Mieser Zimmerkollege
Robert Elisabeth Stolz (* 25.8.1880 in Graz; † 27.6.1975 in Berlin) war ein österreichischer Komponist und Dirigent. Ab 1907 war er Kapellmeister im Theater an der Wien, ging 1924 nach Berlin. 1938 bis 1946 verbrachte er im Exil. Stolz komponierte zahlreiche berühmte Operetten und Filmschlager, wie bspw. „Im Prater blühn wieder die Rosen“ oder „Ob blond, ob braun“.
Die 1920er waren für Robert Stolz eine schwere Zeit. Nachdem sein Operettentheater in der Wiener Annagasse pleite ging, war er all seine finanziellen Mittel los. Gerade eine goldene Taschenuhr besaß er noch als einziges, was man als wertvoll bezeichnen kann.
Damals teilte er sich mit seinem ebenfalls mittellosen Freund Otto Hein ein kleines Untermietzimmer in einem heruntergekommenen Bau. Regelmäßig stand der Gerichtsvollzieher, den man bereits namentlich als Navratil kannte, bei den beiden auf der Matte. Um seine Taschenuhr vor dem Zugriff des Exekutors zu retten, legte Stolz das schöne Stück dann immer auf das Nachtkästchen von Hein, um sie so vor dem Zugriff zu retten.
Eines Tages war es wieder soweit. Navratil läutete, Stolz platzierte die schöne Uhr auf Heins Nachttischchen, der Gerichtsvollzieher trat ein. Ruckzuck schnappte sich der Exekutor die goldene Taschenuhr von Heins Nachtkästchen. Und als Stolz protestierte, beruhigte ihn der gute Navratil: „Regen S‘ Ihna net auf! Heut pfänd i den Hein!“
Stolz war um seinen letzten Wertgegenstand gekommen. Der Gegenwert der goldenen Uhr wurde beim Schuldenstand seines Freundes Hein abgezogen. Und als Draufgabe war Stolz‘ damalige Ehefrau Franzi Ressel kurz darauf auch noch mit dem Zimmergenossen des Komponisten dahin.
Schlechte Zeiten für den großen Komponisten.