Blick durch Europa
Ein Kommentar.
Vor wenigen Jahren war man auf unzähligen politischen und medialen Ebenen auf einem (grundsätzlich nicht falschen) Selbstfindungstrip, der dann leider etwas außer Kontrolle geriet. Man bekämpfte den „Eurozentrismus“ und gleich alle damit verbundenen historischen Fakten, Erinnerungen, ja sogar Denkmäler. Der Eurozentrismus soll Ursache und Grundübel für Kolonialismus, Sklaverei, Rassismus, etc. gewesen sein und noch immer latent in uns leben. Der Europäer, genauer gesagt der Westeuropäer mit seinem übersteigerten Selbstverständnis soll das Grundübel allen Leids der vergangenen Jahrhunderte gewesen sein. Man kam zum Schluß, daß Europa eben nicht der Nabel, der Mittelpunkt der Welt war und ist, und vor allem, daß, wenn irgend etwas von Europa in die Welt hinausging, es grundsätzlich schlecht war (und ist). Daß man mit dieser Geisteshaltung genauso einem Eurozentrismus anhing – nur eben mit veränderten Vorzeichen, fiel diesen schlauen Menschen nicht auf.
Viel hat man aus diesen scheinbar neuen Weisheiten(?) nicht im Gedächtnis behalten, denn eine ganze Reihe von Staats- und Regierungschefs Europas, vor allem des EU-Raums, führen sich schon wieder auf, als wären sie die Repräsentanten der gesamten Welt. Wenn es gegen Rußland, die russischen Föderation, gegen Putin geht, wirft man – speziell, wenn es um die EU-Sanktionspolitik geht – mit Aussagen um sich, die schlicht und ergreifend falsch sind. Und sie sind einfach überprüfbar falsch. Das ständig wiederholte Narrativ „Die ganze Welt stemmt sich gegen Rußland!“ ist so unrichtig, wie es gefährlich ist. Es ist ein vergleichsweise kleiner Teil der gesamten Weltbevölkerung und der Staaten dieser Welt, die sich an Aktionen gegen Rußland beteiligen. Und vor allem das nun über Wochen wieder und wieder aufgekochte Gerücht, daß sich China gegen die russische Föderation stellen würde, entpuppt sich als vollkommener Unfug. Nun stellt sich die Frage, ob man – also die verantwortlichen Staatenlenker des Westens – bewußt die Unwahrheit sagten, oder wirklich zu dumm waren und sind, den tatsächlichen Sachverhalt zu erfassen. Gerade rücken China und Rußland noch ein ganzes Stück näher zusammen und halten gemeinsame Militärmanöver ab. Von einer Abkehr Chinas von Rußland, um dem Westen, also den USA und der EU zu gefallen, kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil! Auch dort hat man die eurozentristischen Verhaltensweisen satt und verzichtet sehr gerne auf Ratschläge europäischer Politiker.
Um es zu verdeutlichen, wollen wir noch einmal den ständig übersehenen und kaum beachteten Umstand ins Gedächtnis rufen, daß sich Rußland und China gemeinsam mit Indien, Brasilien und Südafrika in einem nunmehr immer stärker werdenden Wirtschaftsbündnis befinden. BRICS! Kasachstan, reich an Öl- und Gasvorkommen ist bereits in enger Kooperation mit diesen BRICS-Staaten. Diese BRICS-Staaten stellen 42% der Weltbevölkerung und 28% der weltweiten Wirtschaftsleistung. Durch ihre Verträge mit weiteren Staaten, wie eben bspw. Kasachstan, aber auch Venezuela, sowie den ambitionierten Engagements in vielen Staaten Afrikas, stellt diese Anzahl von Staaten, die in einem eigenen Wirtschaftsraum, in einem eigenen Wirtschaftsbündnis und Wirtschaftskreislauf problemlos leben könnte, eine satte Mehrheit der Weltbevölkerung.
Und die EU ist in der Minderheit, und dabei auch noch massiv von den Produkten und Rohstoffen des Wirtschaftsraumes, der sich um Rußland und BRICS gebildet hat, abhängig.
Die vom Import zum Überleben abhängigen EU-Staaten wären gut beraten, eurozentristische Tendenzen gegen ein wenig Realität einzutauschen.
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