Blick durch Europa
Ein Kommentar
Die „Großen“ und „Mächtigen“, in der Selbstwahrnehmung teilweise sogar „Allmächtigen“ trafen sich in Davos und hatten Ideen. Und wer diese wunderbaren Ideen erfahren will, darf sich der dort zugelassenen Medien bedienen. (Und wahrscheinlich nur derer.) Sogenannte oder auch tatsächlich kritische Berichterstattung war von den Veranstaltern nicht erwünscht. Nur entsprechend akkreditierte Journalisten erhielten Zugang.
Allerdings bedürfen die angesprochenen Großen, Mächtigen und Allmächtigen nicht unbedingt eines WEF, um Schnapsideen zu fabrizieren.
In Deutschland diskutiert man derzeit lebhaft, ob man die Lieferung von Leopard 2-Panzern in die Ukraine durch Polen genehmigen, und man sich selbst bei dieser Unterstützung mit schweren Waffen auch noch beteiligen soll. Militärs und Strategen sind dazu geteilter Meinung. Der Leopard 2 ist auf jeden Fall ein zu schweres Gerät für den Einsatz im Osten der Ukraine, da das Straßennetz und vor allem die Brücken auf ein Maximalgewicht von 40 Tonnen ausgelegt sind. Zudem gibt es Bedenken, was die Bewaffnung anbelangt, da die zum Waffensystem gehörende Pfeilmunition erfahrungsgemäß die Panzerungen von russischen T-80- und T-90-Modelle nicht penetrieren kann.
Doch hat man bereits im vergangenen Jahr eine unbekannte Anzahl an deutschen Panzerhaubitzen des Modells Panzerhaubitze 2000 in die Ukraine geliefert. Ob deutsche Panzer, die nach Osten rollen, um die Russen zu bekämpfen, von besonderer historischer Sensibilität zeugen, darf angezweifelt werden. Vor 80 Jahren rollten auch deutsche Kettenfahrzeugen in Richtung Osten, bzw. schon wieder zurück. Damals war man in seltsamer Weise kreativ, was die Namensgebung des Kriegsgerätes anbelangt und benannte die gepanzerte Artillerie nach Insekten, wie bspw. Hummel, Wespe oder Grille.
Es ist fraglich, ob die Lieferung von 20 Panzern dort, 15 Panzern da, usw. großen militärischen Effekt haben wird gegen die russische Armee, die über rund 13.000 gepanzerte Fahrzeuge verfügt, oder ob sie wie von einer Fliegenklatsche im übertragenen Sinne zerquetscht werden.
Auch Brüssel hat wieder besondere Segnungen für die wie Untertanen behandelten Bürger der EU-Staaten parat.
Man stelle sich vor, zwei besonders schlaue und einflußreiche Beamten der EU-Nomenklatura gehen eines Abends direkt aus dem Büro noch in ein Restaurant. Vielleicht ein asiatisches Restaurant. Nach einem harten Tag im Amt, bei dem man nicht einmal die Gelegenheit hatte, eine Kleinigkeit zu essen, macht man es sich gemütlich, trinkt einmal ein, vielleicht zwei Gläschen Wein, während man die Speisekarte mit exotischen Köstlichkeiten (?) studiert. Zwei, vielleicht schon drei Gläschen Wein auf nüchternen Magen zeigen ihre Wirkung und man entschließt sich dazu, ein paar Speisen zu bestellen, von denen man keine Ahnung hat, worum es sich handelt. Das wird lustig und man muß ja auch einmal weltoffen sein. Und als der Kellner kommt und die Bestellung aufnehmen will, versuchen unsere beiden fiktiven Beamten die für europäische Zungen komplizierten Namen der Gerichte vorzusagen. Da der Kellner nur fragend dreinblickt, zeigen die Herren auf die angeführten Gerichte in der Speisekarte. Lächelnd sagt der gute Restaurantfachmann: „Aaaaahhh.“ Mit breitem Grinsen nimmt er die Bestellung auf, verneigt sich mehrmals als er sich rückwärts gehend in Richtung Küche verzieht und vergißt dabei nicht die in der Zwischenzeit dritte erfolgreich geleerte Flasche Wein noch schnell durch eine volle zu ersetzen. Nach einem harten Tag – und das kann gar nicht oft genug erwähnt werden – darf man sich schon einmal etwas gönnen! Und so darf man auch das Gläschen heben… und leeren… und mit sich und seiner wunderbaren Arbeit zum Wohle der europäischen Bürger zufrieden sein.
