Oder doch?
Ein Kommentar.
Einiges tat sich in den vergangenen Tagen. Wenig wird darüber berichtet. Wieso? – Ganz einfach: „Message Control“! Obwohl, im Grunde wird durchaus berichtet, aber mit einer seltsamen Gewichtung. Und das Steuern dieser Gewichtung ist die wahre „Message Control“! Nicht die von der Regierung ausgesprochene, den demütigen und dankbaren Untertanen kund getane Nachricht wird kontrolliert, sondern die Art und Weise, die Gewichtung, wie sie von den Medien verbreitet wird. So schaut ’s aus im Schneckenhaus!
Zu kompliziert? Zu unverständlich? Nicht nachvollziehbar? Gut, dann nehmen wir ein Beispiel der vergangenen Tage als wunderbares Anschauungsmodell, wie das funktioniert:
Vergangenes Wochenende und am Anfang der Woche gab es (neben vielen anderen) zwei große Themen der österreichischen Politik: Einerseits die Verhandlungen der EU-Staatschefs zum als „Corona-Hilfe“ hochstilisierten Raubzug durch die Geldbörserln der Bürger von EU-Mitgliedsstaaten, andererseits die neuen Corona-Maßnahmen, deren umgehende Umsetzung Herrn und Frau Österreicher vor einem explosionsartigen Ausbreitung des COVID19-Virus schützen sollte. Aber was kam? Die als lebensrettende Maßnahme dargestellten neuen Maßnahmen, die uns vor dem sicheren Untergang bewahren sollten, wurden verschoben. Man wartete mit der Verkündung und Umsetzung dieser so dringend zur Rettung der gesamten Nation benötigten Schritte. Aber worauf? Auf was oder vielmehr auf WEN wartete man? – Na auf den Bundeskanzler Kurz, der noch in Brüssel weilte, und dort unter Vorspiegelung des Einhaltens von Ankündigungen den anderen Teilnehmern auf die Nerven ging. Präsident Macron, selbst ein mehr als abgebrühter Meister der Inszenierung und des Wähler-an-der-Nase-rum-Führens, beschwerte sich über die Telefonitis des Kanzler Kurz und analysierte treffsicher, daß es dem österreichischen Kanzler mehr um seine medialen Auftritte als um die Inhalte der Verhandlungen ginge.
Und so wartete die österreichische Regierungsmannschaft, allen voran der ohnehin mit seiner Aufgabe hoffnungslos überforderte Bundesminister Anschober, auf Bundeskanzler Kurz, um endlich die neuen Maßnahmen verkünden zu können.
Und nun wird es für den geneigten Zuseher österreichischer Regierungsschauspielerei interessant! Es folgt ein Meisterwerk an Choreographie der Pressemitteilungen, Pressekonferenzen, Verlautbarungen und Verkündungen.
Kanzler Kurz kommt mit einem Verhandlungsergebnis nach Hause, für das er im Normalfall mit nassen Fetzen bis nach Brüssel zurück gejagt werden müßte. Er ist noch nicht einmal in Schwechat gelandet, als er bereits einen großen Erfolg verkünden läßt. Einen Rabatt in dreistelliger Millionenhöhe habe er für Österreich ausverhandelt, als Speerspitze der „sparsamen Vier“ (letztendlich sogar sparsamen Fünf) hätte er die Österreicher vor großem Unbill und schweren Belastungen bewahrt, ließ der Kanzler in seiner angeborenen Slim-Fit-Lässigkeit verkünden, tingelte ohne eine Pause eingelegt zu haben von Interviewtermin zu Interviewtermin und ließ sich dafür feiern, daß er so energisch, so konsequent gewesen sein soll.
Nur, da war noch ‚was… Österreich, vielmehr der österreichische Steuerzahler hat dank des Kanzlers Verhandlungsgeschicks nun 5,4 Milliarden statt der bisherigen 2,9 Milliarden zu berappen. Also beinahe doppelt soviel. Das als Erfolg zu verkaufen grenzt an eine Lügengeschichte, neben der ein Baron Münchhausen blaß vor Neid werden würde.
