Der britische Patient

Großbritannien hat gewählt und die bislang regierenden sogenannten „konservativen“ Torries wurden mit einer historischen Ohrfeige aus der Downing Street gejagt.
Leider ist es bislang nur wenigen Medien, speziell im deutschsprachigen Raum, gelungen, das Wahlergebnis als das darzustellen, was es ist. Die reißerischen Überschriften, die einen Erdrutschsieg der Labour-Party verkündeten, kann man getrost unter Fake News ablegen. Nicht die britischen Sozis haben gewonnen, sondern vielmehr haben die Torries verloren (2019: 43,6%, 2024: 23,7%). Die Roten haben noch nicht einmal zwei Prozentpunkte zugelegt (2019: 32,6%, 2024: 34,1%). Wahrer Gewinner der Wahl ist die Reform-Party von Nigel Farage, deren Zuspruch sich auf das siebenfache des letzten Ergebnisses erhöhte (2019: 2%, 2024: 14,3%)und damit den drittstärksten Wählerzuspruch des Landes einfahren konnte.

Die Tücke liegt allerdings im Wahlsystem Großbritanniens. Durch das „Mehrheitswahlsystem“ wird den Gewinnern von Wahlkreisen ein höherer Stellenwert zugeordnet. So ist die Zusammensetzung des Unterhauses auch nicht linear zum landesweiten Wahlergebnis und somit zum Wählerwillen dargestellt.
So hat die Labour-Party, die bei den vorletzten Wahlen (2017) ein um immerhin 6,2 Prozentpunkte besseres Ergebnis (40,3%)  hatte, aber in Opposition verweilen mußte, nun 411 der 650 Sitze, und damit eine satte Mehrheit. Die Torries bekommen gerade noch 121 Sitze, die mit 12,6% auf den vierten Platz gefallenen Liberaldemokraten immerhin 72 Sitze, während die drittplatzierte Reform-Party bloß 5 Sitze im Unterhaus ergatterte.
Ein System, das unserem Demokratieverständnis – (One man – one vote!) – zumindest nicht vollumfänglich entspricht.


Den massiven Absturz der Torries kann man denkbar einfach an drei Punkten festmachen:

Das Fiasko rund um die Abmachungen mit der EU nach dem BREXIT.
Eher unwillig mußten die Torries den mit einer Volksabstimmung legitimierten Austritt aus der EU umsetzen. Abgesehen vom Getöse des vorlauten BREXIT-Befürworter Boris Johnson war die Linie der Torries überaus EU-freundlich. Dementsprechend unengagiert wurde die Gangart bei der Umsetzung des BREXIT. Und man machte sich erst gar nicht die Mühe, diverse Nachteile, die von einem beleidigten EU-Verhandlungsteam in den Verträgen vorgegeben wurden, wieder heraus zu verhandeln. Es machte beinahe den Eindruck, als wollte man die britischen Wähler für den Volksentscheid bestrafen.

Die Corona-Politik.
Harte Lockdowns, Impfregime und keine Aussichten… Ähnlich wie in Österreich und Deutschland wurde auch in Großbritannien ziemlich überschießend auf die Krankheit reagiert und jeder Hausverstand vergessen. Die Rücksichtnahme auf kleine und mittlere Gewerbebetriebe war minimal.
Gleichzeitig, während sich die Bürger nicht aus dem Haus zu bewegen hatten, feierten Politiker der Torries wilde Parties und wurden dabei ertappt! Mehr hat es nicht gebraucht, um die massiv eingeschränkten Bürger zu verärgern. Und diese Abgehobenheit hat man sich gemerkt.

Die katastrophale Migrationspolitik.
Das einst sehr liberale, doch gleichzeitig sehr patriotische Großbritannien wurde über die Jahre zu einer Gesellschaft, in der man sich genau überlegen muß, ob man Kritik an den Entwicklungen äußert. Unbeschreiblich woke, unbeschreiblich bunt gibt sich der politische und mediale Mainstream und duldet keinerlei Kritik.
Vor allem der Zuzug aus afrikanischen und asiatischen Ländern, aus dem arabischen Raum und mit überwiegend muslimischem religiösen Hintergrund macht den Briten Sorgen und man will ein Ende der offenen Grenzen. Die Insellage, die für die Briten über Jahrhunderte Schutz bot, ist wertlos geworden, Und offen artikulierte Ablehnung der Migranten kann schon als „Haßverbrechen“ verfolgt werden.
Ähnlich wie in vielen europäischen Ländern hat die Bevölkerung die Nase gestrichen voll von der ungebremsten und unkontrollierten Zuwanderung. Auch hier wünscht man sich eine rasche Schubumkehr.
Das gebremste Verhalten der Torries in diesem Bereich wurde ihnen nun zum Verhängnis. Der Plan, nach Ruanda abzuschieben kam viel zu spät und wurde viel zu zögerlich angegangen.


Die nun von der Labour-Party verfolgten Pläne, sich ehestmöglich wieder der EU so stark wie möglich anzunähern und der sofort eingeleitete Stopp des Ruanda-Plans sind erwiesenermaßen das komplette Gegenteil der Wünsche der britischen Bürger, bilden jedoch jetzt schon, nur wenige Tage nach der Unterhauswahl, das Fundament für den rasanten Absturz der Labour-Party bei den nächsten Wahlen.

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert