
Willkommen zu Alles Gute Österreich – und diesmal wird’s unangenehm für die Regierung. Die Jungs von 0punkt nehmen die Rede von Nina Tomaselli (Grüne) im Nationalrat vor – und die hat’s in sich. Da geht’s nicht um Nebensächlichkeiten, sondern um die ganz große Frage: Wem dient Österreichs Außenpolitik eigentlich – der Ukraine oder der Raiffeisenbank? BITTE WAS?!
Laut den Grünen hat die Bundesregierung in Brüssel versucht, das EU-Sanktionsregime aufzuweichen, damit eingefrorene russische Oligarchen-Vermögen angezapft werden können – nicht für die Ukraine, sondern zur Entschädigung der RBI. Tomaselli spricht von Lobbying, von politischer Blamage und davon, dass hier erstmals seit Kriegsbeginn russisches Vermögen „aufgetaut“ werden sollte. TOTAL IRRE.
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger verteidigt sich mit dem Argument der „doppelten Bereicherung russischer Oligarchen“. Tomaselli kontert: Unsinn. Die Aktien sind eingefroren, bleiben eingefroren – und Sanktionen sind kein Spielzeug für Bankenrettung. Dazu kommen unbeantwortete parlamentarische Anfragen, selektive Transparenz, Waldheim-Akte, Inseratenpolitik und die große Frage: Was ist von den Transparenz-Versprechen der NEOS eigentlich übrig geblieben?
Die Jungs von 0punkt analysieren die Rede, ordnen sie ein und fragen euch: Ist das noch Interessenvertretung für Österreich – oder schon Lobbyarbeit auf Staatsniveau?
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Titel-/Vorschaubild: 0punkt
Österreichische Politik im Spannungsfeld von Parteiinteressen und Firmenlobbyismus
Österreich verstand sich über weite Strecken der Zweiten Republik als konsensuale Demokratie mit staatstragenden Parteien, klaren programmatischen Linien und einem politischen Selbstverständnis, das das Gemeinwohl über Partikularinteressen stellte. Die großen Parteien – allen voran ÖVP und SPÖ – waren nicht bloß Wahlvereine, sondern Träger politischer Weltanschauungen, eingebettet in ein System der Sozialpartnerschaft, das Konflikte institutionalisierte und demokratisch moderierte. Politik wurde als Verantwortung gegenüber dem Staat verstanden, nicht als Dienstleistung für externe Auftraggeber.
Dieses Modell ist in den vergangenen Jahrzehnten schrittweise erodiert. An seine Stelle trat ein politisches System, das zunehmend von externen Akteuren durchdrungen ist: Konzernlobbys, finanzstarke Interessensvertretungen, parteinahe NGOs, Beratungsfirmen und Mediennetzwerke. Die klassische Parteipolitik erscheint dabei immer weniger als souveräne Gestalterin, sondern zunehmend als Vollzugsorgan fremder Interessen. Politische Entscheidungen wirken häufig vorgeprägt, die parlamentarische Debatte reduziert sich auf die nachträgliche Legitimierung bereits feststehender Agenden.
Besonders augenfällig ist diese Entwicklung im Verhältnis von Politik und Finanzwirtschaft. Banken, Versicherungen und große Industriekonzerne verfügen über privilegierten Zugang zu Entscheidungsträgern, über Expertise-Monopole und über erhebliche Ressourcen zur Einflussnahme. In Österreich wird in diesem Zusammenhang regelmäßig auf die strukturelle Nähe zwischen politischer Macht und einzelnen Bankengruppen hingewiesen, die sich historisch verfestigt hat und bis heute politische Handlungsspielräume begrenzt. Der Wechsel von Politikern in Aufsichtsräte, Thinktanks oder Lobbyorganisationen – und umgekehrt – ist längst zur Normalität geworden.
Auch neue Parteien, die ursprünglich mit dem Anspruch antraten, das politische System zu erneuern, sind davon nicht ausgenommen. Wenn politische Formationen faktisch von vermögenden Einzelpersonen, wirtschaftsnahen Netzwerken oder Stiftungsmodellen getragen werden, stellt sich zwangsläufig die Frage nach ihrer demokratischen Autonomie. Parteien werden so zu politischen Start-ups, deren Programmatik sich an den Interessen ihrer Financiers orientiert – nicht an den Bedürfnissen des Souveräns.
Das eigentliche Problem liegt jedoch tiefer: In der schleichenden Transformation der Demokratie selbst. Der klassische Begriff der Volkssouveränität – die Idee, dass gewählte Vertreter dem Gemeinwesen verpflichtet sind – wird durch ein marktförmiges Politikverständnis ersetzt. Politik wird zum Aushandlungsprozess zwischen organisierten Interessen, während das unorganisierte Gemeinwohl auf der Strecke bleibt. Wer über Geld, Netzwerke und mediale Reichweite verfügt, kann politische Agenden setzen; wer lediglich wählt, bleibt Zuschauer.
