Dr. Manfred Haimbuchner, Landeshauptmannstellvertreter in Oberösterreich

Auf das Wesentliche zurück besinnen

Viele von uns haben sich die Adventszeit anders vorgestellt. Vor einem Jahr haben viele geglaubt, diese Ausnahmesituation, die wir damals erlebt haben, würde einmalig sein. Heute haben wir trotz vieler Bemühungen die Zeit der Pandemie noch nicht überstanden, sondern haben im Gegenteil gerade wieder einen Lockdown hinter uns gebracht. Unsere Geduld wird stark strapaziert, für manche sogar überstrapaziert.

Die zunehmende emotionale Aufladung in unserer Gesellschaft durch das allgegenwärtige Thema Corona ist gesellschaftlich kontraproduktiv und abzulehnen. Die Stimmung ist aufgeheizt, die Menschen sind verunsichert und zum Teil nicht mehr mit Argumenten abholbar. Zu tief haben sich die Erfahrungen der letzten Monate und die nicht eingelösten Versprechungen auf ein baldiges Ende der Pandemie eingegraben. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch Schuldzuweisungen. Die meisten von uns stehen aber in der Mitte und wollen niemandem die Schuld in die Schuhe schieben, sondern einfach nur ihr altes Leben zurückhaben.

Ich denke, die vor uns liegende Weihnachtszeit bietet die Gelegenheit für alle, wieder einen Gang runterzuschalten und das Einende vor das Trennende, das Vernünftige vor das Unvernünftige zu stellen. Es geht nicht darum, die eigenen Standpunkte aufzugeben und dem anderen bedingungslos Recht zu geben, aber wir sollten uns alle wieder auf das Wesentliche besinnen und das ist in einer Demokratie der Dialog. Der Austausch von Argumenten und nicht die Verurteilung des anderen aufgrund seiner konträren Position.

Es wird eine Zeit nach der Pandemie kommen und wir stellen jetzt die Weichen, in welcher Form wir weiter miteinander umgehen wollen. Gegenseitiger Respekt, Wertschätzung und Achtung von Andersdenkenden – oder Vorwürfe, Schuldzuweisung und Kriminalisierung anderer Meinungen.

Österreich ist ein Land, das von einer langen und starken Tradition des Dialogs geprägt ist. Die Österreicher haben gelernt, dass sich zusammensetzen und Probleme auszureden mehr Erfolg bringt, als der offen ausgetragene Konflikt. Das mag jenen nicht gefallen, die von der Spaltung profitieren und es ist auch aufwändiger und ja, am Ende steht „nur“ ein Kompromiss und keine Seite hat ihren Willen zu hundert Prozent verwirklicht. Aber dafür kann man sich nach getaner Arbeit in die Augen schauen, sich die Hand reichen und vielleicht auch den anderen ein kleines bisschen besser verstehen, als vorher.

In Zeiten einer aufgeheizten Stimmung und so knapp vor Weihnachten mag sich das wie ein frommer Wunsch anhören. In Wahrheit ist es der grundlegende Anspruch den wir als Demokraten an die Politik, an die Regierenden wie die Opposition stellen, und den jeder Einzelne von uns an sich selber stellen muss. Mögen wir uns im neuen Jahr wieder darauf zurückbesinnen!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest und ein frohes neues Jahr!




Titel-/Vorschaubild: Büro LR Dr. Manfred Haimbuchner

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