Schon zwei Flaschen später ist das Essen da! Wunderbar! Der Hunger war bereits unerträglich und ließ sich nur noch schwer wegsaufen. Mehrere kleine Schüsseln mit irgendwelchen Soßen und einige Teller mit – so riecht es zumindest – frittierten … ja was eigentlich? Egal. Die Herren von Welt greifen zu den Eßstäbchen, reiben sie eifrig aneinander, um sie zu augenscheinlich zu entgraten und bestellen umgehend noch eine Flasche Wein. „Und zwei Gin.“ „Nein lieber Whisky.“ „O.K., dann beides. Zwei Gin, zwei Whisky.“
Nach gerade acht Fläschchen guten Weins und zwölfunddreißig Gin und Whisky beginnen unsere hungrigen Helden zu speisen. Aus unerklärlichen Gründen spürten sie leichte Einschränkungen in ihren motorischen Fähigkeiten, weshalb sie auf den Gebrauch von Eßstäbchen verzichteten und die kleinen fingerdicken Häppchen einfach manuell zuerst in eine der Soßen tunkten und dann verzehrten. Der rauchige Geschmack des Whiskys vermischte sich mit dem Aroma der Sojasoße, in die diese frittierten wurmartigen Bröckerl ständig getaucht werden, bevor man sie mit einem ordentlichen Schluck – was auch immer gerade in der Nähe steht – runterwürgt. Als alle Flaschen leer, die Mägen gefüllt, Hemden und Krawatten mit so ziemlich jeder der angebotenen Soßen bekleckert waren, fiel unseren beiden Helden wieder ein, was sie schon zuvor wissen wollten. Bevor der gute Kellner die Rechnung brachte, knobelten sie noch kurz aus, wer von den beiden das Abendessen über seine Kreditkarte der Abteilung verrechnet. Und als die Rechnung kam, fragte einer unserer Beamten: „Was haben wir denn da heute gegessen?“ „Grillen.“, antwortete der Ober. „Nein, das war doch nicht gegrillt. Das war frittiert!“, antwortete der zweite Beamte irritiert. Dann ahmte der asiatische Gastronom Zirpgeräusche nach. Eindrucksvoll, denn unsere Herren vom Amt verstanden es umgehend. „Noch zwei Gin und noch zwei Whisky!“
Und sie sinnierten über das gerade Verspeiste: „Wenn wir mit Farm2Fork eine gewisse… Versorgungslücke verursachen, könnten wir sie doch mit diesen Grillen füllen. Wenn man genug Soße dazu nimmt, schmeckt man genau gar nicht, daß das eine Grille ist. Was ist denn überhaupt eine Grille und wie schmeckt so ein Viech?“ Und der Kollege antwortet: „Mir egal, wie des Viech schmeckt. Es ist eine Spezialität. Muß es sein. Schließlich hat das Amt gerade 800 EURO für unser Abendessen gezahlt. Aber ich laß morgen ein paar Assistenten die Grillen-Geschichte anschauen und ausarbeiten. Du mußt mich aber beim Kommissar unterstützen, wenn ich das vorbringe.“
Zufrieden blickt der angesprochene Beamte zu seinem Kollegen und sagt: „Logisch. Aber morgen gehen wir wieder ins Steakhaus. Die haben einen neuen Holzkohlegrill. Da schmeckt das Tenderloin wie ein Gedicht.“
Nur so durch die Blume gesagt: Daß im Europa der EU die Beimengung von Insekten in die Lebensmittel erlaubt wurde, kann ja nur eine Schnapsidee sein.
Aber hier geht es um Farm2Fork, einen Teil des Green Deal. Und diese Projekte scheinen heilige Kühe zu sein. Versucht man allerdings bspw. Farm2Fork genauer unter die Lupe zu nehmen, kommt man bald zum Schluß, daß eigentlich nur Maßnahmen gesetzt und angeordnet werden, die das Gegenteil des angeblichen Ziels bewirken. Qualitativ bessere Lebensmittel, die aus möglichst heimischer Produktion stammen? Transparenz über Herkunft und Inhaltsstoffe? Fehlanzeige. Auch das Vorhaben, CO2-Ausstoß zu mindern, wird durch das erzwungene Stilllegen von landwirtschaftlichen Nutzflächen konterkariert. Die CO2-Bilanz eines bewirtschafteten Feldes ist samt Material-, Saat-, Düngerbeschaffung und Maschineneinsatz besser als reines Brachland. Landwirtschaft bedeutet, daß über Pflanzenwachstum CO2 gebunden und umgewandelt wird. – Eine Lektion aus dem Sachunterricht der ersten Schulstufen.
Ein letztes Beispiel für die ins Groteske abgleitenden Maßnahmen unserer CO2-Apostel in den Führungsebenen der EU:
Für die Einfuhr von Gütern in den EU-Raum wurde eine Zahlung beschlossen, die sich am CO2-Ausstoß bei Produktion und Transport des gelieferten Gutes bemessen soll. So weit so gut. Davon ausgenommen sind Agrargüter! Und so werden auch weiterhin bspw. Lammkoteletts aus Neuseeland – und es gibt auf diesem Planeten keine längere Transportstrecke – mit Diskontpreisniveau in europäischen Fleischtheken liegen und den heimischen Bauern die ökonomische Kehle zugedrückt. Als Ersatz für das durch Unfähigkeit verknappte und für die Ernährung der Gesamtbevölkerung notwendige tierische Eiweiß bringt man nun Insekten ins Spiel. Mahlzeit!
Fotos:
Panzer „Grille“ © IWM. Original Source: http://www.iwm.org.uk/
Logo „WEF“: World Economic Forum at en.wikipedia / cc by-sa 3.0
Titel-/Vorschaubild © Raimond Spekking / cc by-sa 4.0 (via Wikimedia Commons)
Filetsteak © Wikimedia /Gatorfan252525 / cc by-sa 4.0