Damit gerät die Demokratie in ein strukturelles Ungleichgewicht. Formell bleiben Wahlen, Parlamente und Verfassungen bestehen. Substanziell jedoch verschiebt sich die Macht weg von der Polis hin zu einer oligarchischen Interessenordnung. Der Staat verliert seine gestaltende Rolle und wird zum Manager konkurrierender Ansprüche – ohne eigenen normativen Kompass.
Fazit:
Österreich steht damit an einem demokratischen Kipppunkt. Solange Politik primär als Karrierepfad, als Lobby-Durchlaufstation oder als Exekutor externer Interessen fungiert, bleibt der Begriff der Volksherrschaft eine leere Hülse. Demokratie erschöpft sich dann nicht in autoritären Bedrohungen von außen, sondern wird von innen ausgehöhlt – leise, legal und gut vernetzt. Die eigentliche Frage lautet daher nicht mehr, wer regiert, sondern für wen regiert wird. Und solange diese Frage unbeantwortet bleibt, regiert nicht das Volk, sondern der Einfluss.
Österreich: Politik zwischen Machtverwaltung und Interessenvollzug
Österreichs politische Ordnung verstand sich lange als stabiler Ausgleichsmechanismus zwischen gesellschaftlichen Kräften. Die Sozialpartnerschaft, der starke öffentliche Sektor und programmatisch geprägte Parteien bildeten ein System, das Konflikte integrierte, statt sie zu externalisieren. Politik war gestaltend, nicht bloß reagierend. Dieses Modell ist heute weitgehend Vergangenheit.
In der gegenwärtigen Praxis erscheint österreichische Politik zunehmend als Vollzugsinstanz wirtschaftlicher, medialer und institutioneller Interessen. Entscheidungen werden nicht mehr primär entlang politischer Programme getroffen, sondern im Vorfeld zwischen Ministerien, Konzernen, Kammern, Banken und parteinahen Organisationen ausgehandelt. Das Parlament fungiert dabei häufig als nachgeschaltete Absegnungsinstanz.
Ein zentrales Beispiel ist die enge Verflechtung von Politik und Bankenwesen. Die historische Sonderstellung einzelner Bankengruppen, insbesondere jener mit genossenschaftlicher Struktur und regionalpolitischer Verankerung, hat ein dauerhaftes Machtgeflecht entstehen lassen. Diese Institute sind nicht bloß wirtschaftliche Akteure, sondern politische Akteure mit direktem Einfluss auf Gesetzgebung, Förderpolitik, Agrarstruktur, Medienlandschaft und Parteifinanzen. Der Wechsel politischer Funktionsträger in Aufsichtsräte oder bankennahe Institutionen ist dabei kein Ausnahmefall, sondern systemische Praxis.
Ein weiteres strukturelles Problem zeigt sich in der Inseraten- und Medienpolitik. Öffentliche Gelder fließen in erheblichem Ausmaß an mediale Akteure, die im Gegenzug politische Narrative stabilisieren oder kritische Berichterstattung abschwächen. Politische Kommunikation wird so nicht über Argumente, sondern über finanzielle Abhängigkeiten gesteuert. Die Grenze zwischen Information und politischem Marketing verschwimmt – zulasten einer informierten Öffentlichkeit.
Auch parteipolitisch ist eine Transformation sichtbar. Parteien fungieren immer weniger als Orte politischer Willensbildung, sondern als professionalisierte Kampagnenapparate. Programmatik wird flexibel gehalten, um Koalitionsoptionen, Sponsorenerwartungen und mediale Anschlussfähigkeit nicht zu gefährden. Besonders augenfällig wird dies bei politischen Neugründungen, die sich als modern, reformorientiert oder „unternehmerisch“ inszenieren, faktisch jedoch stark von einzelnen Geldgebern, Stiftungsmodellen oder wirtschaftsnahen Netzwerken abhängig sind. Die Partei wird zur Marke, der Wähler zum Kunden.
Der Einfluss parteinaher NGOs und Beratungsfirmen verstärkt diesen Trend. Politische Inhalte werden zunehmend ausgelagert: Expertisen, Gesetzesentwürfe und Kommunikationsstrategien stammen aus externen Strukturen, die demokratisch nicht legitimiert sind. Politik verliert damit ihre autonome Urteilsfähigkeit und wird zum Koordinationspunkt fremder Agenden.
Demokratie, Souveränität und die Entmündigung des Wählers
Demokratietheoretisch basiert die repräsentative Ordnung auf der Annahme, dass gewählte Vertreter im Auftrag des Volkes handeln. Der Wähler überträgt temporär Macht, behält aber letztlich die Souveränität. Diese Logik gerät ins Wanken, wenn reale Entscheidungsmacht systematisch außerhalb der demokratischen Institutionen liegt.
