Eric Romer

Zum 100. Geburtstag des französischen Filmgenies

Am 21. März wäre mit Eric Rohmer einer der Gründerväter der Nouvelle Vague – dieser so bedeutenden Epoche des französischen Kinos – 100 Jahre alt geworden. Wie Truffaut oder Godard war auch Rohmer zunächst als Essayist für die namhafte Cahiers du cinéma tätig, beschäftigte sich also mit den theoretischen Aspekten des Filmemachens.
Als Autor und Regisseur blieb er dem intellektuellen Ansatz treu, seine Filme werden denn auch getragen von den zahlreichen Dialogen ihrer Protagonisten. Als Zuschauer nimmt man teil an den Gedanken und inneren Konflikten der Figuren, die oftmals moralischer Natur sind und die handelnden Personen in das Dilemma zwischen Pflicht und Konvention auf der einen, Neigung und Verlangen auf der anderen Seite treiben.



Heinrich von Kleists Novelle Die Marquise von O. fügt sich nahtlos in Rohmers bevorzugte Thematik ein und wurde von ihm in deutscher Sprache und eng an der Textvorlage Kleists verfilmt. Einige Werke wurden von Rohmer in Zyklen zusammengefasst: Contes moraux (Moralische Erzählungen), Comédies et Proverbes (Komödien und Sprichwörter) und Contes des quatre saisons (Erzählungen der vier Jahreszeiten). Die beiden erstgenannten umfassen je sechs Filme, der Jahreszeitenzyklus naturgemäß vier.



Im Laufe seiner langen Karriere konnte Rohmer zahlreiche Preise und Nominierungen für sein Werk verbuchen – sowohl als Regisseur, wie auch als Drehbuchautor. Bedeutende Werke sind Meine Nacht mit Maud, Claires Knie, Pauline am Strand und Die Liebe am Nachmittag. Rohmer arbeitete bevorzugt mit jungen Darstellern und war bekannt dafür, sehr schnell zu drehen, nachdem er zuvor ausgiebig geprobt hatte.



Bezeichnend ist die Aussage des Meisters, er wolle „die Gedanken der Menschen filmen“. Dies gelingt ihm durch die schon erwähnten langen Dialoge, in denen sich die Gedankenwelt der Charaktere entfaltet – wobei das Aufeinanderprallen von Idealen und dem tatsächlichen Handeln im Leben maßgeblich zum Reiz der Stücke beiträgt. Eric Rohmer, der Filmemachen näher angesiedelt an der Erzählung als am Theater sah, war bis ins hohe Alter produktiv und starb im neunzigsten Lebensjahr am 11. Jänner 2010.

Der Gazette-Oesterreich-Tipp: Anlässlich des Jubiläums veröffentlicht Arthaus drei DVD-Boxen, die drei großen Filmzyklen enthaltend.


Dr.P.


Bilder:
Titel-/Vorschaubild © Jeremy Butler / University of Alabama
Die Marquise von O. © MrCinefilia / screenshot youtube
Jean-Luc Godard u. Rohmer und div. screenhots © Jeremy Butler

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert