Warum das städtische Klima immer lebensfeindlicher wird
„Die Hitze der Stadt ist im Sommer brutal, da man fürchterlich matt ist wird das Leben zur Qual. Darum strömen die Blassen zu den städtischen Kassen, weil die Frische die hat man nur in einem Bad. …“ Mit diesen treffenden Worten beschreibt Reinhard Fendrich 1982 die Atmosphäre eines städtischen Hochsommers. Und so mag „Hot in the City“ vielleicht ein ganz lässiger Song von Billy Idol nichts anderes sein, als ein verklärendes Idealbild. Fendrichs Darstellung ist realer.
Warum es gerade in Städten – je größer, desto schlimmer – im Sommer oft unerträglich heiß ist, kann leicht erklärt werden:
Das, was eine Stadt ausmacht, überhaupt die Gebäude und vor allem die (asphaltierten) Straßen, die Ziegeldächer speichern die Hitze und kühlen nur langsam ab. Und das Abkühlen ist auch nicht mehr als das Abgeben der Wärme an die Umgebung. So kann es in der Mitte einer modernen Großstadt locker bis zu 10° heißer sein als in einer nur 15 km Luftlinie entfernten „Landgemeinde“ im Speckgürtel um die Stadt.
Temperaturkurve über den Bebauungsverlauf einer mittleren bis Großstadt
Geplant war das alles natürlich nicht. Als man vor Jahrhunderten, ja teilweise Jahrtausenden die europäischen Städte gründete und – sofern überhaupt – städtebaulich konzipierte, gab es kaum befestigte Straßen, dafür erheblich mehr Wasserwege durch Städte. Die Problematik der sogenannten „Bodenversiegelung“ war unbekannt, vielmehr ärgerte man sich über die Wege durch die Stadt, die oft nichts anderes als ein Trampelpfad durch frühere Wiesen war und bei Regen zum Schlammbad verkamen. Aber die offene Erde konnte Wasser speichern und bei Hitze auch wieder kühlend abgeben. Über die Wasserwege, oft kaum viel mehr als Rinnsale, über die mehr oder weniger frisches Wasser in und Abwasser aus der Stadt gebracht wurde, brachten ebenfalls Kühlung und verbesserten so das Klima der Stadt.
Wasser ist der Schlüßel zum erträglichen Klima in der Stadt. Schon klar, daß es weder vernünftig, noch umsetzbar ist, die heutigen Städte mit unzähligen zu naturnahen Bächen rückgebildeten Kanälen zu durchziehen. Jahrhunderte an Entwicklung und Verbesserungen haben das Frischwasser in Leitungen und Abwasser in Kanalisationen verbannt. Und das ist gut so, denn die Zeiten von Typhus und Cholera gehören seither der Vergangenheit an.
Aber man übersieht immer wieder den wichtigsten und effektivsten Wasserspeicher im bebauten Raum: Die Pflanzen. Sie speichern Wasser und geben es kühlend an ihre Umgebung ab. Zudem sind sie naturgemäß CO2-Killer. Ein weiterer positiver Aspekt.
Das Verbannen der Pflanzen über die Jahrzehnte – vor allem mit dem Aufbau der Straßennetze ab dem beginnenden 20. Jahrhundert – brachte auch das Steigen der Temperaturen.
Mehr Pflanzen in möglichst natürlichem Wuchs können das Klima tatsächlich beeinflussen. Nicht ohne Grund wurden schon vor Jahrtausenden die meist kleinen Siedlungen rund um Oasen mitten in Wüsten zu kleinen wuchernden blattgrünen Paradiesen kultiviert. Dadurch wurde das Leben mitten in einer lebensfeindlichen, ja tötlichen Umgebung erst möglich.
Das Problem ist erkannt und wird in Anbetracht der immer heißeren Sommer nicht kleiner. Ein ansatzweise umsetzbarer Lösungsansatz ist ebenfalls bekannt. Das „Wie“ und die Umsetzungen sehen wir uns demnächst an.