Der Karostoff, aus dem die Mythen sind!
Wenn es ein Gegenstück zu Lederhose unserer Breiten gibt, dann ist es der Schotte mit seinem Kilt. Wohlgemerkt DER Schotte! Denn der Kilt wird tatsächlich nur von Männern getragen.
Schon um die Herkunft ranken sich Geschichten und Legenden. Die wohl interessanteste, wenn auch vollkommen falsche Geschichte dreht sich um frühmittelalterliche Mönche, die den „Kittel“ als Arbeitsrock im Zuge der Mönchsreisen bis in den Norden der britischen Insel brachten und er sich dort zum „Kilt“ entwickelte. Natürlich Unfug, aber trotzdem eine lustige Geschichte.
Eine andere Geschichte handelt von schottischen Arbeitern, die mit ihrer aus langen Stoffbahnen bestehenden Tracht nicht an den Hochöfen ihres englischen Arbeitgebers arbeiten konnten, weshalb er ihnen einen Faltenrock schneidern ließ. Ebenfalls eine nette Geschichte, die im 18. Jahrhundert passiert sein soll, aber nicht zu den Bilddarstellungen von schottischen Söldnern im 30jährigen Krieg (1618-1648) paßt.
Es ist nicht einfach mit der Herkunft des Kilts. Allerdings weiß man, daß die Schotten noch ein paar Jahrhunderte zuvor keine Kilts, sondern die seit den Kelten modernen Hosen trugen.
Was den Rock der Schotten ebenfalls ausmacht, ist das Karo. Die ältesten Funde von Stoffen mit Karomustern, sogenannten „Fallkirk sett“ stammen aus dem 3. Jahrhundert vor der Zeitenwende und haben ihr Muster nicht durch Nutzung gefärbter Wolle, sondern duch das Verweben von Wolle unterschiedlich färbiger Schafe. Die „Tartans“, verschiedene Muster, die angeblich eine Clan-Zugehörigkeit signalisieren sollen, sind in Wahrheit nichts anderes als die verschiedenen regionalen Webereiprodukte. – Keine Braveheart- und William Wallace-Romantik, sondern bloß betriebsunterschiedliche Webemuster, die eben dann auch lokal von den Menschen gekauft und verarbeitet wurden.
Da die Kilts etwas typisch schottisches waren und sind und immer auch die Eigenständigkeit Schottlands und den gelebten Unterschied zu England repräsentierten, war dieses Stück Textil den Engländern, die Schottland unterwarfen ein Dorn im Auge. 1746 wurden die Kilts verboten. Schon 1782 wieder erlaubt, wurden sie zum Aufreger, als 1822 der britische König George IV., durch und durch ein Engländer, bei seinem Besuch in Schottland einen Kilt trug.
Der Kilt bleibt für Schotten und Nichtschotten ein interessantes Kleidungsstück. Er fand seinen Einzug in die ausgeflippte Mode von heute und ist gleichzeitig auch ein starkes Symbol für die schottische Nation. Ein karierter Alleskönner!
Aber was die wohl wichtigste Frage zum Kilt anbelangt: Trägt man jetzt etwas drunter oder nicht? Wir konnten es nicht rausfinden.
Bilder:
Sean Connery © US Air Force
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Straßenbild Edingurgh © wikimedia / Caroline Maybach / cc by-sa 3.0