Auf der Suche nach Neuerscheinungen stolperte unsere Redaktion über den spritzig geschriebenen Krimi des noch wenig bekannten Autors Hergen Albus. Von ihm erscheint in Kürze beim Verlag Buchkontor Teltow „Endstation Westen – Ein Berliner Botschaftskrimi“
Eine kleine Kostprobe vorab:
Gegen sechs Uhr abends herrscht Ruhe in der herrschaftlichen Villa in der Schwendenerstraße in Berlin-Dahlem, die die Botschaft von Ketumbara beherbergt. Einem kleinen Land in Südasien. Bereits um fünf Uhr ist Dienstschluss und die Angestellten verlassen fast schon fluchtartig ihren Arbeitsplatz, um den Bus noch zu erreichen, der zwei Minuten später in der nahen Altensteinstraße abfährt. Als kurz nach ein Uhr nachts eine dunkle Limousine im Parkverbot vor der Botschaft hält, bemerkt niemand etwas. Zwei Männer in dunklen Jacken steigen aus dem Auto aus, der Fahrer öffnet den Kofferraum und sie entnehmen ihm einen unförmigen, schweren, in Müllsäcke verpackten Gegenstand und hieven ihn über den Zaun der Villa. Als Botschaftsmitarbeiter Steffens am nächsten Vormittag sein Büro betritt, gehört das ruhige Verwaltungsleben in der Botschaft der Vergangenheit an und er findet sich plötzlich im Zentrum vielfältiger Verstrickungen wieder.
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Im Garten der Botschaft eines südasiatischen Landes wird eine Leiche gefunden. Während die Polizei ihre Ermittlungen aufnimmt und die Regierung von Ketumbara einen eigenen Ermittler entsendet, entwickeln verschiedene Gruppen der ketumbarischen Diaspora in Berlin ein gesteigertes Interesse an dem Fall. Dabei wird der Leser tief in die Innenwelt einer Auslandsgemeinde mitgenommen, die sich fern der Heimat befindet, aber gleichzeitig weit entfernt ist, jemals an einem anderen Ort anzukommen.
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„Fern der Heimat“, sagte Samaras. „Endstation Westen. Das ist es doch. Für die war es ein Glück, aus Ketumbara rauszukommen, aber das Problem ist, dass die Wenigsten, die ich hier getroffen habe, wirklich angekommen sind. Emotional sitzen die alle auf gepackten Koffern. Eigentlich sind die gar nicht hier.“ „Da verlassen diese Menschen ihre Heimat, reisen Tausende von Kilometern, begeben sich in eine fremde Kultur, um schließlich wieder in der Kultur zu leben, die sie eigentlich hinter sich lassen wollten“, sagte Scritturi. „Die bilden hier in Berlin instinktiv eine Dorfgemeinschaft. Das ist ja nachvollziehbar. Im Grunde sucht jeder Mensch das, was ihm Heimat ist. Da stellt sich halt die Frage, warum sie ihre Heimat verlassen haben.“ „Im Prinzip ist Deutschland unsere Gegenwart und vielleicht auch Zukunft, und Ketumbara ist Vergangenheit“, sagte Shireesha. „Leider leben die alle noch in der Vergangenheit, jede Gruppe in ihrer eigenen.“