Marie geht (in sich?)

Satirisch-bissiger Kommentar von N.K.

Gleich mal vorweg, hier geht es nicht um ein Plädoyer für den Verbot eines Films, sondern darum, wie es möglich war, dass eine Regisseurin wie selbsternannte Feministin es schaffte, trotz wohlbekannter Gerüchte um zwei Schauspieler, diese vor und nach den Dreharbeiten ihres letzten Films Corsage weiterhin unbehelligt mitwirken und an sämtlichen Festivitäten rund um den Film teilnehmen zu lassen.

Marie Kreutzer, bisher durch ein paar mehr oder weniger belanglose Befindlichkeitsfilme und Fernsehfilme einem kleinerem Publikum bekannt, war Teilnehmerin einer Diskussionsrunde zum Fall Teichtmeister. Anlass dafür war die Tatsache, dass sie kurz zuvor den oscarnominierten Film Corsage mit ihm gedreht hatte.

In der ORF Diskussion nimmt sie nun dazu Stellung, ja Stellung, genau. Vielmehr gibt sich die selbsternannte Feministin Marie hier eitel verharmlosend, selbstmitleidig und uneinsichtig. Nein, sie ziehe den Film nicht zurück, obgleich schon vor Beginn der Dreharbeiten Vorwürfe gegen einen der Schauspieler erhoben wurden und Teichtmeisters Fall kurz nach Drehschluss als sogar medial verbreitetes Gerücht aufkam. Denn, darum ginge es nicht, es ginge vielmehr um die Bedeutung ihres Werks, in dem so viel Herzblut stecke, das sozusagen ein Beispiel feministischer Filmkunst sei und dann noch eine Einladung zur Oscarverleihung wie eine Karotte vor der Nase hängt. Da kann Marie, deren Meisterwerk und Meilenstein feministischer Geschichtsaufarbeitung über fünf Millionen Euro Förderungen aus verschiedenen Ländern erhielt, nicht widerstehen. Der Oscar ist, so scheints, ihr das allerwichtigste, man merkt richtig, wie ungelegen ihr die depperte Teichtmeistergschicht kommt. Hatt des grad sein müssen, grad jetzt, während sie sich von peinlichen Befragungen kurzzeitig erholen darf.

Marie sagt, sie könne Geschichten erzählen, ja das könne sie. Aber nun in der Diskussion ist sie ganz schlecht im Geschichten erzählen, äääht herum, weicht wirbellos aus, drückt sich bei Insistieren der Moderatorin vor klaren Antworten und stilisiert sich gleichzeitig zum Opfer dieses Skandals hoch. Weiters stellt sie falsche Behauptungen auf, wie, Teichtmeister sei nur einer von vielen Darstellern gewesen, deshalb denke sie nicht daran, diesen, ihren ach so wertvollen Film zurückzuziehen. Nein, der Teichtmeister spielte eine Hauptrolle.

Marie Kreutzer beim Österreichischen Filmpreis 2019.

Ja, relativieren das kann sie die Marie, offenbar besser als erzählen. Denn als sie befragt wurde, wie sie mit dem damaligen Gerüchten rund um Teichtmeister umgegangen wäre, meinte sie, bei so einem sensiblen Thema müsse man einen sehr sensiblen Umgang pflegen, denn was im Falle der Unschuld mit einem derart Beschuldigten passiert, nicht auszudenken. Wie empathisch Marie da wird. Sie hätte ihn darauf angesprochen und er hätte ihr seine Unschuld glaubhaft dargestellt. Ein Schauspieler muss schließlich glaubhaft in seiner Darstellung sein, nicht Marie? Und hörten wir derartig heuchlerischen Verbalschrott nicht bereits vom Kusej? Das der Film nicht unter dieser Affäre leiden dürfe, dass ist der Marie wichtig, und schon gar nicht erinnert werden will sie an den zweiten Skandal, der ja bereits 2020 also weit vor den Dreharbeiten wie ein Elefant die linke Kunstblase zerplatzen zu lassen drohte. Aber wieder wird sie gefragt die Marie. Von Vorwürfen hätte sie schon damals erfahren, gibt sie nach Insistieren der Moderatorin zu und behauptet nach weiterem mehrmaligen Drängen, ja sie hätte im derzeit noch anonymisierten Skandal um den anderen Darsteller eh urgiert. Nebenbei gefragt, warum haben damals zumindest die österreichischen Filmförderstellen nicht reagiert.

