Psychiater, Kreisky und ein Erlagschein

(Sehr selektive) Zusammenfassung des Geschehens ohne Höflichkeiten

Ein Kommentar.

Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserinnen und Leser!

Ja, Sie vermuten es richtig. Auch heute bleibt „der Osten“, der Konflikt in der Ukraine, nicht unerwähnt. Dabei muß man ja schon höllisch aufpassen, wie man diese Vorgänge benennt! In Rußland darf man (laut unbestätigten Gerüchten) den Begriff „Krieg“ nicht anwenden, sondern muß von einer „Operation“ sprechen. Und im bekanntlich freien Westen wird man moralisch niedergeknüppelt, wenn man den russischen Beitrag nicht in der blutrünstigsten Buchstabensuppe versenkt, während man gleichzeitig den ukrainischen Einsatz zum Sinnbild ewigen Heldentums verklärt.
Da wir sicher nicht die Ersten sind, die mit der Weisheit „Das erste Opfer des Kriegs ist immer die Wahrheit!“ hausieren gehen, wollen wir ihren Sinn und Wahrheitsgehalt nicht großartig darlegen. Und ja, es wird gelogen, aber von beiden Seiten. Die russischen Wuchtln werden allerdings bei uns nicht breitgetreten, sondern die wundersamen Erzählungen von der ukrainischen Heldenfront.
Aber, wie gesagt, wollen die Sache gar nicht großartig aufdröseln und analysieren. Ein paar kleine Gedanken dazu sollten reichen:
Laut (teilweise schon peinlichen) Meldungen diverser Medienvertreter und Nebenerwerbskriegsberichterstattern gibt es schon unzählige Tausende russische Gefallene, mindestens die gleiche Anzahl an Deserteuren und noch einmal die selbe Menge an Gefangenen. Erfahrungsgemäß kann man vom Vielfachen – die Statistik zeigt ein Verhältnis von einem Gefallenen zu rund 6,5 im Gefechtsgeschehen schwer Verletzten – an (kampfunfähigen) Verwundeten pro Gefallenen ausgehen. Ausgehend von der bereits genannten Horrorzahl von 10.000 russischen Gefallenen kann man dann – so die Angaben der ukrainischen Seite auch nur ansatzweise der Wahrheit entsprechen – davon ausgehen, daß die russischen Ausfälle die 90.000er-Grenze bereits überschritten haben. Da die russischen Truppen allerdings „nur“ mit ca. 130.000 Mann Truppenstärke angetreten sind und keine moderne Angriffstruppe einen Ausfall von mehr als 20% erträgt, darf man seriöserweise die Frage stellen, wie die Russen es nur zustande bringen, trotzdem mit durchschnittlich 2 km/h die Front ins Land hinein zu drücken.
Mit Verlaub, bei allem gebotenen Respekt, aber was uns hier tagtäglich über zig verschiedene Medienkanäle, in Druck, Bild oder übers Radio, verzapft wird, ist – Bitte verzeihen Sie den Ausdruck! – ein Haufen Mist!

Das peinlichste Heldentum ist das erfundene Heldentum. – Egal auf welcher Seite, egal von welcher Seite.