In Österreich zeigt sich zunehmend eine Entkopplung von Wahlakt und politischer Wirksamkeit. Wahlen verändern Personal, nicht aber die strukturellen Rahmenbedingungen politischer Entscheidungen. Fiskalpolitik, Bankenregulierung, Medienordnung, Standortpolitik und große Infrastrukturfragen folgen einer bemerkenswerten Kontinuität – unabhängig von Wahlversprechen oder Mehrheitsverhältnissen.
Der Wähler wird dadurch faktisch entmündigt. Seine Rolle reduziert sich auf die Legitimation eines Systems, dessen zentrale Weichenstellungen er nicht beeinflussen kann. Politische Alternativen erscheinen austauschbar, Wahlentscheidungen folgen taktischen Erwägungen statt inhaltlicher Überzeugung. Demokratie verkommt zur periodischen Zustimmung ohne reale Gestaltungsmacht.
Souveränität verschiebt sich in diesem Prozess von der Polis zu Netzwerken: zu Kapitalinteressen, institutionellen Dauerstrukturen und medialen Machtzentren. Der Staat agiert nicht mehr als Ausdruck kollektiven Willens, sondern als Manager von Sachzwängen. Verantwortung wird nach oben delegiert („der Markt“, „Europa“, „die Experten“) und nach unten kommuniziert („es gibt keine Alternative“).
Österreich ist formal eine Demokratie geblieben, inhaltlich jedoch zunehmend eine Interessenrepublik. Solange politische Macht nicht dort liegt, wo Verantwortung demokratisch kontrolliert wird, bleibt der Wähler Zuschauer eines vorentschiedenen Spiels. Die größte Gefahr für die Demokratie geht dabei nicht von offenen Gegnern aus, sondern von einem System, das Partizipation simuliert, während es reale Einflussmöglichkeiten systematisch neutralisiert. Demokratie stirbt nicht im Staatsstreich – sie erodiert im Alltag.
Genauso findet die politische Entmündigung des Souveräns statt – das Volk zahlt, entscheidet aber nicht! Niemand, den ich kenne, will für das korrupte ukrainische Oligarchensystem zahlen – trotzdem findet der Diebstahl an Volksvermögen ungeniert statt!
1. Inseratenpolitik des Bundes
Millionenbeträge öffentlicher Gelder fließen jährlich in Regierungsinserate an große Medienhäuser. Kritische Berichterstattung korreliert auffällig mit Inseratenentzug. Politische Information wird so indirekt gesteuert, ohne formelle Zensur – der Wähler erhält ein gefiltertes Bild politischer Realität.
2. Bankenrettungen ohne demokratisches Mandat
Die Kosten großer Bankenkrisen wurden letztlich sozialisiert, während strategische Entscheidungen in kleinen politischen Zirkeln getroffen wurden. Eine substanzielle demokratische Mitentscheidung über Alternativen (Zerschlagung, Gläubigerbeteiligung, Systemumbau) fand nicht statt.
3. Drehtür zwischen Politik und Wirtschaft
Ehemalige Minister, Staatssekretäre und Spitzenbeamte wechseln regelmäßig in Aufsichtsräte, Lobbyorganisationen oder staatsnahe Konzerne. Gesetzgebung und Regulierung erfolgen dadurch unter dem Eindruck zukünftiger Karriereoptionen – ein struktureller Interessenkonflikt.
4. Parteifinanzierung und Großspender
Formell gedeckelte Parteispenden werden durch Vereinsstrukturen, Sponsoring und Umwegfinanzierungen ergänzt. Politischer Einfluss ist damit nicht gleich verteilt, sondern abhängig von ökonomischer Potenz – Wahlgleichheit bleibt formal, nicht real.
5. Sozialpartnerschaft ohne demokratische Kontrolle
Zentrale wirtschaftspolitische Entscheidungen werden zwischen Kammern und Regierung vorverhandelt. Der Nationalrat übernimmt oft nur noch das Ergebnis. Der Wähler ist in diesem Prozess nicht vertreten, sondern lediglich nachträglicher Absegner.
6. EU-Umsetzung ohne nationale Debatte
Weichenstellungen in Budget-, Wettbewerbs- oder Beihilfenpolitik werden als „alternativlose“ EU-Vorgaben präsentiert. Nationale politische Verantwortung wird externalisiert, demokratische Auseinandersetzung unterbleibt.
7. Politische Berater statt parlamentarischer Expertise
Gesetzesentwürfe entstehen zunehmend in Ministerkabinetten mit externer Beratung. Parlamentarische Kontrolle wird dadurch ausgehöhlt, Abgeordnete verlieren faktisch ihre gestaltende Funktion.
Der österreichische Wähler darf wählen – aber nicht entscheiden. Er legitimiert ein System, dessen zentrale Entscheidungen längst außerhalb seiner Reichweite getroffen werden.