Der Weg ins Weiße Haus

Bislang haben zwei Ereignisse den Wahlkampf um die US-Präsidentschaft maßgeblich beeinflußt. Zuerst war da der katastrophale Auftritt des amtierenden Präsidenten Joe Biden bei einer weltweit im TV übertragenen Podiumsdiskussion mit seinem Kontrahenten Donald Trump, bei der die massiven, seinem Alter geschuldeten, Defizite des Amtsinhabers so offensichtlich wurden, daß sie sich nicht einmal vom wohlwollendsten Kommentator mehr leugnen ließen. Und diese Defizite wurden nun jahrelang geleugnet. Und jeder Kritiker, jeder Zweifler an der Amtsfähigkeit des US-Präsidenten wurde übelst beschimpft. Der automatisch auf jede unangenehme Frage folgende Vorwurf der Altersdiskriminierung war noch die sanfteste Art, wie man allfällige Kritiker zum Schweigen brachte.
Der zweite und sicherlich noch schwerer wiegende Anlaß war der Anschlag auf den Kandidaten Donald Trump, bei dem es Verletzte und Tote gab. Die Art, wie sich Donald Trump, der – wie durch ein Wunder – nur leicht verletzt wurde, umgehend nach den Schüssen zeigte, die Faust nach oben reckte, „Fight, fight, fight!“ ausrief und seinen Anhängern instinktiv zeigte, daß er sich nicht einschüchtern läßt, brannte sich im kollektiven Gedächtnis ein. Eine Situation, in der es vollkommen nachvollziehbar wäre, wenn man in Deckung bleibt, sich von den Leibwächtern schützen und wegtransportieren läßt, … Trump stand auf, wollte daß er gesehen wird, wollte seine Botschaft anbringen! „Fight, fight, fight!“ Eine Reaktion, die im Menschen drin sein muß, denn sowas kann man nicht trainieren. Umso amüsanter waren dann Reaktionen von Gegnern, die Trump eine Inszenierung vorwarfen.

Donald Trump wenige Tage nach dem Mordversuch an ihm.

Nach diesen Dilemmata für die Demokraten war es klar, daß die Wahl gegen Trump nicht mehr zu gewinnen ist. Und die Kräfte mit dem am Besten ausgeprägten Realitätssinn wollten den Wahlkampf für Biden als Pflichtprogramm ablaufen lassen… Interne Diskussionen hätte man sich sparen können und niemand hätte den „Königsmord“ an Biden ausführen müssen. Mit weniger Realitätssinn gesegnete Demokraten wollten aber die höchstwahrscheinliche Niederlage im Herbst nicht hinnehmen. Vor allem der frühere Präsident Obama soll in einer nicht besonders anständigen Art Intrigen gesponnen haben, um noch Einfluß auf den in seinen Augen zu gewinnenden Wahlkampf zu nehmen. Und der frühere US-Präsident machte sich nicht nur Freunde mit seinen Aktionen und Interventionen. Etwa Rod R. Blagojevich, der von 2003 bis 2009 demokratischer Gouverneur von Illinois war, schrieb in einem Kommentar für das Wallstreet Journal, daß sich Obama wie ein „Mobster“, ein Mafia-Boss benehme, um seine Vorstellungen über Wahlkampf, Kandidaturen, etc. durchzudrücken.
Laut bislang unbestätigten Gerüchten wollte Obama Hillary Clinton wieder im Rennen mit Trump sehen. Schon 2016 hatte er nicht Joe Biden oder die nun in die erste Reihe gestellte Kamala Harris ins Rennen um die Präsidentschaft geschickt, sondern die Gattin des früheren US-Präsidenten Clinton. Weder Harris, noch Biden hat er einen Erfolg gegen den Kandidaten der Republikaner zugetraut.
Daß Joe Biden nun einfach von sich aus seine Vizepräsidentin als Kandidatin ausrief, machte Barack Obama sauer. „Vor Wut schäumend“ wurde er in US-Medien beschrieben.

Von all diesen Vorgängen hört man in Europa vergleichsweise wenig. Hier sind die Medien mit Händen und Füßen damit beschäftigt, ein Narrativ zu kreieren, in dem Kamala Harris eine reale Chance gegen Donald Trump hat. Die Unbeliebtheit von Kamala Harris in den USA, ihr politisches Versagen bei den ihr gestellten Aufgaben und den Unmut, den sie zuvor als Attorney General – eine in den USA übliche Funktion bestehend aus den Agenden des Justizministers und den Aufgaben des obersten Anklägers (Generalstaatsanwalts) eines Bundesstaates – von Kalifornien auslöste.
Die in europäischen Medien hochgehaltene Mär, eine kalifornische Demokratin könnte außerhalb ihres Bundesstaates Sympathien für sich und die klassischen kalifornischen Demokratenpositionen lukrieren, würde in den USA auf Entsetzen stoßen. Die kalifornischen Demokraten stehen – speziell gesellschaftspolitisch – soweit links, daß sich viele Demokraten in anderen Bundesstaaten mit Grauen abwenden.

Kamala Harris (li) und Joe Biden (re).

Zudem funktioniert die eher amüsante und nur in rudimentären Teilbereichen faktenbasierte Legende vom armen farbigen Mädchen, das es von ganz unten bis ins weiße Haus schaffte, in den USA nicht. Diesen auf Rassismus und verklemmte Schuldgefühle abzielenden Plot kann man auch nur in Europa erzählen. In den USA hingegen weiß man, daß sie die Tochter einer indisch-stämmigen Wissenschaftlerin mit sehr privilegierten Vorfahren und eines aus Jamaika stammenden Universitätsprofessors, seinerzeit tätig an Elite-Unis, wie der Stanford University, ist. Ihre Schwester ist eine prominente Juristin und TV-Moderatorin. Sie ist ein Kind des Establishments, das mit all den Vorzügen eines prominenten und begüterten Elternhauses aufwuchs.

Deshalb wird ihr auch gerade in der „schwarzen Community“ übel genommen, wenn sie sich als unterdrückte Schwarze darstellt. „Black like vanilla-ice“ ist eine der wenig schmeichelnden Beschreibungen, die man ihr von farbiger Seite nachsagt. Umso frecher wird dann zudem empfunden, wenn Kamala Harris gezielt rassebezogenen Wahlkampf macht. „Black Women for Harris“, heißt einer der Slogans, mit denen man ins Gefecht zieht. Und die Demokraten bemerken dabei nicht einmal, wie unverschämt vereinnahmend und rassistisch sie damit sind.

Der in Europa schon vorauseilend bejubelte Sieg einer Kamala Harris wird wahrscheinlich in einer peinlichen Niederlage enden, weil sich einzelne Egozentriker in der demokratischen Partei nicht mit der Realität abfinden wollten.

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