Blick durch Europa und weiter
Kommende Woche, vom 22. bis zum 24. August treffen sich die Regierungschefs der BRICS-Staaten in Südafrika. Außerdem werden auch Vertreter interessierter Beitrittskandidaten erwartet. Beachtung fand dieses Zusammentreffen zuerst auf Grund der von der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock vollbrachten diplomatischen Glanzleistung, als sie Südafrika lautstark aufforderte, den dort erwarteten russischen Staatschef Wladimir Putin auf der Stelle zu verhaften, sobald er südafrikanischen Boden betrete. Der internationale Strafgerichtshof (IStGH) hatte schließlich einen Haftbefehl gegen Putin erlassen und Südafrika hatte sich schon vor Jahren der Gerichtsbarkeit des IStGH unterworfen.
Die Effekte dieses befremdlich wirkenden Auftritts waren und sind nun folgende:
Wladimir Putin wird nicht physisch, sondern per Zuschaltung teilnehmen.
Der in St. Petersburg stattgefundene „Afrika-Gipfel“ hatte mehr Gewicht erhalten, da man dort – auf russischem Boden – Dinge abklären und gemeinsame Wege besprechen konnte, die ansonsten auch noch von weiteren BRICS-Staaten mitgestaltet worden wären.
Der IStGH und sein Wirken wird auf internationaler Ebene stärker hinterfragt und seine Autorität öffentlich in Frage gestellt. Immer lauter wird gefragt, warum sich dieser Gerichtshof nicht auch gegen die Vereinigten Staaten wendete, wenn diese Aggressionsakte setzten.
Und in Südafrika wird nun offen darüber diskutiert, ob man sich weiter diesem IStGH unterwerfen soll oder diese juristische Bindung aufkündigen sollte.
Interessanter als die Verwerfungen und fundamentalen Veränderungen, die Frau Baerbock mit nur wenigen dahingestotterten Worten zustande bringt, ist jedoch die in Aussicht gestellte gemeinsame Währung der BRICS-Staaten.
Die BRICS-Staaten, die nicht nur über 42% der Weltbevölkerung repräsentieren, haben in ihrer Wirtschaftsleistung zwischenzeitig die G7-Staaten überholt. Und während im EU-Raum, wie in Nordamerika alle Zeichen auf Wachstum im Schneckentempo, ja sogar Stagnation stehen, legen die früheren Schwellenländer von BRICS ein Wirtschaftswachstum an den Tag, das man in Westeuropa zuletzt in der Aufbauphase nach dem zweiten Weltkrieg erlebte.
Der EU-Raum und seine Vertreter werden von den BRICS-Staaten ohnehin nur noch als wirtschaftlicher Zwerg und Haustier der USA wahrgenommen. Die sogenannte „werteorientierte“ Politik führender europäischer Politiker irritiert und verärgert die Vertreter von BRICS-Staaten und von BRICS-Beitrittskandidaten. Ratschläge aus Europa werden als unnötig, unangebracht und aufdringlich wahrgenommen.
Diese Staaten haben auch genug von der Idee, daß der Welthandel weiterhin in US-Dollar abgewickelt werden soll. Man vertraut dem Dollar, den USA und der Bonität der Vertreter dieses Welthandelssystems nicht mehr. Vielmehr will man wieder zurück zu einem Währungssystem hinter dem ein greifbarer Wert als Deckung steht. Es ist also naheliegend, daß man die Deckung mit Gold wieder in Betracht zieht.
Bis 1971 die Schulden zur Finanzierung des Vietnamkriegs nicht mehr zu stemmen waren, hielt man auch in den USA am Goldstandard fest. Der damalige Präsident Richard Nixon, der diesen Krieg samt Schulden von seinen Vorgängern „erbte“, sah keine andere Möglichkeit mehr, als diese Bindung aufzugeben. Um den Dollar trotzdem international als Handelswährung zu festigen, vereinbarte man mit dem damals größten Erdölproduzenten, Saudi-Arabien, das Öl künftig nur noch in US-Dollar abzurechnen. Saudi-Arabien tat dies nicht umsonst, sondern ließ sich im Gegenzug von den USA militärisch aus- und aufrüsten. Dies war die Geburtsstunde des Petrodollars.
Doch haben sich die Zeiten geändert. Saudi-Arabien ist schon lange nicht mehr der größte Erdölproduzent, und der früher als Abnehmer wichtige Westen zeigt lautstarke Bestrebungen, im Zeichen des Klimaschutz künftig auf Erdöl verzichten zu wollen. Zumindest will man dies versuchen. Saudi-Arabien und andere Staaten hocken nun auf riesigen Mengen an US-Schuldverschreibungen in Dollar, auf US-Dollar-Buchgeld und wissen nicht, was die Zukunft bringt.
Grund genug, sich ernsthaft Gedanken zu machen, was man als werthaltigen Ersatz für den US-Dollar nehmen soll. Der EURO, der von Haus aus zu schwach, zu labil aufgebaut wurde, stand dabei nicht einen Wimpernschlag lang zur Debatte.
Die Idee Rußlands und Chinas trifft den Geschmack unzähliger Schwellenländer weltweit. Kasachstan, Saudi-Arabien, Iran und die Türkei, einzelne afrikanische Staaten, sowie Argentinien zeigen sehr offenes Interesse am Beitritt zu BRICS. Der durch sozialistische Mißwirtschaft zum Armenhaus Südamerikas verkommene Erdölproduzent Venezuela will sich auch nicht mehr mit dem Dollar und den USA weiter ärgern.
Das Wie? und Wann? zu dieser BRICS-Währung ist bislang eine Anhäufung von Spekulationen. Eine gemeinsame Bargeldwährung im sicherlich bald größeren BRICS-Raum erscheint eher unwahrscheinlich. Eine gemeinsame Handels- und Buchwährung zur Abwicklung internationaler Geschäfte, sowie das proaktive Etablieren eines eigenen Zahlungssystems, um nie wieder auf SWIFT angewiesen zu sein, scheint jedoch plausibel.
Es ist ein Wirtschaftskrieg, den die USA aus rücksichtsloser Unachtsamkeit begonnen haben, und den die EU unüberlegt mitgetragen hat, der sich nun gegen die „Dollar-Hörigen“ richtet.
Bei nüchterner Betrachtung können kaum Zweifel aufkommen, daß die Dollar-Mannschaft diesen Krieg verlieren muß. Die größte Waffe haben die USA ihren künftigen Gegnern, wie Indien und China selbst in die Hand gelegt: Unmengen von Dollars! China hält seit Jahren die weltweit größten Dollarreserven. Weit mehr als die USA selbst. Würde die Volksrepublik nur einen Bruchteil dieser Dollarmengen auf den internationalen Markt werfen, bricht der Dollar unweigerlich zusammen und verfällt in Hyperinflation. Sehr kleine Schritte in diese Richtung werden derzeit auf dem Edelmetallmarkt unternommen: Die BRICS-Staaten kaufen Gold. Mit Dollar…
In einer Woche werden wir sicherlich mehr zur Entwicklung dieser angekündigten BRICS-Währung wissen.
Auch Frau ABaerbock musste akzeptieren dass nicht überall reisen kann/darf.