Doch noch bevor sich die (mediale) Öffentlichkeit auf die weit auseinander klaffenden Unterschiede zwischen Kanzler Kurz‘ Darstellung und der Realität stürzen kann, wird nun die nächste Inszenierung, die Bekanntgabe der neuen Corona-Maßnahmen gestartet. Die Maßnahmen von so grandioser Wichtigkeit, daß sie einerseits 8,9 Millionen Österreicher vor dem sicheren Tod bewahren sollen, andererseits nur im Beisein des geniegleichen Bundeskanzlers verkündet werden dürfen: Wir müssen seit Freitag im Supermarkt und anderen wieder Masken Geschäften tragen. DAS sind effektiv die großen Worte, für deren Verkündung man den Kanzler brauchte.
Natürlich war die Ausarbeitung der entsprechenden Erläße wieder dem von Anschober geführten Gesundheitsministerium überlassen worden. Anschobers berüchtigte Ostererläße wurden gerade in dieser Woche vom VfGH in der Luft zerrissen und als rechtswidrig gebrandmarkt. Die neuen Erläße der naturgemäß mit ihrer Aufgabe überforderten grünen Mannschaft waren nun wieder von ähnlich abscheulicher Qualität. Aus den begangenen Fehlern zu lernen, setzt bekanntlich voraus, Fehler zu erkennen und sie einzugestehen. – Definitiv keine Kernkompetenz der Grünen.
Bitte aufmerksam bleiben! Genau jetzt stürzen sich alle Medien auf die neuen Erläße und Maßnahmen, zerlegen sie, suchen nach Sinnhaftigkeit und befürchten ein ähnliches rechtliches Fiasko, wie bei den Anschoberschen Ostererläßen. Dem sonst so medial gehätschelten Gesundheitsminister wird sogar das erste Mal der Rücktritt empfohlen. Wie zu erwarten springt die nicht minder unbegabte, aber vollkommen von sich überzeugte grüne Klubobfrau Sigi Maurer ein und verteidigt alle gesetzten Maßnahmen. Daß sie hier komplett an der juristischen Realität vorbeiquasselt, scheint der Dame mit dem lockeren Mittelfinger vollkommen wurscht zu sein.
Die Themen die nun durch den Äther rauschen sind die Qualität der Anschoberschen Anordnungen, die Sinnlosigkeit einer Maskenpflicht in Gegenden, in denen man eher vom Blitz getroffen wird als man an COVID19 erkrankt, die neuen Cluster an denen zwar kaum Krankheitsfälle, aber doch Infektionsfälle erkennbar sind, die Tests, denen es scheinbar an Qualität mangelt, …
Viel Gegacker im medialen Hühnerstall. Und alle schießen sich – in aller Sanftheit natürlich – auf die Grünen und ihre Unfähigkeit rechtskonform zu agieren und regieren ein. Die grundsätzlich gehätschelten Grünen bekommen etwas Wind ab. – Nicht auszudenken, wie die mediale Kritik, die Empörung bei einem Regierungsmitglied mit blauer Parteimitgliedschaft ausgesehen hätte. Selbst dieser Gedanke wird nun öfters laut ausgesprochen.
Was nun nicht mehr beachtet wird, ist der Sachverhalt, daß der Regierungschef mit neuen Milliardenbelastungen nach Hause kam und das ganze Land belog, indem er das auch noch als Erfolg verkaufte.
Unbeachtet bleibt, daß die mehr als fragwürdige Maskenpflicht vor allem schwarzen Unternehmern in allernächster Nähe zu Kanzler Kurz Gewinne in ungeahnten Höhen bescheren wird.
Vollkommen vergessen ist das Verhalten diverser ÖVP-Granden im Ibiza-Untersuchungsausschuß, und ebenso vergessen sind auch die bisherigen Ergebnisse dieses U-Ausschusses, die ein schreckliches Bild der ÖVP ans Tageslicht brachten.
