Die letzten Tage der Menschheit

Alte Remise Wolfganggasse, Eichenstraße 2, 1120 Wien
Freitag, 04.09.2020, 18:00

Kraus zeichnet ein groteskes Bild der Presse, die durch Phrasendrescherei ihren Beitrag zum Verkommen der Sprache leistet. Eingängige Parolen werden bis ins Unendliche wiedergekäut, patriotische Begeisterungsstürme sollen den auf einer „Lappalie“ begründeten Weltkrieg rechtfertigen und die Vernichtung des „Menschenmaterials“ legitimieren.

Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges schrieb Karl Kraus in den Jahren 1915-1922 „Die letzten Tage der Menschheit“, eine „Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog“. Kraus schreibt im Vorwort, das Stück „sei einem Marstheater zugedacht“, da ein normales Publikum ihm nicht standhalten könne. Wegen seiner enormen Anforderungen ist es noch nie komplett aufgeführt worden, es gehört zu den großen ungehobenen Schätzen des Welttheaters.

Das Werk umfasst insgesamt 220 Szenen. Auf Straßen, in Kaffeehäusern, Ministerien, Schlafzimmern, Schützengräben, Armee-Kommandos, Kirchen, Amtsstuben, Gerichten, Friseurläden, Bahnhöfen werden Unterhaltungen, Telefongespräche, Ansprachen, Vorträge, Diskussionen, Erlässe, Befehle, Pressemitteilungen oder einfach zufällige Begegnungen in österreichischen und deutschen Städten sowie an diversen Fronten wiedergegeben.

Das Personenverzeichnis enthält hunderte Sprechrollen und reicht vom „einfachen Mann“ bis zu kaiserlichen Hoheiten: Befehlshaber, Offiziere, Schauspieler, Kriegsberichterstatter, Literaten, Historiker wie namenlose Passanten, Soldaten, Väter, Mütter, Huren, Priester, Flüchtlinge, Kaffeehausbesitzer, Zeitungsausrufer… ­– in den über 200 Szenen werden ständig neue, Charaktere vorgestellt. Teilweise historisch, teilweise frei erfunden teilen sie ein Schicksal: Kraus reiht ihre zu großem Teil aus Zitaten bestehenden Textzeilen so aneinander, dass ihre Ungereimtheiten, inneren Widersprüche und scheinheiligen Argumente offen gelegt werden.

Kraus zeichnet ein groteskes Bild der Presse, die durch Phrasendrescherei ihren Beitrag zum Verkommen der Sprache leistet. Eingängige Parolen werden bis ins Unendliche wiedergekäut, patriotische Begeisterungsstürme sollen den auf einer „Lappalie“ begründeten Weltkrieg rechtfertigen und die Vernichtung des „Menschenmaterials“ legitimieren.

Mit Fortschreiten des Stücks – und damit des Krieges – wandelt sich die Stimmung in ein dumpf brütendes Schweigen, zur zivilen Bevölkerung gesellen sich Invalide, Krüppel, Larven und Lemuren. Die tierischen, gierigen und barbarischen Züge, die die Menschen im Krieg angenommen haben, werden nach und nach offenbart. Exzesse und Brutalitäten von Offizieren und Kriegsgewinnlern werden auf die Spitze getrieben. Der Wahnsinn des Krieges gipfelt in einer apokalyptischen Vision – die Menschen haben sich eines Lebens auf der Erde nicht als würdig erwiesen.

Karl Kraus hielt sein heute wohl berühmtestes Werk für ein irdisches Theater als zu umfangreich.

Ein Mammutunternehmen, das alle Maßstäbe sprengt, für ein Mammutwerk an einem Mammutort, mit einem Großaufgebot an Schauspielern, Dekorationen und Schauplätzen.

Kartenpreis
EUR 145,-
(Im Kartenpreis sind Essen, alle Getränke und Kaffee inkludiert.)

Tickets per Mail
produktion@letztetage.com
Bezahlung per Banküberweisung

Bitte tragen Sie flaches, bequemes Schuhwerk. Ziehen Sie keine Stöckelschuhe an.

www.letztetage.at



Bilder © Sebastian Kreuzberger


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