Ja, bringt sie kaum heraus, der noch anonyme Schauspieler sei von selbst zu ihr gekommen um ihr von den Vorwürfen seitens der Frauen, die im Zuge der Dreharbeiten zu einem Frauenhausspot massiv von ihm bedrängt worden sein sollten, zu erzählen und für die Feministin Marie natürlich alles glaubhaft zu dementieren. Und als die Moderatorin sie darauf hinweist, das es bereits mehrere Frauen waren, die damals besagten Herren angezeigt hätten, versteigt sie sich in ganz unüberzeugende Erklärungsmodelle, wie, sie hätte ja versucht Kontakt aufzunehmen, aber als keine Rückmeldung gekommen wäre, hätte sie sich wieder ganz auf ihren wichtigen Film konzentriert. Ja, schon ein ziemliches Pech für eine so sensibel an ihr Werk herangehende Feministin, gleich bei zwei üblen Verdächtigen ihrer Crew die Augen zuzudrücken und dann auf Fragen so schäbig zu reagieren. Um ihren Film um jeden Preis durchzudrücken etwa? Aber, sagt Marie, die nie vergisst, sich gendergerecht auszudrücken, sie hätte eh schon länger vorgehabt, einen Film über Kindesmissbrauch zu drehen. Kinderschutz sei ihr wichtig, erklärt uns Marie und befindet sich dabei in oberflächlicher Harmonie mit ihren Mitdiskutanten und – onkeln , um jetzt auch „tschändagerecht“ zu schreiben. Na dann ist ja alles wieder gut.

In der österreichischen Botschaft in Berlin.

Ja, Marie will zur Oscarverleihung fahren, endlich Glamour. Soviel geopfert hat sie ihrem Film, die Marie. Ihre Hauptdarstellerin Vicky Krieps musste sich im Lauf der Dreharbeiten mittels Korsett auf einen Taillenumfang von 40 cm zusammenschnüren, der Realitätstreue wegen, wobei sie sich acht Zentimeter ersparen hätte können, wären sie Recherchen zum historischen Vorbild professionell und nicht ideologiegesteuert gewesen. Gripslos auch Vickys jammervolles Resumee über diese Torturerfahrung. Ganz schrecklich muss es für die Frauen damals gewesen sein. Ja ganz was Neues. Danke Marie. Unauthentisch ist im Übrigen der ganze Film. Über seinen Wert darf sich jeder selbst ein Bild machen. Aber für den Oscar reicht der meiner Meinung nach realitätsferne Befindlichkeitsschmarrn mit hausnerischer Bildsprache allemal. Oder etwa nicht? Letztendlich durften wir doch erfahren, dass er offenbar nicht oscartauglich ist. Über die Gründe dafür wolle sie nicht spekulieren, sagt Marie dazu.

In Hollywood, wo sich die sensibel erzählende und einfühlsame Feministin und große Filmschaffende Kreutzer den Oscar erhofft, gibt es bereits längerem eine von der Öffentlichkeit weitgehend ferngehaltene Diskussion über systematischen Kindesmissbrauch in der Filmindustrie. Die wenigen die 2017 hervortraten, um zu sprechen, wurden sogleich von der befindlichkeitsorientierten meetoo Welle erfasst und weggeschwemmt. Nur ganz kühne Kritiker dieses grauslichen Apparats trauten sich noch weiterhin medienwirksam zu protestierten, wie der stark als Rassist diffamierte Straßenkünstler Sabo.

Maries Geschichte spiegelt im Endeffekt nur den Gesamtumgang mit dem Fall Teichtmeister. Weder die Justiz, noch die Politik, weder die Aufsichtsräte noch die Kommissionen, weder die Theaterintendanten noch Filmregisseure haben etwas unternommen, Schauspieler haben geschwiegen. Alles nur um der ach so harmonischen „Bussibussi & Baba“-Stimmung Willen? Jawohl, erfolgreich den Deckel drauf bis zu dem schicksalhaften Tag des jungen Jahres 2023, an dem der stinkende Kessel mit unüberhörbaren Riesenknall in die Luft flog. Tja, Pech Marie, denn wir, also die primitiven Nichtsversteher von garnichts spüren bereits den Hauch der Schäbigkeit, die nun aus deiner Gutmenschenblase kommt. Wir sind nicht mehr so ganz überzeugt von eurem Glauben an eure stets propagierten Ideologien und werden voraussichtlich in naher Zukunft noch viele weitere dieser Explosionen erleben, vielleicht dämmert langsam auch bei Deinereiner die Einsicht.

https://tvthek.orf.at/profile/Der-Fall-Teichtmeister/13894850/Der-Fall-Teichtmeister-Die-Unschuldsmiene-einer-Kulturnation/14165031



Fotos:
Titel-/Vorschaubild (Selfie): wikimedia / Erhard Riedlsperger / cc by-sa 4.0
Marie Kreutzer (Gruppenbild) © Österreichische Botschaft Berlin / flickr / cc by 2.0

„AND THE OSCAR…“: screenshot twitter / brent baer
Marie Kreutzer ©
Manfred Werner / cc by-sa 4.0

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