Der Westen, naja… vielmehr die lautstärksten selbsternannten Vertreter des Westens reagieren hysterisch mit Beschimpfungen und Selbstlügen auf eine kaum mehr zu leugnende Tatsache: Rußland wird die Ukraine besetzen.
Da helfen auch keine teilweise absurden „Analysen“. Wenn uns im angeblich moralisch so hochstehenden Westen nur ansatzweise etwas am Schicksal der Ukrainer – nicht nur am Schicksal der Brüder Klitschko und Präsident Selenskyj samt Anhang – nein am Schicksal der vielen Millionen Ukrainer, die keine Möglichkeit haben, bis zum letzten Moment auszuharren, um dann vielleicht doch noch schnell mit einem Hubschrauber ins rettende Ausland zu fliegen, etwas liegt, müßen wir uns rasch, ernsthaft und glaubhaft für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen einsetzen. Bei „ernsthaft“ und „glaubhaft“ wird es allerdings Probleme geben. Zu oft und zu lange haben westliche Staatenlenker den russischen Bären geärgert, gefoppt und nicht für voll genommen. Zu viele Versprechen wurden gebrochen und zu oft wurden die tatsächlich stattgefundenen Gaunereien, Verbrechen und Gräueltaten an den Russen als „Fake News“ oder „Russenpropaganda“ abgetan und damit die Opfer auch noch zusätzlich verhöhnt. Kein Wort hört oder liest man (nur so als Beispiel) bei uns von den über 40 Russen, die in Odessa ins örtliche Gewerkschaftshaus getrieben wurden und dann das Haus niedergebrannt wurde. Kein Wort von den Aktionen, als man russischstämmigen Ukrainern die Ausstellung von Pässen und Personalausweisen verweigerte, sie nicht mehr an den Leistungen des Staates teilhaben durften und der Gebrauch der Muttersprache verboten wurde.

Die Wahrheit als erstes Opfer des Kriegs. Und ihr Tod wird nicht einmal betrauert.

Selenskyjs Versprechen, diese Ungerechtigkeiten umgehend zu beenden, fanden nicht einmal den Versuch einer Umsetzung. Aber lassen wir das.
Beinahe täglich findet sich heute irgendein Kasperl (Und dieser Begriff ist hier angebracht!), der vor laufender Kamera erklärt, daß der russische Präsident wahnsinnig geworden sei. Wer ohne Ausbildung, ohne Sach- und Fachkenntnis, ohne entsprechende Berufszulassung derartige Diagnosen erstellt, ist ein Kasperl. Wer trotz Ausbildung und Berufszulassung, aber ohne jemals ein Wort mit der Person gewechselt zu haben, diese Diagnose in den Raum wirft, ist nicht minder ein Kasperl und würde bei ähnlich gelagerten Fällen, aber anderen Personen höchstwahrscheinlich Probleme bekommen. Aber, wie gesagt, lassen wir das…
Es bedarf schleunigst ernsthafter und ehrlicher Verhandlungen. Punkt.

Russische Soldaten sind derzeit ein gern gesehenes Objekt wundersamster Berichte und Nachrichten.

Das Wichtigste für die angesprochenen ernsthaften und ehrlichen Verhandlungen wäre natürlich ein Vermittler, eine Person mit entsprechendem Ansehen, die den Respekt und das Vertrauen beider Seiten genießt. Diese Person müßte im Idealfall der Vertreter einer neutralen Nation sein, einer Nation, die bewiesen hat, daß sie sich aus Konflikten raushält, die ihren eigenen Weg kennt und geht. Österreich hatte dereinst, bis sie in die patscherten und klebrigen Finger von politischen Dilettanten fiel, einen hervorragenden Ruf und seine Vertreter waren gern gesehene Vermittler. Gern gesehen, weil sie den ehrlichen und lösungsorientierten Umgang der Konfliktparteien miteinander suchten und unterstützten.

Die Sturen und Unfähigen haben sich in einem Bunker der Uneinsichtigkeit und Inkompetenz verschanzt.

Österreich hatte neben anderen diplomatischen Größen mit hohem internationalen Ansehen einmal einen Bundeskanzler Bruno Kreisky. Und es wäre sicherlich nicht schlecht, einmal darüber nachzudenken, wie sich dieser Bundeskanzler wohl in dieser (oder einer anderen) Krise verhalten hätte.
Hätte er die Zähne gefletscht? Niemals!
Hätte er sich irgendwelchen Sanktionen angeschlossen? Nicht im Traum!
Hätte er rasch ein Gespräch mit den jeweiligen Anführern der Konfliktparteien gesucht? Ja!
Hätten diese Anführer auf ihn gehört und ihn ernst genommen? Auf jeden Fall!
Und zum Schluß die Preisfrage: Warum versuchen die zuständigen Damen und Herren der Bundesregierung nicht einfach diesen großen Staatsmann zu imitieren, wenn sie schon selbst keine brauchbaren Einfälle haben?
Oder glaubt ein Karl Nehammer ernsthaft, daß er schlauer als ein Bruno Kreisky ist?

