Ich bin so froh, daß ich ein Mädchen bin, …

Warum man mit Alexandra Föderl-Schmid, Bernadette Conrads, Ulrike Guérot und Lena Schilling so unterschiedlich umgeht.

Wer erinnert sich heute noch ad hoc an die Affäre rund um die frühere Standard- Chefredakteurin und stellvertretende SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl Schmid? Sie ist gerade einmal in ihren Anfängen rund ein halbes Jahr her. Das deutsche Magazin „Medieninsider“ hatte der Journalistin in einem Beitrag eine „unsaubere“ Arbeitsweise vorgeworfen. Höchstwahrscheinlich war das Redaktionsteam des online-Nachrichtenportals NIUS darauf aufmerksam geworden und beauftragte seinerseits den berühmten Plagiatsweber Stefan Weber mit der Überprüfung der Doktorarbeit Föderl-Schmids. Als bekannt war, daß von mehreren Seiten die Arbeiten Föderl-Schmids unter die Lupe genommen werden, verschwand Föderl-Schmid von einem Tag auf den anderen. Von vielen Seiten wurden die Überprüfenden, die Recherchierenden und Nachforschenden nun unter Beschuß genommen. Von Anfang an stand für diese „Solidargemeinschaft Föderl-Schmid“ fest, daß es sich um eine böse Kampagne (neu-)rechter Agitatoren gegen das journalistische Aushängeschild Alexandra Föderl-Schmid handle und man sich nur so heftig auf die Dame stürze, weil sie doch „nur“ eine wehrlose Frau sei.
Das Aufkochen dieser per se frauenfeindlichen Klischees hielt über Wochen an. Föderl-Schmid hingegen, die sich Anfang Februar aus dem sichtbaren Tagesgeschäft der Süddeutschen Zeitung zurückzog, war ihrerseits nie so zimperlich im Umgang mit Personen ihres oft genug ideologisch getrübten Rechercheinteresses. Sie als durchaus meisterliche Journalistin wußte es in ihren Artikeln zu vermitteln, daß völlig legale, von keinerlei Strafe bedrohte Taten, Handlungen, Einstellungen oder Äußerungen von ihr ideologisch mißliebigen Personen, ein ausgewachsener Skandal seien. Eine ausgewachsene Soldateska – im Bereich der Twitteria – stürzte sich mit oft kaum erträglicher Empörung auf all jene, die von Föderl-Schmid einmal durch den Kakao gezogen wurden. Wer von ihr an den medialen Pranger gezerrt wurde, hatte nichts zu lachen.
Trotzdem wurde ihr von ihren Verbündeten stets eine kaum überwindbare Mauer gemacht. Auch als die Salzburger Universität zu ihrer Doktorarbeit meinte, daß die Existenz von Plagiaten nicht zu leugnen sei. Den Doktortitel durfte sie trotzdem behalten.

Alexandra Föderl-Schmid

Weniger prickelnd war der Umgang der Öffentlichkeit mit der jungen Medienmacherin Bernadette Conrads. Sie hat das scheinbar unbeschreiblich üble Verbrechen begangen, nicht mit anderen Angehörigen der linkslastigen Twitteria zwischen Grünen, SPÖ, Standard-, Falter- und SZ-Redaktion herum zu springen, sondern ihre journalistische und redaktionelle Tätigkeit im verschwindend kleinen Segment der eher rechten und unabhängigen Medien zu starten. Ein Bereich, der nicht mit selbst erdachten, und von Interessensverbänden, Parteiakademien oder Bundesländern gesponserten Preisen überhäuft wird.

