(Sehr selektive) Zusammenfassung des Geschehens ohne Höflichkeiten
Ein Kommentar.
Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserinnen und Leser!
Wir haben es geschafft, in den vier Worten des Titels viel Weisheit, und gleichzeitig unermeßlich viel Schwachsinn unterzubringen. Auch eine Leistung, nicht wahr?
Vorab: Es gibt nicht DIE Wissenschaft. Maximal gibt es wissenschaftliche Teilbereiche, in denen sehr viele Menschen weltweit mit unterschiedlichem Erfolg tätig sind, forschen, erkunden, messen, dokumentieren, und so weiter… Und es gibt bei diesen Teilbereichen wieder einzelne Felder, in denen es Erkenntnisse gibt, die unstrittig sind. Eins und eins ergibt zwei, und nicht grün. Eine Erkenntnis, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den Mathematikern dieses Globus rasch bejaht werden könnte.
Nun gibt es allerdings auch Bereiche der Wissenschaft, in denen man sich noch nicht ganz so sicher ist. Man stellt Thesen auf, wie sich denn dieses oder jenes in der Zukunft verhalten wird, wenn irgendein Umstand eintritt. Das Ergebnis ist offen, die Rahmenumstände noch nicht bekannt. Die Lösungen vielfältig. Und da kommt es natürlich zu wissenschaftlichen Auseinandersetzungen zwischen verschiedensten Lagern unterschiedlicher Auslegungen dieser oder jener Sachverhalte als Rahmen für dieses oder jenes… Aber das führt nun gerade wirklich zu weit… Doch eines steht schon einmal fest:
Solange etwas nicht geschehen und damit fix, fertig und meß- wie dokumetierbar ist, läßt sich darüber diskutieren. Also gibt es DIE Wissenschaft nicht, sondern Vertreter derselben, die über Themen diskutieren, Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen. Im Idealfall. Brenzlich wird es, wenn sich plötzlich die Politik einmischt und eine der Seiten der wissenschaftlichen Betrachtungen als nützlich für die eigene politische Agenda erkennt. Dann kommen nämlich kognitive Klettverschlußschuhträger auf die Schnapsidee, zu bestimmen, wer oder was die Wissenschaft ist, und wer oder was nicht. Erinnert Sie diese Schilderung praktizierten Schwachsinns an irgendetwas, an irgendein Ereignis der letzten Zeit? Das wäre natürlich reiner Zufall und selbstverständlich nicht beabsichtigt.
Wissen, Wissenschaft und Bildung haben in den vergangenen Jahrzehnten ja nicht unbedingt die beste Zeit in Österreich gehabt. In internationalen Bildungsrankings sind wir von den Spitzenplätzen ins sehr breite unangenehme „Mittelmaß“ abgerutscht. Man hat sich schon damit abgefunden, daß es Pflichtschulabgänger gibt, die weder sinnerfassend lesen können, geschweige denn die Grundrechnungsarten beherrschen. Schuld daran ist natürlich nie die Bildungspolitik, die seit Jahrzehnten „eine ganz dringend benötigte Reform“ in Umsetzung brachte und gelegentlich auch bringt… Ein hervorragendes Bildungssystem wurde so lange „reformiert“ bis… naja… Man sieht und spürt es ja…
In diesem Milieu der Bildungsferne fühlen sich Ideologen und Dogmatiker wohl. Man muß ja nichts beweisen, sondern nur lauter schreien. Die Sachpolitiker, die mit langweiligen Zahlen, Daten und Fakten an die Öffentlichkeit treten und einen unheilvoll ideologisierten Themenkomplex aufzulösen versuchen, werden gerne übersehen. Als diese Woche der oberösterreichische Landeshauptmannstellvertreter, Dr. Haimbuchner, und der erste Vizepräsident des Zivilschutzverbandes, Michael Gruber, ihre Bedenken über die ins Absurde abgeglittenen „Energiewende-“ und „Klimaziele“ äußerten, bekamen sie ein paar Minütchen Sendezeit im oberösterreichischen ORF und einem Lokalsender zugestanden. Die Kernaussagen, daß sich die großartigen grünen Ziele rein rechnerisch nie ausgehen können, und wir ein massives Risiko in den Bereichen Netzsicherheit, Wirtschaftlichkeit und Standortsicherheit eingingen, wurden nur am Rande gestreift. Dabei ist es wirklich schon sehr eng und brandgefährlich für das gesamte Land und seine Menschen. Eine führende politische Elite verweigert die Gesetze der Naturwissenschaft und gefährdet damit die ökonomische Sicherheit der Republik. Öfter als zuvor mußte man vergangenes Jahr zur Stützung des österreichischen Stromnetzes eingreifen um einen Blackout zu verhindern. Das Ziel muß natürlich eine den Gedanken des Umweltschutzes entsprechende Energiepolitik sein. Aber das geht eben nicht, indem man sich bloß vorne hinstellt, und eine Jahreszahl als Ziel nennt. Lustigerweise ist nun am halben Kontinent ein Wettbewerb ausgebrochen, bei dem sich Großstädte gegenseitig in ihrem Klimaziel „CO₂-Neutralität“ übertrumpfen wollen. 2040! 2035! 2030! Es werden Zahlen genannt, die genauso dumm wie unmöglich sind, als ob man den kommenden Donnerstag als Ziel setzen würde. Es ist der große Zusammenprall zwischen Wissen, Wissenschaft, Naturgesetzen einerseits und Ideologie samt „Wo ein Wille, da ein Windrad!“-Marketing andererseits. Auch wenn die grünen Schreihälse derzeit die Lautstärke auf ihrer Seite zu haben scheinen, werden sie doch unaufhaltsam und bald von der Realität niedergebrüllt werden. Zahlen lügen nicht…
Eine weitere Schwäche im sinnerfassenden Lesen mußte man diese Woche in den heiligen Hallen des österreichischen Parlaments konstatieren. Dort versammelte man sich zu einer „Privatveranstaltung“ in Verkleidung einer Nationalratssitzung, um dem Präsidenten einer kriegführenden Nation auf neutralem Boden ein Auditorium bieten zu können. Eine mehr als ekelhafte Optik.
