Geist und Ungeist im Netz
Es hat sich – speziell in den USA – eine gänzlich neue „Branche“ gebildet, über deren Sinn oder Unsinn man trefflich streiten kann. Die „Influencer“. Der Klang der Begriffs erinnert ein wenig an die „Influenza“, und man kann sagen, daß eine gewisse (nicht nur akkustische) Ähnlichkeit herrscht: Sie verbreiten sich wie eine Seuche.
Aber sie sorgen nun auch für Amüsement. So haben schon vor rund zwei Jahren diverse auf Youtube und anderen Videokanälen vertretene Damen und Herren die in unseren Breiten durchaus schon länger bekannte Band „Rammstein“ für sich entdeckt und überschlagen sich seither in der Bewertung von Videos der Musiker.
Besonders amüsant sind natürlich irgendwelche Teenager oder junge Anfangzwanziger, geboren zu einem Zeitpunkt, als Rammstein schon mehr als berühmt und erfolgreich war, wenn sie den Bühnenprofis Talent attestieren und ihnen eine erfolgreiche Zukunft voraussagen.
Rammstein hat die Gabe, das Talent und die Kraft, all die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen und sorgt so unbeabsichtigt für Reaction-Videos der besonderen Art. Von Musikern, Musiklehrern, Sprach- und Gesangstrainern, von Rappern und Heavy Metal-„Gurus“ werden Videos bewundert und bewertet. Vor allem der legendäre Live-Auftritt in Paris findet begeisterte Zuseher.
Das nicht minder fulminante und erfolgreiche Konzert in Moskau findet leider etwas weniger Beachtung, was an den derzeit vorherrschenden politischen Verhältnissen liegen mag. Man ignoriert es.
Schlußendlich darf man der Band in aller Nüchternheit nachsagen, daß sie es geschafft haben, volle Stadien und Konzerthäuser voller Russen und Franzosen dafür zu begeistern, voller Inbrunst Lieder auf deutsch zu singen. Es ist insofern nicht völlig abwegig zu vermuten, daß in der Zwischenzeit mehr Rammstein-Texte als Schiller-Zeilen von Menschen nicht deutscher Sprache auswendig gekannt werden.
Titel-/Vorschaubild: Screenshot Youtube