Dr. Bruno Kreisky. Ein großer, international geachteter Staatsmann, an dem man sich orientieren sollte. – Wenn schon „plagiiert“ wird, dann bitte seine Diplomatie.

Unsere Regierung samt ihren Regierungsparteien hat ja bekanntlich – neben einigen anderen Großbaustellen – ein massives Kompetenz- und Niveauproblem.
Man durfte sich deshalb in der vergangenen Woche gleich mehrmals und mehrfach über die seltsamsten und groteskesten Auftritte (sowie einen Rücktritt) und Ausfälle staunend entsetzen.
Dr. Wolfgang Mückstein, der glück- und schon ein bisserl herzlose Erbe von Anschobers Gesundheitsministerium verabschiedete sich ca. zwei Wochen nachdem er die Beantwortung einer Anfrage des Verfassungsgerichtshofs abgeben mußte. Der in der Zwischenzeit öffentlich gewordene Inhalt dieser Beantwortung legt die Vermutung nahe, daß es nicht die in Mücksteins Rücktrittsrede geschilderten Umstände von bedrohlichen Bürgern und unangenehmem Polizeischutz waren, die den Mediziner zurück in seine Praxis treiben. Sein designierter Nachfolger läßt schon jetzt die Rufe vieler Bürger nach Rauchfreiheit im Ministerium lauter werden.

Laut unbestätigten Gerüchten ist blauer Dunst beliebter als grüner Rauch.

Die stets um kompetente Lösungen bemühte Ministerin Schramböck erklärt staunenden Zuhörern, man könne die SWIFT-Abkoppelung Rußlands ganz einfach umgehen, indem man einen Erlagschein zur Überweisung benutzt. Also so händisch, mit Kugelschreiber und dem Eintragen von Name, Betrag, IBAN und BIC. Der grenzgenialen Schöpferin des Kaufhaus Österreich dürfte in diesem Zusammenhang gänzlich entgangen sein, daß es sich beim Kürzel BIC um nichts Anderes als einen sogenannten „SWIFT-Code“ handelt. Wohlwollend blickt die heilige Inkompetentia, die Schutzpatronin unserer Bundesregierung, hernieder und ist ein bisserl stolz.

Ganz dunkel und ganz verschwommen erinnert man sich noch an dieses Stück Papier… Schramböck entdeckt darin die Lösung! Peinlich.

Eine andere, bereits ehemalige, ÖVP-Ministerin, nämlich Sophie Karmasin wurde sehr unangenehm aus ihrer Tagesroutine gerissen indem man sie in U-Haft nahm. Wieder geht es (natürlich laut unbestätigten Gerüchten) um Umfragen, das „Projekt Ballhausplatz“, einen gewissen Sebastian Kurz, von dem zwischenzeitig niemand in der ÖVP jemals etwas gehört hat, usw. Es gelten Unschuldsvermutung und höchstwahrscheinlich auch Unmutsverschuldung.
Daß die Energiekosten explodieren kratzt unsere Damen und Herren der Bundesregierung sehr wenig. Eine Abkehr von den Neo-Belastungen durch grüne Steuer- und Abgabenerfindungen wird es nicht geben. Die nächste Teuerung kommt also noch dazu. Vielen Dank, liebe Frau Gewessler! Danke liebe Grüne!
Und dies geschieht, obwohl das zum Heizen im Privatbereich, aber vor allem zur Stromproduktion in Gaskraftwerken, so dringend benötigte Gas aus Rußland ohne Einschränkungen strömt. Sogar mehr als zuvor! Rußland hält – wie übrigens vom russischen Präsidenten zugesagt – seine Verpflichtungen ein.

Schon die Klopapierkrise 2020 wurde durch zusätzliche Lieferungen aus Rußland bewältigt.

Trotzdem begibt sich Nehammer gemeinsam mit Regierungskollegen auf Reise in den Nahen Osten, um dort neue Gaslieferanten aufzutun, die zwar – wenn man schon den bizarren Moralmaßstab der selbstgefälligen Bundesregierenden hernimmt – noch ein paar Stufen unter den schlimmsten Putin-Aktionen stehen, aber dafür Gas zum vielfachen Preis zu liefern imstande sein sollen. Glückwunsch!
Anstand und Moral sind ja auch die Lieblingsthemen, denen die Herrschaften der ÖVP beim laufenden ÖVP-Korruptions-U-Ausschuß ihr Leben und Wirken geweiht haben. Der Vorsitzende ÖVP-Mann Wolfgang Sobotka findet seine Leitung gerade dieses U-Ausschuß vollkommen normal und wackelt nicht einmal mit einem Ohrwaschel. Dafür wollte er gleich zu Beginn sein ganz persönliches Sprechmarkerl-Management zu den Ausschußsitzungen einführen. Er, Wolfgang Sobotka, als alleiniger Herrscher und Beherrscher der Mikrophon- und Tonanlage. Er, Wolfgang Sobotka, würde bestimmen, ob jemand spricht, oder nicht. Der eher mäßige Begeisterung auslösende Überraschungsgag des Herrn Nationalratspräsidenten wurde nach Protesten wieder rückgebaut.

Der ÖVP-Sympathie-Beauftragte und Nationalratsabgeordnete Andreas Hanger zeigte Unverständnis und seltsam anmutenden Humor.

Der für seine gewinnende und herzliche Art bekannte und beliebte ÖVP-Abgeordnete Andreas Hanger versteht das nicht und tat dies auch vor laufenden Kameras kund. Als der für die ÖVP zum wahren Beelzebub gewordene Peter Pilz auch noch zig Seiten Chatprotokolle an den Ausschuß übergab, wollten sich wohl auch ein paar Damen und Herren der ÖVP übergeben. Das fanden und finden sie nämlich gemein.
Auf jeden Fall läuft der Ausschuß nun. Der Abgeordnete Andreas Hanger hat ihm seine eigene Bezeichnung verpaßt: „Transparenz-Ausschuß“. „Immer mit einem Witz beginnen!“, wird er sich dabei wohl gedacht haben.



Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Sonntag!
Bleiben Sie uns gewogen!
Bitte unterstützen Sie die heimische Wirtschaft!


Foto Andreas Hanger © Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen

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2 thoughts on “Psychiater, Kreisky und ein Erlagschein

  1. Kreisky würde wahrscheinlich die EU auffordern, die EU soll den Beschluss fassen, Putins Behauptung, dass 1991 die Nato zugesagt hat sich nicht gegen osten auszudehnen, zu überprüfen!
    Bis diese Überprüfung abgeschlossen ist soll Putin aufgefordert werden keine Kriegerischen Handlungen durchzuführen.
    Wenn Putin mit seiner Behauptung recht hat, sollen alle nach 1991
    zur Nato gekommenen Staaten wieder aus der Nato ausgeschlossen werden. Diese Staaten könnten wenn Sie wollen alle Neutral werden und somit wäre der Frieden in Europa wiederhergestellt. Aber die feige EU Politiker kriechen lieber der USA in den Arsch und nehmen diesen unnötigen Krieg heuchelnd hin.
    https://youtu.be/SY08fufghJo

    1. Eher unwahrscheinlich, da die Zusage, die Nato nicht nach Osten zu erweitern kein Thema der EU, sondern der 2+4-Verträge waren. Auch eine Rückabwicklung von NATO-Mitgliedschaften wäre nie gefordert oder umgesetzt worden.
      Als sicher kann angenommen werden, daß der angesehene Staatsmann Kreisky die Konfliktparteien umgehend an einen Tisch gebracht hätte, um (realistische) Ausstiegsszenarien zu besprechen.

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