Fred Liewehr

Nachtleben

Fred Liewehr (* 17.6.1909 in Neutitschein; † 19.7.1993 in Wien) war ein österreichischer Theater-, Film- und Kammerschauspieler, Operettensänger und Festspielintendant. Max Reinhardt entdeckte ihn 1931 für das Theater in der Josefstadt. Ab 1933 gehörte er dem Ensemble des Wiener Burgtheaters an. Ab 1949 war er zudem an der Volksoper. Neben seinen unzähligen Rollen in TV- und Kinoproduktionen war er auch noch rund 30 Jahre lang am Reinhardtseminar tätig.

Der Herzog von Windsor besuchte in den 1920ern und 1930ern mehrmals Wien. Auch seine spätere Gattin die Amerikanerin Wallis Simpson begleitete ihn manchmal.
Wien war dazumals ein mehr oder weniger trostloses Pflaster. Die Armut nach dem ersten Weltkrieg, die Inflation und die Weltwirtschaftskrise hatten das Land und seine Menschen ausgehungert. So gab es nur wenig lustiges Nachtleben. Genau das wollte man dem hohen Gast aber bieten.
Ein findiger Tourismusmanager engagierte die Studenten aus dem Reinhardtseminar – unter ihnen auch der junge Liewehr – und ließ sie ins noble „Zu den drei Husaren“ verfrachten, wo sie jeder ordentlich kostümiert und mit einem Glas Wein versorgt, zwanglos tratschende und fröhliche Gäste spielten.
Nachdem der Herzog gespeist hatte und sich zur nächsten Station der Abendunterhaltung, einem Heurigen in Grinzing, begab, wurden die Darsteller rasch in einen Bus verfrachtet und ebenfalls zum Heurigen gebracht, wo sie wieder als Gäste-Kulisse dienen durften. Und auch hier wurde das Spiel für den königlichen Gast vorgeführt.
Als der hohe Besuch den Heurigen verließ, wiederholte sich das Spiel: Die jungen Künstler wurden in einen Bus gepackt und in einen Nachtclub transportiert, wo jeder und jede wieder Position und Getränk einnahmen und auf die Ankunft des Herzogs warteten…
Und der Herzog erschien. Er sah zum dritten Mal die gleichen Gesichter, schmunzelte über das ihm dargebotene Schauspiel, drehte sich um und ging.
Trotz der hervorragenden schauspielerischen Leistung der Seminaristen flog die ganze Geschichte auf: Die Inszenierung war einfach zu mangelhaft.

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert