Sonntagsfrage
Nach wie vor „überschattet“ die Fußball-EM das durchaus turbulente politische Geschehen im Lande. Die Vorgänge um den U-Ausschuß haben Einflüsse in alle Richtungen. Großen Erfolg hatte scheinbar die ÖVP mit ihrem Spin, sie wäre das Opfer politischer Intrigen (aus der Justiz). Daß gerade die ÖVP über zig Jahre den Justizminister stellte und sohin Verantwortung für den Aufbau eines solchen politischen Netzwerks hätte, bleibt hier unbeachtet. Die von der SPÖ losgetretene Staatsbürgerschaftsdebatte schadet den sich lautstark zum Thema auftretenden Grünen und in abgeschwächter Weise den Neos. Hier ist vor allem der Wiener Vizebürgermeister der Neos, Wiederkehr, mit Stellungnahmen aufgefallen, die der überwiegenden Mehrheit der Österreicher in ihrer Ansicht widersprechen. Profitieren konnten aus dieser Diskussion vor allem die FPÖ und die ÖVP. Wirklich große Bewegungen bleiben aus. – Der EM geschuldet.
Die Ergebnisse der Sonntagsfrage*:
* Onlineumfrage von 21.05.2021, 00:00 bis 24.06.2021, 18:00. Befragt wurden 2900 wahlberechtigte Bürger aus allen Bundesländern im Alter von 16 bis 87 Jahren. Mangels Vergleichswerte wird keine Schwankungsbreite geschätzt.
Unter „Sonstige“ fallen Stimmen für bspw. die KPÖ, das THC oder andere Parteien, die nicht genügend Stimmen für den Einzug in den Nationalrat erhalten würden, sowie ungültige Stimmen (bspw. Mehrfachstimmen).
Daten und Graphik © Gazette Oesterreich
Eine Online-Umfrage – höchstwahrscheinlich nicht repräsentativ – die extrem von allen Umfragen abweicht.
Wieso veröffentlicht man sowas?
Die beauftragten Umfragen basieren auf den veröffentlichten Daten der Statistik Austria. Dementsprechend sind sie natürlich repräsentativ.
Die Umfrageergebnisse sämtlicher Umfrageinstitute betreffend der „Sonntagsfrage“ variieren quer durch die Bank. Unsere Umfrageergebnisse sind sohin nicht die einzigen „Ausreisser“.
Wir können die bei anderen Umfragen genutzten Fragestellungen nicht beurteilen, vermuten aber, daß gerade telefonische Umfragen ein starkes Fehlerpotential in sich bergen.
Wir veröffentlichen, weil wir davon überzeugt sind, daß die geforderten Qualitätsstandards eingehalten werden und wir nicht Eigenzensur betreiben, sobald uns ein Ergebnis nicht passt oder wir es nicht verstehen.
Da liegt aber schon euer erster Fehler: reine Online-Umfragen sind laut VdMI-Richtlinien nicht für die Sonntagsfrage geeignet. Das gilt für alle, egal ob oe24 mit ihren wohlmöglich manipulierten Umfragen, wie auch für die nach dem Rücktritt veröffentlichten Blitzumfragen von Market und dem IFDD. Das hält ja leider sowieso kaum jemand ein. Und eigentlich sind eher Online-Umfragen starke Fehlerquellen, wegen der schlechten Erreichbarkeit der „Offliner“, also hauptsächlich älteren Leute. Bei Telefonumfragen kann man auch Mobilfunknummern berücksichtigen, wie es z.B. in Deutschland auch alle machen.
Punkt zwei: Nachkommastellen sind ebenfalls ein Verstoß gegen die Qualitätskriterien, da sie eine unmögliche Präzision von Umfragen suggerieren, vor allem gleich zwei Nachkommastellen.
