Der politische Adventkalender
Der Geist der Serie des „politischen Adventkalenders“ ist, in einer Zeit, in der angeblich unüberbrückbare Gräben durchs Land laufen, ein kleines Licht der Versöhnung, der längst überfälligen Gesprächsbereitschaft und der tatsächlichen Nächstenliebe zu sein. In Anbetracht der Realität wollen wir den Begriff „NächstenLIEBE“ nicht strapazieren. Es genügt schon, wenn man sich nicht gegenseitig (im übertragenen Sinne) an die Gurgel geht.
„An die Gurgel“ gehen sich die Menschen, die Bürger wie die Politiker, doch in erster Linie auf Grund von angeblich gegensätzlichen Standpunkten. Das alleine ist schon bedenklich genug. Schließlich sollte man die Standpunkte vergleichen, an Hand gemeinsamer Daten und Fakten überprüfen und dann nach Möglichkeit einen gemeinsamen Lösungsansatz erarbeiten. Vielleicht wird dabei gestritten und geschrien, aber das Ziel sollte im Sinne der Menschen sein und gemeinsam getragen werden. So lautet der sinngemäße Auftrag der Verfassung! So funktioniert eine gute Demokratie.
Das Problem liegt allerdings nicht bei den Standpunkten und Zielen der einzelnen Personen. Die liegen oft genug näher als man denkt, sondern bei der öffentlichen Darstellung. Und hier liegt nicht irgendein Problem, sondern das vielleicht größte und gefährlichste Problem der gesamten politischen Auseinandersetzung quer über alle Ebenen und bis in den letzten Winkel unseres Landes: Es wird gelogen! Nicht nur die einzelnen Politiker nehmen es mit der Wahrheit nicht übertrieben genau, sobald sie ein Mikrophon unter der Nase haben, nein auch die geschätzten (meist ÜBERschätzten) Kollegen der Berichterstattung in Presse, TV und Radio.
Die Damen und Herren der Berichterstattung haben selbstverständlich auch persönliche politische Ansichten, Neigungen und Präferenzen. Aber die sollten sie – sobald sie ans Berichterstatten gehen – vergessen. Es passierte in den vergangenen Monaten und Jahren viel zu oft, daß man einer Pressekonferenz des einen oder anderen Politikers beiwohnte, bei dem dann dieses oder jenes Interessante gesagt wurde. Eine Stunde darauf liest man dann bspw. einen Onlineartikel über diesen Anlass, man sieht eine (oft grotesk zusammengeschnittenen) TV-Beitrag und fragt sich dann: Waren die Kollegen bei der gleichen Pressekonferenz? Sind die oder bin ich in einem Paralleluniversum?
Die Leserinnen und Leser, die Konsumenten von Zeitungen, Nachrichten in TV und Radio verdienen es, wahrheitsgetreu über die Vorfälle im Land, über die Aussagen, die Pläne und Vorschläge von Regierung und Opposition informiert zu werden! Es ist dem Bürger nicht zumutbar, daß er jeden Tag nachdem er die Nachrichten geschaut oder gelesen hat, noch vier, fünf oder sechs Stunden damit verbringt, den Wahrheitsgehalt der Berichterstattung zu überprüfen. Hier wird entweder aus Dummheit, vielleicht aus ideologisch oder finanziell motivierter Rücksichts- und Anstandslosigkeit gelogen, daß sich die Balken biegen! Und so geht ’s halt auch nicht!
Morgen ist „Krampus-Tag“. Nun sind wir doch (höchstwahrscheinlich) schon alle in einem Alter, in dem wir nicht mehr an den Krampus glauben. Aber stellen wir uns trotzdem vor, was wäre, wenn er morgen käme… Er würde den Lügner den Leugner und den Verleumdern wohl den Hosenboden stramm ziehen.
Also, liebe Damen und Herren der Berichterstattung, liebe Pressesprecher, liebe Meinungsmacher, liebe in TV-Studios herumlungernde Experten, Insider und Spezialisten, ÄNDERT EUCH! Ihr seid mitverantwortlich dafür, daß sich Menschen an die Gurgel gehen!
ÄNDERT EUCH!