
Antworten der Grünen
Die Grünen haben bei der letzten Gemeinderatswahl in Graz die SPÖ überholt und stellen mit ihrem vierten Platz in der Reihung der Parteien auch eine Stadträtin, nämlich Judith Schwentner. Sie hat das Ressort für Umwelt und Frauen inne.
1) Verbauung
Der Großraum Graz ist eines der am stärksten wachsenden Ballungszentren in Österreich. Dabei wird immer mehr Boden versiegelt. Welche Maßnahmen soll die Stadt hier setzen?
Die Klimakrise hat uns in diesem Jahr besonders deutlich gemacht, dass wir nicht mehr so weitermachen können wie bisher. Wir erachten einen Baustopp als dringend nötig, um die Kriterien des Klimawandels in unsere Planungsinstrumente einzuarbeiten und Grünraum, Bäume und gezielte Entsiegelung von asphaltierten Flächen bei jeder Bautätigkeit voranzustellen. Wir wollen, dass in den nächsten Jahren 20 Prozent Asphalt und Beton entsiegelt werden. Wir brauchen diese Sickerflächen dringend.
2) Zuwanderung
53% der Grazer Volkschulkinder haben eine andere Muttersprache als Deutsch. In den Bezirken Gries und Lend sind es sogar über 90%. Welche Maßnahmen können hier gesetzt werden, damit hier Integration gelingen kann?
Wir müssen hier schon viel früher ansetzen. Jedes Kind soll einen garantierten Kinderbetreuungsplatz bekommen, Schulen mit größeren Herausforderungen die notwendige Ausstattung an Personal und Angeboten und wir brauchen, gerade jetzt nach der Pandemie 250 neue Plätze für kostenlose Nachhilfe.
3) Verkehr
Graz wächst und damit auch das Verkehrsaufkommen. Wie soll der Verkehr der Zukunft aussehen? Was soll die Stadt Graz leisten?
Für uns ist klar, dass wir der umweltfreundlichen Mobilität ab sofort den Vorrang einräumen müssen. Das allerwichtigste ist, den Fußgänger*innen mehr Platz und sichere Wege zu ermöglichen, das gleiche gilt für Radler*innen, die ein leistungsstarkes Radwegenetz von der Innenstadt in alle Außenbezirke brauchen. Was den öffentlichen Verkehr anlangt, haben wir mit dem S-Bahn Ring und dem gleichzeitigen Ausbau der Straßenbahnen ein sehr attraktives und effizientes Angebot für die Menschen, die täglich nach Graz ein- und auspendeln. Die Hälfte der Autofahrten in Graz kommt nach wie vor aus dem Umland.
4) Sicherheit Eine zunehmende Anzahl an Grazern, insbesondere Frauen, fühlen sich in der Nacht in Graz unsicher. Was kann die Stadt tun, um den öffentlichen Raum wieder sicherer zu gestalten?
Unsere Stadtplanung wird nach wie vor von Männern für Männer gemacht. Das ist steinzeitlich und spiegelt die Bedürfnisse von Frauen in der Stadt einfach nicht wider. Wir müssen Frauen, Kinder und ältere Menschen viel stärker in die Planung unseres Lebensumfeldes einplanen. Man sagt, eine Stadt, in der sich Kinder und ältere Menschen wohl fühlen, ist eine Stadt für alle. Das ist unser Ziel.
5) Corona
Der Umgang mit dem Coronavirus beschäftigt uns als Gesellschaft in den letzten Monaten besonders. Was soll die Stadt tun, um die verschiedensten Auswirkungen der Pandemie abzuschwächen und die Menschen zu unterstützen?Wir müssen vor allem die psychosozialen Auswirkungen der Pandemie im Auge behalten. Viele Menschen haben sich während der Pandemie zurückgezogen, ihre Kontakte abgebrochen und sind für Hilfe nicht mehr zugänglich. Verstärkte Unterstützung für jene Einrichtungen, die im Gesundheitsbereich oder im Bereich psychosozialer Hilfen arbeiten, ist wichtig. Auch auf unsere Kleinsten und den Bildungsbereich müssen wir Acht geben. Wir sind für den Ausbau kostenloser Nachhilfe, damit Versäumtes nachgeholt werden kann und kein Kind den Anschluss verliert.
Fotos:
Titel-/Vorschaubild / Judith Schwentner © podesser.net
„Grazer S-Bahn-Ring“ Quelle: Die Grünen Graz