Conrads arbeitete beim in der Zwischenzeit insolventen Wochenblick, war als freie Journalistin aktiv und ist Gründerin ihrer eigenen Onlinezeitschrift Der Status, mit der sie sukzessive mehr und mehr Leser erreicht und höchstwahrscheinlich den einen oder anderen Meinungsmacher etablierter Medienhäuser zur Weißglut bringt. So wie sie seinerzeit Frau Föderl-Schmid, die damals noch beim Standard tätig war, und meinte Frau Conrads anläßlich ihrer Kandidatur bei den Wiener Bezirks- und Gemeinderatswahlen ordentlich mit der Rechtsextremismuskeule verkloppen zu müssen. Conrads blieb das Ziel von Anfeindungen durch Journalisten sämtlicher verfügbarer Geschlechter aus der betont linkslastigen Journalistenclique.
Die sonst so gerne ins Feld der Diskussion geführten Bedenken, man dürfe mit einer Frau nicht so umspringen, hörte man zu keinem Moment.
One law for them, another law for us… Quid licet iovi non licet bovi…

Bernadette Conrads mit dem früheren SPD-, PDS- und Linken-Abgeordneten Dieter Dehm

Mit ähnlicher Heftigkeit, wie man der jungen Journalistin Conrads mitspielte, wurde die bis vor kurzem noch im allgemeinen Mainstream bejubelte Ulrike Guérot (mehr oder weniger) „abgeschossen“. Sie hatte sich den unbeschreiblichen Luxus erlaubt, eine eigene Meinung zu haben. Dies wäre soweit kein Problem, solange diese Meinung nicht von der Regierung und der Meinung der tonangebenden Gruppen abweicht. Doch bei der Corona-Maßnahmen-Politik tat sie das. Und ihre Bedenken, was bürgerliche Grundrechte, was überschießende Maßnahmen, was ganz normale Normen und Abläufe im Zusammenleben der Menschen betraf, wurden ihr in übelster Weise zum Verhängnis. Rasch war die Dame, die bislang für ihre Ideen und ihre interessanten Betrachtungen vom politischen und medialen Mainstream gefeiert wurde, eine „Ikone der Querdenkerszene“, eine „Schwurblerin“. Daß „Querdenken“, das Suchen nach Problemlösungen abseits ausgetrampelter Pfade, plötzlich etwas Negatives war (und ist), lassen wir hier einmal beiseite.

Ulrike Guérot

Und als Ulrike Guérot auch noch eine sehr wissenschaftliche, nämlich unvoreingenommene Herangehensweise zur Analyse des Ukraine-Rußlandkonflikts an den Tag legte, war es mit ihr geschehen. Nun durfte scheinbar jeder ungestraft auf sie drauf prügeln. Und das tat man auch. Ulrike Guérot selbst schilderte in einem hochinteressanten Interview mit der schweizerischen Weltwoche, wie befremdlich und verletzend sie es empfand, daß die vormals (vermeintlich) guten Freunde plötzlich jede Form des Dialogs, der Diskussion zur Erläuterung der Differenzen verweigerten. Sie war zum Paria geworden.
Den bisherigen Höhepunkt stellte wohl ihr Rauswurf aus der Uni Bonn dar. Ihr wurden Plagiate vorgeworfen und ein dem Ruf der Uni schädigendes Außenbild.
In einem Verfahren stellte sie klar, daß sie haargenau die Schriften, deren Inhalte heute beanstandet werden, seinerzeit zur Bewerbung um den Posten vorlegte, was damals noch zu Lob und Anerkennung führte… Und ob sich eine Universität Sorgen um seinen Ruf machen sollte, weil eine kontrovers auftretende Professorin an ihr forscht und lehrt, kann man bei nüchterner Betrachtung doch eher verneinen.
Ulrike Guérots Schicksal kann leider in der Zwischenzeit als Paradebeispiel dafür genannt werden, wie mit Vertretern der Wissenschaft umgegangen wird, wenn die Resultate ihrer Forschung oder nur ihre Überlegungen nicht ins Konzept einer Regierung oder sehr mächtiger Interessensgruppen passen.

