Energiewende – Politik vs. Wissenschaft

„Der Fluch des Zwangs!“ oder „Wird der Weltuntergang jetzt doch verschoben?“

Mit dem Schlagwort „Energiewende“ wurde bis vor kurzem noch große Politik gemacht. Fast hat man den Begriff schon wieder vergessen, weil er aus den Headlines der Nachrichten verschwunden ist. Die ersten eher ungelenken Schritte zu dieser Wende wurden in den vergangenen 10 Jahren getan und das Ergebnis ist mit gedämpfter Euphorie wahrzunehmen. Obwohl Wissenschaft und Technik teilweise geniale, und auf jeden Fall umsetzbare Lösungen anboten und anbieten tritt man nach wie vor auf der Stelle und die Politik hat sich neue Spielwiesen mit neuen Schlagworten gesucht und gefunden, mit denen sie an einer Thematik weiterbastelt, von der sie scheinbar nichts versteht.


Begrenzte Ressourcen und Möglichkeiten
Die Erde ist in seinen Möglichkeiten begrenzt. Die Rohstoffe sind nicht unendlich zur Verfügung. Und die Berechnungen, wie lange Erdöl- und Gasvorräte noch anhalten brachte so manchen Energie-Manager und Staatschef ins Schwitzen. Die Suche nach Ersatz dauerte nicht lange und statt der Kraft- und Energiegewinnung und Verkehr mit fossilen Stoffen setzte man den Focus ohne langes Überlegen auf erneuerbare Energie, wie Wasser- oder Windkraft. Die grundsätzlich (solange alles gut geht) saubere Kernkraft birgt nach wie vor die Problematik der Endlagerung des Atommülls in Form der abgereicherten Brennstäbe.
Österreich konzentrierte sich schon in der Zwischenkriegszeit auf die Wasserkraft. Flußkraftwerke und gigantische Stauwerke wurden in Angriff genommen. Diese Kraftwerke waren und sind im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk erheblich teurer. Und die damalige Motivation, auf diese erneuerbare Energie zu setzen, war keineswegs der Gedanke an Naturschutz, sondern daß Österreich nach Wegfall der Zugänge zu Kohlerevieren in Polen und der damaligen Tschechoslowakei vollkommen ohne Rohstoffe eine Elektrifizierung des jungen Staates vorantreiben mußte. Unsere Nachbarn setzten meist auf Kohle.

Keine Gesamtlösung
Obwohl Politik und Energieproduzenten sich intensiv bemühten, fand man bis dato keine Patentlösung für den vollumfänglichen Ausstieg aus Kohle, Gas, Öl und Atom. Weder Wind, noch Wasser oder Sonne alleine können kurzfristig diese Lücke schließen, die ein Totalausstieg reißen würde. Die Windkraftanlagen erreichen bei weitem nicht die prognostizierten Produktionssätze und haben zudem den negativen Aspekt, daß sie für ganze Vogelschwärme zu Todesfallen werden. Naturschutz sieht anders aus! Auch an der Baustelle der Solaranlagen liegt einiges im Argen. Die kurzzeitig zum Modeinvestment gewordene Branche litt und leidet sehr unter dem Abzug von Spekulationsgeldern, nachdem die überhöhten Gewinnerwartungen nicht erfüllt wurden. Die Forschung stockte. So wird dieser positive Weg noch einige Zeit benötigen, bis die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt werden.
Zudem geht der Energieverbrauch weltweit tendentiell in die Höhe. Ein Gesamtkonzept, das von den Energieriesen getragen werden kann, ist nicht absehbar.



Viele Einzellösungen
Bereits seit Jahren werden von innovativen Tüftlern kleine Lösungen erfolgreich umgesetzt. Und einige Energieversorgungskonzepte habe es in den breiten Markt geschafft. Kaum ein „Häuslbauer“, der nicht mit den Gedanken an eine Wärmepumpe, betrieben und versorgt durch eine Photovoltaikanlage spielt. Allerdings sind diese Anlagen nach wie vor kostspielig und rentieren sich für den Endverbraucher erst nach langer Zeit.

Gesteigerte Nachfrage, vor allem bei Nachrüstvarianten, würde wohl auch die Produktionskosten und den Preis für den Endabnehmer nach unten drücken.

Eine Nummer größer sind schon diverse Biogas- und Biomasseanlagen, die oft ganze Siedlungen und Ortsteile mit Wärme versorgen. Viele Klein- und Mittelbetriebe, die in der Produktion einerseits Kühlung, andererseits Hitze benötigen, setzen auf Wärmetauscher, die den früheren Energieaufwand schlagartig sinken lassen. Speziell bei Brauereien und in der Lebensmittelproduktion setzt sich diese Methode mehr und mehr durch.
Unzählige Kleinstkraftwerke, die an Bächen und Flußnebenarmen ihre Betreiber mit Strom versorgen und deren Überschuß sogar ins Netz eingespeist wird, könnten durch Modernisierungen effektiver in der Energieausbeute betrieben werden. Die nächst höhere Stufe sind schon (oft solarbetriebene) Anlagen zur Wasserstoffgewinnung. Mit dem so klimaneutral und schadstofffrei produzierten Wasserstoff (H2) wird über eine Brennstoffzelle Strom erzeugt. Der Vorteil ist, daß H2 gelagert und transportiert werden kann. So ist Wasserstoff ähnlich Benzin oder Diesel dort einsetzbar und tankbar, wo man ihn benötigt. – Und Brennstoffzellen sind nicht an einen fixen Standort gebunden, sondern können bspw. im PKW als Stromerzeuger für e-Motoren genutzt werden.



