Warum denn nur so unbeliebt?

(Sehr selektive) Zusammenfassung des Geschehens ohne Höflichkeiten

Ein Kommentar.

Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserinnen und Leser!

Wer sich in Österreich einerseits politisch informieren, andererseits nicht komplett deprimiert werden will, schaut Talk-Shows. Die wahrscheinlich erfolgreichsten Polit-Talk-Shows sind die Gesprächsrunden auf dem Fellner-Sender oe24.tv. In Regelmäßigkeit besprechen und bewerten die Teilnehmer von (politisch gesehen) links bis rechts die nationale und internationale Tagespolitik. Und weil dabei auch einmal richtig gefetzt und heftig gestritten wird, kommt die Unterhaltung auch nicht zu kurz. Nicht weil Streit und Hader so amüsant sind, sondern weil bei manchem Diskutanten seine (gespielte?) Empörung so durchschaubar ist. Sozialvoyeurismus vom Feinsten!
Und einmal wöchentlich, am Donnerstag präsentiert man die neuesten Umfrageergebnisse der wirklich renommierten Lazarsfeld-Gesellschaft zu politischen Meinungsbild in Österreich. Das macht auch unser Magazin jeden Freitag Vormittag. Mit den großen aufwändigen Erhebungen der Lazarsfeld-Gesellschaft wollen wir unsere kleinen Umfragen jedoch nicht vergleichen. Im Grunde sind wir der Ansicht, daß alle Meinungsforscher und Umfragen betreibenden Einrichtungen – inklusive uns – bei der Darstellung des Meinungsbildes in Österreich mehr oder weniger daneben liegen. Grundsätzliche Trends kann man allerdings immer ablesen und das Wechselspiel aus öffentlicher Meinung, veröffentlichter Meinung und dem Trend in den Bewertungen von Themen, Parteien und Politikern in Zahlen gegossen beobachten. Daraus kann man dann auch Schlüße ziehen. Hoffentlich die richtigen Schlüße.

Auffallend waren diese Woche vor allem zwei Werte, die sich nach kurzem Nachdenken erklären lassen.
Da ist einmal ein Bundeskanzler Nehammer, der sich dafür, daß er immerhin Regierungschef ist und einen angeblichen Kanzlerbonus mit sich umher schleppt, einer Beliebtheit erfreut, als würde er verschwitzte Sportsocken aus dritter Hand verkaufen. Und das Umfragewunder ist nicht, daß er so unbeliebt ist, sondern, daß er nicht noch unbeliebter ist. Der Regierungs- und ÖVP-Chef hat immerhin nichts gegen den mehr als seltsamen Asyl-Pakt der EU unternommen. Im Gegenteil, der entsandte Innenminister Karner war mit dabei beim Erzielen eines „Konsens“ zur nicht funktionierenden Abwehr illegaler Migration und in Folge wieder nicht funktionierenden Verteilung von Migranten über Europa. Den schwarzen Peter hatten auf EU-Ebene und in den Medien wieder einmal Polen und Ungarn, die sich gegen dieses Konzept des Vollversagens stellten. – Aber in Österreich wird öffentlichkeitswirksam so getan, als würde man einen „Hardlinerkurs“ gegen die EU-Asylpolitik fahren. Kein Wunder, daß die Grünen noch immer mit der ÖVP in einer Regierung bleiben wollen. Schließlich sind in diesem Bereich die Ansichten und Handlungen gar nicht so unterschiedlich.
Als bekannt wurde, daß die EU weitere 66 Milliarden Euro für ihr Budget will, um davon die Ukraine mit Waffen und Material auszustatten und die üppigen Gehaltserhöhungen in der EU-Nomenklatura zu finanzieren, ließ der Herr Bundeskanzler Nehammer auch umgehend verlauten, daß er dagegen sei, die EU bei sich selbst einmal sparen solle, und, und, und, … Jedoch – und Sie werden sich wahrscheinlich gar nicht so sehr wundern – als vergangene Woche im zuständigen Ausschuß von den Blauen ein Antrag eingebracht wurde, ein Veto gegen die Mehrbelastung durch die EU einzubringen und sich dagegen zu wehren, stimmte die Kanzlerpartei ohne mit der Wimper zu zucken dagegen. Es liegt mehr oder weniger auf der Hand, daß ÖVP-Kanzler Nehammer nichts gegen diese exorbitante und vollkommen ungerechtfertigte Erhöhung der Zahlungen an die EU unternehmen wird. Aber diese tatsächlich substanziellen und handfesten Informationen wurden nicht so breit getreten wie Nehammers Ankündigung, dagegen zu sein. Glückwunsch, so kann man sich unverdient vor dem Absturz in die völlige Unbeliebtheit wehren.

Weniger Glück oder Geschick hatte der Bildungsminister Martin Polaschek. Mehrere Jahre Bildungsmisere sind das Leistungsbild dieser Bundesregierung. Vom Aussperren der Kinder aus der Schule bis zu Bildungsplänen, die einen hohen Anteil von funktionalen Analphabeten aus den Schulen verursachen, reicht die „Leistungsbilanz“. Im Bereich der Schulabbrecher liegt Österreich bereits über dem EU-Schnitt, wie eine ifo-Studie bereits bewies. Das Resultat sind Schulabgänger, die grundlegende Fähigkeiten, wie Lesen, Schreiben und Rechnen nicht beherrschen und damit auch völlig ungeeignet sind, eine Lehre zu beginnen, geschweige denn erfolgreich zu beenden. Daß ein Gutteil der Ursachen für diesen Bildungsniveau-Limbo in der Einbindung von Migranten ohne jegliche Sprachkenntnisse oder einer dem Westen adäquaten sozialen Kompetenz liegt, wird weiter ausgeblendet und teilweise sogar heftigst abgestritten. Mahnende Lehrkräfte werden mundtot gemacht. Das alte ÖVP-Motto „Hände falten, Gosch’n halten!“ wurde auf den Bildungsbereich übertragen. Doch nun hat der zuständige und (mit-)verantwortliche Minister ein Problem: In einem Teil Österreichs gibt es Zeugnisse. Daneben gab und gibt es auch eine Unzahl von Gesprächen zwischen Lehrern und Eltern. Und den Eltern wird immer klarer, daß das Problem des Bildungsabsturzes nicht nur an Handy-Videos, bösen Lehrern und Rammstein-Konzerten liegt, sondern daß das Problem im Bildungssystem, das leistungsfeindlich und orientierungslos zur Halbtageskinderverwahrung verkommt, liegt.
Pflichtschulabgänger, die keine Lehrstelle bekommen, weil der potentielle Ausbildungsbetrieb keinen Bedarf an Analphabeten hat, die nach dem Telefon (und dem darauf installierten Taschenrechner) greifen, wenn sie 13 und 17 addieren sollen, runden das Bild der allgemeinen Unzufriedenheit mit der Bildungspolitik ab.

Und nun zeigt es sich… Hätte der arme Dr. Polaschek auch ein adäquates Ablenkungsmanöver gehabt, wäre er bei den Beliebtheitswerten nicht so grauslich nach unten gerasselt. Aber womit hätte er flunkern sollen, wenn der Schulschluß mit Zeugnissen plötzlich für Realität sorgt?


Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Sonntag!
Bleiben Sie uns gewogen!
Bitte unterstützen Sie die heimische Wirtschaft!


Titel-/Vorschaubild / BM Martin Polaschek: wikimedia / C.Stadler/Bwag / cc by-sa 4.0

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert