Ein Anruf beim Rechtsanwalt

(Sehr selektive) Zusammenfassung des Geschehens ohne Höflichkeiten

Ein Kommentar.

Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserinnen und Leser!

Anstelle unseres sonntäglichen Kommentars wollen wir heute eine kleine Geschichte wiedergeben, die eventuell so stattgefunden haben könnte. Sämtliche Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und tatsächlich existenten Parteien und ihrem tatsächlichem oder nur so empfundenen Verhalten sind selbstverständlich purer Zufall und niemals beabsichtigt.

Ein Redakteur grübelt über eine etwas bissige Formulierung, die er in seinem wöchentlichen Kommentar zur Politik seines Landes unterbringen will. Da er sich nicht wirklich sicher ist, ob er mit der Schärfe der Wörter nicht eine zivil- oder gar strafrechtliche Grenze überschreitet, ruft er bei einem Rechtsanwalt an…

R(edakteur): „Servus! Du ich hab da ein kleines Problem. Ich will nach der grauslichen Kampagne der YXZ-Partei* gegen den ABC* einen knackigen Kommentar schreiben. Und mir ist da eine Formulierung eingefallen, die unbeschreiblich grauslich, aber doch auch treffend ist. Aber ich weiß nicht, ob ich die bringen kann ohne in Grund und Boden verklagt zu werden.“
A(nwalt): „Grüß Dich. Willst Dich wieder mit Leuten anlegen, die Dich mit einem Fingerschnipp ausradieren können? Was magst denn leicht schreiben?“
R.: „Na wenn ich nur gegen Leute schreib, die gegen mich im Ernstfall keine Chance haben, hab ich nicht viel zu schreiben…
A.: „Stimmt auch wieder…“
R.: … in den Kommentar zu dieser XYZ-Aktion wollte ich schreiben:
>Ein Blick in die Seele von so manchem XYZ-Funktionärs ist, als würde man dem Teufel ins Ar***loch schauen.<
Was meinst? Kann ich das bringen oder ist das klagbar?“

A.: „Klagbar ist Alles. Ob man damit durchkommt, is wieder ´was And’res. Lies ma den Satz nochamal vor.“
R.: „Ein Blick in die Seele von so manchem XYZ-Funktionärs ist, als würde man dem Teufel ins Ar***loch schauen.
A.: (kichert)
R.: „Ja was jetzt?“
A.: „Also nach meiner Einschätzung und natürlich im Zusammenhang mit der geschilderten, wirklich niveaulosen und als unanständig wahrgenommenen Kampagne gegen den ABC kannst das durchaus als quasi persönliche Wertung ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit bringen. I tät ’s halt net.“
R.: „Also rechtlich wäre ich auf der sicheren Seite?“
A.: „Nach meiner Einschätzung schon. Aber Du weißt eh: Vor Gericht und auf hoher See bist halt in Gottes Hand!“
R.: „Den Spruch hör ich auch jedes Mal von Dir…“
A.: „…na weil ’s wahr ist!“
R.: „Aber warum soll ich ihn nicht bringen, wenn er rechtlich unbedenklich ist?“
A.: „I hab net g’sagt, daß er unbedenklich is. Versteh mi jetzt net falsch! Du kannst den Spruch bringen. Natürlich mit dem entsprechenden Zusammenhang! Und wenn sich dann einer irgendwie ans Bein gepisst fühlt, wird er Dich klagen und wir schau’n uns das Ganze dann vor Gericht an. I mach als Dein Anwalt ein schönes G’schäft und am Ende wirst höchstwahrscheinlich auch Recht bekommen. Aber – und so schlau sind wir doch schon als große Buben, daß ma des wissen – Du wirst nicht von EINEM Schlumpf aus der zwölften Reihe aus der XYZ-Partei geklagt werden, sondern von fünf oder zehn oder fuffzehn. Die werden konzertiert auf Dich und Dein Kas-Magazin eindreschen, daß Du keinen Fuß mehr auf ’n Boden kriegst. Die werden mit konstruierten G’schichtln Streitsummen in die Höhe treiben, daß Dir schwindlig wird und des Ganze finanziell niemals stemmen kannst. Du wirst auf dem Weg zum letztinstanzlichen Urteil einfach finanziell verhungern und mehr Zeit bei mir und am Gericht verbringen als in der Redaktion!“
R.: „Sag net Kas-Magazin!“
A.: (seufzt) „Na, is eh leiwand. Aber neben die ganzen echt interessanten G’schichterln mußt net Du immer so betont grauslich sein. Des hast net nötig. Die Leute lesen des doch auch, wennst sachlich bleibst.“
R.: „Na sicher! A sachlicher unlustiger Kommentar ohne Polemik, Übertreibungen und Humor findet grundsätzlich viele Anhänger… Und der Playboy wird hauptsächlich wegen der interessanten Artikel gekauft.“
A.: „Du wolltest mei Einschätzung und da hast Du sie. Im Prinzip sollt i Dir des Telefonat für ’s bloße deppat sein verrechnen!“
R.: „Du mi a.“
A.: „Und, horchst auf mi?“
R.: „Ja. Aber nerven tut die Sache schon. Man muß des in einer größeren Dimension sehen. Im Prinzip stellen doch solche Gschichten die Idee der Pressefreiheit in Frage.“
A.: (lacht) „Wo hast denn Du die letzten eineinhalb Jahre verbracht, Du Nebenerwerbs-Kisch? Pressefreiheit, der ganze Ballawatsch, den man irgendwann einmal als normal g’sehen haben, is doch dahin. Bei mir in der Hack’n schaut ’s ah net besser aus und Du weißt es.
Aber bitte laß den Spruch einfach bleiben. Die machen Dich sonst fertig.“

R.: „I laß den Kommentar einfach aus. Mi g’freit ’s eh net. Ich bedanke mich für Deine unbeschreiblich nette Ansprache. Richt‘ Deiner Gattin liebe Grüße aus und sag ihr, daß ihr Mann ein Trottel ist.“
A.: „Ich sag ’s ihr. Aber i glaub, sie weiß des schon. Sehen wir uns beim Stammtisch?“
R.: „Eh klar! I wünsch ‚was. Tschüß!“
A.: „Baba und fall net!“


* Auf das Nennen von Namen verzichten wir lieber.

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