzung zugeführt. Das ist natürlich in erster Linie Schadholz, Verschnitt etc. Berücksichtigt man dazu den Schadholzanteil von 32,8 Prozent am Gesamteinschlag, wird deutlich, dass von der behaupteten großflächigen Abholzung der Wälder zur Brennholzgewinnung nicht die Rede sein kann.

Der Irrweg der EU: Ideologie schlägt Fakten
Vergleicht man das Vorgehen der EU in den Bereichen Windkraft einerseits und Biomasse andererseits, offenbart sich der ganze Irrsinn, der die Mehrheit der EU-Politiker inzwischen befallen hat. Windräder mit ihrer volatilen Energieerzeugung, Flächenversiegelung, Beeinträchtigung der Flora und Fauna sowie begrenzter Lebensdauer von 20 bis 25 Jahren sollen einen Eckpfeiler der zukünftigen Energieversorgung darstellen. Dagegen sollen die deutlich langlebigeren Biomasseanlagen, die zuverlässig und steuerbar Energie liefern, verdrängt werden.

Doch nicht nur im Bereich der erneuerbaren Energien schlägt pseudogrüne Ideologie alle Fakten. Insgesamt gibt es in der EU keine belastbare Strategie, wie die Energieversorgung für die kommenden Jahrzehnte sichergestellt werden soll. Das offizielle Ziel, der „Gewährleistung einer sicheren und erschwinglichen Energieversorgung in der EU entpuppt sich bei näherer Betrachtung als hohle Floskel. Die Energieversorgung ist inzwischen weder leistbar noch erschwinglich, Europa droht massiver Wohlstandsverlust und Deindustrialisierung. Doch obwohl sich die Energiewende gemäß den Vorstellungen der EU-Kommission als reine Chimäre entpuppt, ist man in Brüssel keineswegs zu einem Umdenken bereit. Im Stil trotziger Durchhalteparolen soll der eingeschlagene Weg sogar noch vertieft, weitere Milliarden an Euro sollen verschwendet werden. Die EU-Strategie erinnert damit zunehmend an die Massenangriffe des Ersten Weltkrieges, bei denen man mit immer noch mehr Soldaten bei gleicher Taktik irgendwann doch den Durchbruch erzielen wollte; das Ergebnis ist bekannt.

Die EU unter der Kommissionspräsidentschaft Ursula von der Leyens ist damit nicht nur zu einem Hindernis auf dem Weg zu einer energiesicheren Zukunft in Europa geworden. Diese EU-Kommission ist eine ernsthafte und akute Bedrohung für die Energieversorgung in Europa.

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