Im Staatsvertrag, der österreichischen Bundesverfassung, in den unzähligen Schriften der großen Politiker der zweiten Republik, wurde oft der gesetzliche Rahmen, die Auslegung, der Segen, der Schutz, der Vorteil der immerwährenden Neutralität beschrieben. Und nun kamen Vertreter der hohen Politik, denen vielleicht das historische Wissen, vielleicht aber auch nur das historische Gewissen, wahrscheinlich aber der nötige Charakter fehlt, und deuten diese Neutralität neu. Der auf die Verfassung vereidigte Bundeskanzler verdrehte sie in einer Form des Geschichtsrevisionismus, daß der Geist seines Parteikollegen Leopold Figl höchstwahrscheinlich sein ÖVP-Parteibuch wutentbrannt zurückgab.
1. Die Neutralität wurde von der Sowjetunion aufgezwungen.
2. Die Neutralität ist nur eine militärische Neutralität.
3. Bei einem Angriffskrieg kann man nicht neutral sein.
Das sind die Top Drei der dümmsten Aussagen zum Thema Neutralität, die als Rechtfertigung für den wunderbar inszenierten Neutralitätsbruch, der mit der entbehrlichen Rede des ukrainischen Präsidenten einen Höhepunkt hatte, zum Besten gegeben wurden.
Zum ersten der Punkte: Nein. Einfach nein, völliger historischer Nonsens, wie man schon am zeitlichen Ablauf erkennen kann.
Zum zweiten Punkt: Die Jahrzehnte haben eine andere Praxis, einen anderen Umgang mit der Neutralität gezeigt. Die militärische Neutralität, die sich auf die Nichtbeteiligung bei militärischen Handlungen – außerhalb von UNO-Friedensmissionen – beschränkt, ist widersinnig, da man trotzdem zum Aggressor werden kann. Und genau diese Aggression soll vermieden werden. Man kann sich auch auf wirtschaftlicher, auf diplomatischer oder gesellschaftlicher Ebene höchst aggressiv verhalten. Und genau auf diesen drei Ebenen sieht man auch neutralitätsgefährdendes Verhalten.
Zum dritten Punkt: Wann, bittschön, soll man denn sonst neutral sein? Grundsätzlich beginnt ein jeder Krieg mit einem Angriff. – Das liegt in der Natur der Sache. Und irgendjemand ist dann der Angreifer und ein anderer der Angegriffene. Kriege und Konflikte dieser Tragweite sind genau das Feld, für die man Neutralität schafft.
Von diesen drei Unsinnigkeiten losgelöst, muß man auch betonen, daß neutrale Länder die wichtigsten Friedensstifter sind. Sie sind die Vermittler zwischen den streitenden Parteien. Sie sind die Garantie dafür, daß Kommunikationswege zwischen den Konfliktparteien nicht gänzlich abreißen. Neutrale Staaten sind die diplomatische Basis für Waffenstillstände und Friedensverhandlungen. Schlicht und ergreifend: Durch Vermittlungen sind schon mehr Menschenleben gerettet worden als durch Waffenlieferungen.
Und nun zurück zur Bildung: Was haben die Damen und Herren, die sich für diesen Firlefanz, der vielleicht in Brüssel und Washington für wohlwollendes Kopfnicken sorgen kann, zu verantworten haben, eigentlich gedacht? Haben sie auch nur einen Gedanken an die historischen Fakten „verschwendet“? Diese historischen Fakten wurden von großartigen Menschen geschaffen, denen genau die Clique, die nun die historische, österreichische, immerwährende Neutralität in Frage stellen, nicht einmal das Wasser hätten reichen können.
Liebe Leserinnen und Leser, geschätzte Damen und Herren, wenn Sie Interesse an der Geschichte der österreichischen Neutralität haben, nehmen Sie doch ein Buch, oder mehrere zur Hand. Nehmen Sie doch ruhig einmal ein Buch aus den 1950ern oder 1960ern und lesen Sie, was die Zeitgenossen der Schöpfung dieser politischen Ausrichtung Österreichs zu sagen hatten. Gehen Sie getrost davon aus, daß die zeitgenössische Darstellung interessanter ist und mehr Wahrheitsgehalt hat, als das Geblubber diverser Politik-Darsteller der 2020er.
Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Sonntag!
Bleiben Sie uns gewogen!
Bitte unterstützen Sie die heimische Wirtschaft!