Alles schon da!
Die Wärmepumpen, Biomassekraftwerke und H2-Anlagen sind die wohl besten Beispiele für die Umsetzbarkeit einer echten Energiewende ohne Netzkollaps und Untergang der gesamten Ökonomie. Die voestalpine betreibt bereits eine H2-Anlage. Klimaneutral. CO2-Frei. Zielsetzung dieses von voestalpine, Siemens, VERBUND sowie Austrian Power Grid und den wissenschaftlichen Partnern K1-MET und ECN gestarteten Projekts ist die umweltschonende und klimaneutrale Energieversorgung der Stahlproduktion. Ein tatsächlicher Sprung nach vorne, wenn man bedenkt mit welch immensen Energieaufwand die Hochöfen und Produktionsstätten betrieben werden. Die „Big Player“ in Energieerzeugung und Energieverbrauch haben eine Lösung auf den Weg geschickt.

Die Bremser
Jeder vernunftbegabte und am Fortbestand von Erde und Menschheit interessierte Weltenbürger wird nun in Anbetracht der Problemstellung und der angebotenen Lösungen applaudieren und beruhigt durchatmen.
Allerdings wurde das Thema zur „Chefsache“ erklärt und nun entscheiden nicht mehr mit der Sache vertraute Wissenschaftler, Techniker und Ökonomen die nächsten vernünftigen Schritte, sondern Politiker und Vertreter von Interessensgruppen geben Zielsetzungen vor, die mehr Schaden als Nutzen verursachen. Der Weg zu einer schadstofffreien, klimaneutralen, CO2-freien und umweltschonenden Energieversorgung und Energiewirtschaft ist nur über Technologien möglich, die einen Brückenschlag in diese neue Ära ermöglichen. Ein Beispiel ist eine neue, durchaus revolutionäre Verbrennungsmotorentechnik, von einem deutschen Autobauer entwickelt, welche die Emission auf ca. 20% des derzeitigen Standes reduzieren würde. – Bei gleichbleibender Lebensdauer von Motor und Fahrzeug. Die Zulassung einer solchen Motorengeneration wurde nicht erteilt! Es gibt von der Politik, entgegen jeder Vernunft, die strikte Vorgabe der Forcierung der E-Motoren und Batterientechnologie. Daß diese Technologien unterm Strich derzeit mindestens so schmutzig wie die Verbrenner aus den 1980er Jahren sind, wird ignoriert. Leider.



Gewinner oder Verlierer
Aus nachvollziehbaren Gründen sind auch Mineralölkonzerne, Kraftwerksbetreiber und andere Energieversorger noch nicht auf diesen Zug aufgesprungen. Die Umstellung von erdölbasierten Kraftstoffen auf Wasserstoff und Strom kann den Erdölgiganten das Genick brechen, wenn sie nicht ihre vorhandene Infrastruktur nutzen, um den entstehenden neuen Bedarf mit den benötigten Produkten zu versorgen. Auch Stromerzeuger und Stromversorger haben wenig Freude damit, wenn sich Hinz und Kunz in Zukunft selbst zu einem Großteil mit Energie versorgt. Dabei wären diese Unternehmen in der kommenden Energiewirtschaft in einer absolut wichtigen und verantwortungsvollen Schlüsselposition. Sie wären die Herren über die Netzsicherheit, die Stabilität der Spannung, der Versorgung bei Verbrauchsspitzen. Ein weiterer wirtschaftlicher Nebeneffekt wäre, daß die derzeit wuchernden „Strom- ud Gasmakler“ und „alternativen Anbieter“ samt ihren marktzerstörenden Preiskämpfen endlich wieder verschwinden würden. Ein Vorteil für Produzenten und Kunden.

Ein Fazit?
Abschliessend kann man festhalten, daß weite Bereiche der Wirtschaft und Wissenschaft mit ihren Lösungen weiter sind als die Politik in ihrer Verständnisbreite. ÖBB-Busse fahren teilweise bereits mit H2-Brennstoffzellen, voestalpine ist am besten Weg dazu, emissionsfrei Stahl zu produzieren und Energie- wie Technologieriesen wie VERBUND und Siemens sind schon mitten drin in der Umgestaltung der Wege zur Stromerzeugung.



Scheinbar ist der schon so häufig vorausgesagte Weltuntergang auch diesmal verschoben worden.



Bilder
© voestalpine
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