Kein Thema ist die täglich zur Schau gestellte Inkompetenz der Verteidigungsministerin Tanner.
Kaum ein Wort mehr wird über die katastrophal in Szene gesetzte Corona-Hilfe verloren und die unzähligen Betriebe und Arbeitsplätze, die dadurch vernichtet werden.
Alles vergessen. Alles uninteressant. Jetzt ist die Zeit, in der man die Anschober-Ergüße zerlegt.
Und DAS, werte Leserinnen und Leser, ist Message Control! Man steuert das Timing der einzelnen Nachrichten an die Öffentlichkeit so, daß man von eigenen Riesenpatzern ablenkt, indem man den Koalitionspartner öffentlichkeitswirksam etwas Dummes tun läßt.
Message Control ist mehr als das gemeinsame Lächeln und sich gegenseitig ausreden lassen vor den Fernsehkameras im Rahmen einer Regierungspressekonferenz. Es geht viel weniger um das Finden gemeinsamer Worte, einer gemeinsamen Linie bei der Außenkommunikation, sondern um das Timing. Der Zeitpunkt bestimmt, was wann von den Medien mit großem Trara aufgegriffen wird. Hätte Minister Anschober am Montag seine unausgereiften Erläße verkündet, wäre er bis zum Zeitpunkt der Rückkehr von Kanzler Kurz mit medialen Ohrfeigen bedacht worden. Daraufhin hätte man die Ergebnisse der Verhandlungen in Brüssel zerlegt und der Bundeskanzler hätte sein mediales Waterloo erlebt.
Gefährlich ist solch eine Praxis allemal. Schließlich bleiben die Bürger unvollständig, ja teilweise sogar falsch informiert. Nur langsam verbreiten sich die tatsächlichen Sachverhalte bei den Österreicherinnen und Österreichern und lösen dann ein Gefühl der Ohnmacht aus. Je mehr sich die Bürger aktiv für Politik interessieren, desto enttäuschter werden sie. So wird Politikverdrossenheit auf beinahe geniale Weise geschürt und verbreitet. – Beinahe, als ob Dr. Mabuse und Professor Moriarty die Kommunikationsberater der schwarz-türkisen Regierungshälfte wären.
Wer den Wahnsinn durchschaut, soll das Interesse verlieren, soll auf Teilnahme bei politischen Entscheidungsprozessen verzichten. „Das bringt nichts!“ und „Sind eh alle gleich!“ sind die Schlachtrufe der Politikverdrossenheit.
Ein schauerliches Trauerspiel, das sich nur beenden läßt, indem sich die Bürger genau wegen solcher Taschespielertricks wieder mehr auf die hohe Politik konzentrieren und sich endlich wieder dessen bewußt werden, daß sie nicht die Untertanen, sondern die Dienstgeber dieser Regierung sind.
Wir wünschen einen schönen Sonntag!
Unterstützen Sie die heimische Wirtschaft!
Besuchen Sie Ihren Stammwirt! Er freut sich auf Sie!
Bilder:
Titel-/Vorschaubild © Bundeskanzleramt
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BM Anschober © flickr / Ars Electronica / cc by-nc-nd 2.0
Der Verfasser des Kommentars sollte sich bald einmal mit der Schreibung des ß etwas befassen, eine Qual u.A. die „Erläße“ beim Lesen!
Wer die Fehler Anderer schriftlich kommentiert, sollte zumindest in der Rechtschreibung firm sein.
Vielen Dank für diese besonders konstruktive Kritik. Nun wurde doch dereinst gelehrt, daß bei angrenzenden Zwie- und Umlauten das „scharfe ß“ zieht.
Gerne lassen wir uns auf Fehler aufmerksam machen.
PS.: Sie sollten die Setzung von Satzzeichen überdenken.
Wer die Fehler Anderer schriftlich kommentiert, sollte zumindest in der Grammatik firm sein.