Und selbst ohne diese Punkte weichen eure Umfragen konstant stark von den etablierten Instituten ab, bei fast jeder Umfragen bei fast allen Parteien außerhalb der Schwankungsbreite. Wenn ihr bei den nächsten Neuwahlen (die Legislaturperiode schaffen ÖVP und Grüne ganz bestimmt nicht komplett durchzuregieren) tatsächlich am nächsten dranliegen solltet, dann nehme ich das zurück. Aber wenn man bedenkt, wie genau die Umfragen in Österreich sind (mit wenigen Ausnahmen), wirkt das halt null realistisch.
Abgesehen von den Befragungsdaten leider auch keine Angabe, wie genau die Umfragen entstehen (Führt ihr die durch oder ein Umfrageinstitut? Inwiefern online – Webseitenabstimmung oder Online-Panel? etc.), man kann mit euren Werten eigentlich nichts anfangen, wenn man weiß, welche Infos da so dazugehören. :/
Sorry für die späte Reaktion, ich hatte nach einigen Monaten nur mal an meinen Kommentar von damals gedacht und mich vorhin mal gefragt, ob da mal jemand was drauf geantwortet hat.
Wir geben Ihnen in weiten Teilen vollinhaltlich Recht.
Der Teufel liegt im Detail. Wir benutzen veröffentlichte Daten der Statistik Austria, dementsprechend wir die Gruppe der Befragten gestalten. Je höher die Anzahl der Befragten ist, desto eher hat man die Möglichkeit die Anteile der Geschlechter, diverser Altersgruppen, Stadt- oder Landbewohner, Erwerbstätige oder Pensionisten, etc. unterzubringen.
Wir schätzen, daß es bei Online-Umfragen zu weniger Falschangaben kommt als bei telefonischen Umfragen, da sie für den Befragten anonymer sind. Bei Gesprächen von Mensch zu Mensch (auch per Telefon) ist man weniger dazu geneigt, persönliche Daten oder Ansichten preiszugeben.
Da die von uns befragten Personen vorweg schon ihr Einverständnis und Interesse an einer wöchentlichen Befragung bekundeten, ist auch die Erreichbarkeit und Teilnahme gegeben.
Das Befragung selbst ist denkbar einfach: Die befragte Person kann auf einem dem Stimmzettel nachempfundenen Formular seine Wahl ankreuzen. Sie kann auch gar nichts oder mehrfach ankreuzen, womit die Möglichkeit des ungültigen Wählens ebenfalls beinhaltet ist. Es gibt keine zusätzlichen Informationen, nur den „Stimmzettel“.
Da wir mit keinem Institut zusammenarbeiten, nutzen wir die einfachsten Methoden, die natürlich auch ein kleines Plus an Manpower bewirken.
Ob unsere Erhebungsdaten den „Qualitätsmerkmalen“, die eine weniger genaue Darstellung erfordern, entsprechen, ist uns eher egal. Unsere Aufgabe ist es das von uns erarbeitete Stimmungsbild ohne Anspruch auf Vollkommenheit darzustellen. Wir verkaufen keine Daten und arbeiten nicht im Auftrag von Parteien oder Interessensgruppen. Insofern müssen wir auch keine Anforderungen erfüllen, die uns ohnehin in Einzelbereichen fragwürdig erscheinen.
Grundsätzlich trauen auch wir den eigenen Umfragen nicht. Die Realität ist immer anders. Aber wir hoffen, und wir arbeiten daran, daß wir das Stimmungsbild realistisch erfassen und darstellen.
2900 wahlberechtigte Bürger aus allen Bundesländern im Alter von 16 bis 87 Jahren sind nicht repräsentativ? Echt jetzt?
Um die Befragtenzahl alleine geht’s ja nicht. Man kann auch 50.000 Leute befragen, aber wenn der Querschnitt nicht stimmt und die Gewichtung im Nachhinein nicht gut ist, sind die Werte wahrscheinlich trotzdem Schwachsinn. Abgesehen davon fehlen einfach zu viele Infos, siehe mein Antwortkommentar oben. Eine Befragtenzahl von ~3000 wäre in Österreich eigentlich super gut, das gibt es sogar in Deutschland nur selten.