Versuch einer Bestandsaufnahme
Als sich die Bundeshauptstadt selbst den Slogan „Wien ist anders“ verpaßte, hätte man zuvor doch lieber in die zweitgrößte Stadt Österreichs blicken sollen. Denn im Gegegnsatz zur sich fast beinahe kontinuierlich entwickelnden Stadt Wien, bewegt sich Graz in vielen Bereichen ständig.
Die Murmetropole ist in vielen Bereichen ein Hotspot.
Die Universitätsstadt Graz ist mit seiner Vielzahl an Studenten seit langem ein Bildungs- und Forschungszentrum. Damit einher geht ein sehr breites Spektrum an Kulturangeboten.
Graz ist eine Tourismusstadt, die Gäste aus der gesamten Welt anzieht.
Graz ist ein Industrie- und Technologieballungszentrum von Weltrang und damit auch ein wichtiger Standort für Arbeitsplätze.
Politisch war Graz immer in Bewegung. Die Stadt die einen angesehenen und beliebten FPÖ-Bürgermeister hatte, ist nun auch die Stadt, in der die KPÖ die zweitstärkste Fraktion im Gemeinderat stellt. Nichts ist in Graz in Stein gemeißelt und eine Partei, wie die SPÖ, die lange Zeit den Bürgermeister stellte, kann auch auf den fünften Platz im Gemeinderat abstürzen.
Eine Stadt in Bewegung bedarf auch einer ständigen Neubewertung der anfallenden Probleme und Reibungspunkte. Die Stadt wächst – vor allem durch Zuzug – und der Platz ist begrenzt. Das schafft zwangsweise Wohnungsnot, die sich in steigenden Mieten und Preisen widerspiegelt. Der hohe Anteil migrantischer „Neo-Grazer“ löste eine Verdrängung der „Ur-Grazer“ im Sektor des sozialen Wohnungsmarktes aus. Dies sorgte für viel Unmut und wurde in den vergangenen Jahren wieder in Griff bekommen. Der Stadt wird bis 2030 ein Anwachsen auf rund 320.00 Einwohner prognostiziert. Das bedeutet, daß die bereits erarbeiteten und bewährten Lösungen konsequent weiter umgesetzt werden sollten.
Das wahrscheinlich stärkste Problem in „Boomtowns“ wie Graz ist neben der Sicherheit der Verkehr und die engen Möglichkeiten, die mit seinem Anwachsen verbundenen Probleme sozial verträglich und umweltfreundlich in den Griff zu bekommen. Auch hier sind einige interessante Lösungen bereits in Präsentation und Diskussion.
Sicherheit ist ein großes Thema, das den Grazern einiges an Kopfschmerzen bereitet. Auch wenn Teile der Politik diesen Bereich kleinzureden versuchen, wird es nicht verschwinden. Den Bürgern gebetsmühlenartig vorzutragen, daß alles in Ordnung sei und sie sich das Problem nur einbilden, ist nicht nur respektlos gegenüber den Bürgern, sondern pure Arbeitsverweigerung der Verantwortlichen.
Am 26. September werden die Weichen neu gestellt und die Bürger haben die Möglichkeit, den Gemeinderat und das Bürgermeisterbüro neu zu besetzen. Eine spannende Wahl in der zweitgrößten Stadt Österreichs.