Im Vergleich zu den vorher genannten Damen wurde und wird die letztgenannte Dame, Frau Lena Schilling, mit Samthandschuhen angefaßt.
Ihr, der Hoffnungsträgerin der Grünen zur EU-Wahl, wurde und wird – augenscheinlich nicht zu Unrecht – vorgeworfen, daß sie wiederholt anderen Personen strafbare, unanständige, zumindest inakzeptable Handlungen nachgesagt haben soll. Die Spitze des Eisbergs, die diese Sache ins Rollen brachte, war die hinter dem Rücken der Betroffenen verbreitete Behauptung, ein mit ihr befreundeter Mann (Wir sagen bewußt den Namen nicht!) hätte seine (ebenfalls mit Lena Schilling befreundete) Gattin körperlich so übel mißhandelt, daß sie eine Fehlgeburt erlitten hätte. Das Ehepaar, dem hinter ihrem Rücken so übel mitgespielt wurde, wehrte sich dagegen als diese skandalöse Geschichte aufkam. Man zog vor Gericht und man einigte sich in einer Unterlassungserklärung, in der sich Schilling bei sonstiger Zahlung von 20.000,– EURO dazu verpflichtete, dies Unwahrheit nicht mehr zu verbreiten. Vertreten wurde sie in dieser Angelegenheit von einer bekannten Anwältin, die auch gerne und oft für die Grünen tätig war und ist. Ob diese Rechtsvertretung auch finanziell von den Grünen getragen wurde, war zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags noch nicht bekannt. Auch anderen Personen sagte sie schädliches Verhalten nach. Ein Journalist eines privaten TV-Senders soll sie bspw. belästigt haben. Der TV-Sender ging dieser Sache nach und der Mann konnte die Substanzlosigkeit der Vorwürfe mit Chatverläufen beweisen. Er hätte sonst mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit seinen Job, und als mit dem Brandmal eines Belästigers jede Chance auf einen gleichwertigen Job verloren. Unzählige Damen und Herren beklagten nach dem Aufpoppen dieser Affäre, daß auch sie das Opfer von unwahren Geschichten, von ungustiösen Behauptungen von Lena Schilling waren. Sie scheint in ihren jungen Jahren doch schon eine ordentliche Spur verbrannter Erde hinter sich gelassen zu haben.

Der grünen Führung schien dies Alles zumindest vordergründig bei ihrer Pressekonferenz zm Thema herzlich egal gewesen zu sein. Statt die junge außer Kontrolle geratene Dame an die Kandare zu nehmen unterstellte man den aufdeckenden Journalisten „Gemurkse und Gefurze“ zu verbreiten. Man gab sich empört darüber, daß man private Angelegenheiten der Kandidatin ans Licht zerre. Und man behauptete allen Ernstes, daß diese (auf Gerüchten basierenden) Angelegenheiten nichts mit der politischen Tätigkeit und Kandidatur von Lena Schilling zu tun haben. Und selbstverständlich wurde schon einmal vorsorglich Frauenfeindlichkeit unterstellt.
Selbst die Mitbewerber blieben zurückhaltend im Umgang mit ihr. Und Hand aufs Herz: Jeder männliche Kandidat – am besten über 40 Jahre – hätte die mediale und politische Dresche seines Lebens für die publik gewordenen Vorwürfe erhalten.
Die Behauptung, die Angelegenheiten wären rein privat sind so weit hergeholt, so dermaßen aus der Nase gezogen, daß es an Lächerlichkeit kaum mehr zu übertreffen ist. Denn Lena Schillings tatsächlichen und mutmaßlichen Behauptungen und Unterstellungen treffen punktgenau Menschen im politisch-medialen Wirkungsfeld. Es ist nicht die Partytratscherei mit ein wenig Gossip-Blabla einer jungen Dame unter Gleichaltrigen. Sie hat (mutmaßlich) Menschen in ihrer Existenz in ihrer Reputation geschädigt oder zumindest gefährdet.
Und die Unterstützung, die sie dafür erhielt, war kaum mehr zu glauben. Die Zurückhaltung der vielen politischen Konkurrenten, vielleicht Angst als böser Frauenhasser dargestellt zu werden, löst ebenfalls Verwunderung aus.


Fotos:
Titel-/Vorschaubild: Bildkomposition
Alexandra Föderl-Schmid: wikimedia / © C.Stadler/Bwag / cc by-sa 4.0 / cropped
Ulrike Guérot: wikimedia / © Karl Gruber (K@rl) / cc by-sa 4.0 / cropped
Bernadette Conrads mit Dieter Dehm © Der Status

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert