Trump und seine Gäste: Gipfel für den Frieden oder für den Krieg

Seit mehr als zwei Jahren tobt er nun – der Krieg in der Ukraine. Ein Krieg, der längst nicht mehr nur ein Konflikt zwischen zwei Nationen ist, sondern ein Stellvertreterkrieg, in dem Europa mehr und mehr zur Tribüne und gleichzeitig zur Bezahlkassa degradiert wurde. Seit April 2022 herrschte diplomatische Eiszeit. Keine ernsthaften Friedensgespräche, keine Waffenstillstandsverhandlungen, nur ein stetes „Weiter so“ aus Brüssel, Berlin und London. Bis nun Donald Trump, frisch wieder im Amt, die Initiative ergriff – und die Welt plötzlich wieder den Atem anhält.

Am Freitag trafen sich der US-Präsident und sein russisches Pendant Wladimir Putin in Alaska. Ein Treffen von symbolischer wie politischer Wucht: Zwei Männer, die den Lauf der Weltgeschichte in den Händen halten, unter vier Augen in der Kälte des Nordens. Das Resultat? Schweigen. Keine langen Erklärungen, keine protokollarischen Worthülsen, kein hastiges Herausposaunen von Durchbrüchen. Nur die knappe Botschaft: Die Gespräche seien „positiv“ verlaufen, man habe „tragfähige Lösungsansätze“ gefunden, und nun liege der Ball beim ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskyj.

Diese Wortkargheit wirkte wie ein Trompetenstoß auf die internationale Presse. Die Kaffeesudleser, Nebenerwerbspropheten und Berufsempörten überschlugen sich in ihren Interpretationen. Zwischen triumphaler Euphorie („Trump der neue Friedensstifter!“) und düsterem Unken („Putin hat ihn über den Tisch gezogen!“) schwankten die Schlagzeilen wie ein betrunkener Matrose auf hoher See. Was tatsächlich gesagt und vereinbart wurde, weiß niemand. Aber in Zeiten, in denen Schweigen mehr wiegt als Gerede, reicht allein die Tatsache des Gesprächs, um das globale Machtgefüge zu erschüttern.

Die ewigen Nörgler
Kaum war der Gipfel vorbei, erhoben sich die altbekannten Stimmen der Unzufriedenheit. Kritisiert wurde, dass Selenskyj nicht am Tisch saß. Ein „Skandal“ sei das, hieß es aus Brüssel und Berlin. Als ob es je anders gewesen wäre: Jahrelang tagten die selbsternannten Friedensapostel Europas auf Konferenzen, zu denen Putin gar nicht eingeladen war. Und dass Trump sich als Vermittler zwischen Kiew und Moskau versteht, war von Anfang an klar. Schließlich hatte er bereits im Februar Selenskyj empfangen – ein Treffen, das in Erinnerung blieb, weil es das erste Mal war, dass man den ukrainischen Präsidenten nicht wie einen Heiligen, sondern wie einen Politiker behandelte, der Rechenschaft ablegen muss.

Doch Empörung verkauft sich besser als Vernunft. Und so wetterten Ursula von der Leyen, der britische Premier Keir Starmer und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz gegen das Treffen, als sei ihnen gerade ein Stück ihrer mühsam aufgebauten moralischen Deutungshoheit entrissen worden. Jahrelang predigten sie, mit Putin dürfe man nicht reden. Nun, da einer es tut, sind sie beleidigt, dass er nicht bei ihnen nachfragte.

Strack-Zimmermanns Wutrede
Besonders erbost zeigte sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann, einst FDP-Gallionsfigur, mittlerweile vor allem durch ihre cholerisch anmutende Dauerpräsenz in Talkshows bekannt. Für sie war der Gipfel nichts anderes als eine „Burlesque“. Die USA hätten ihren Führungsanspruch verspielt, Europa müsse nun endlich zeigen, dass es Russland die Stirn biete. Eine bemerkenswerte Vorstellung: Ausgerechnet die Europäische Union, deren Stärke sich seit Jahren vornehmlich im Verfassen moralischer Leitlinien und regulatorischer Kleinkriege zeigt, soll plötzlich zur militärischen Weltmacht mutieren. Dass die EU ein Wirtschaftsbündnis ist und kein Pentagon im Taschenformat, scheint der Dame entgangen zu sein.

Die EU als moralische Weltpolizei
Tatsächlich nimmt man die EU auf der Weltbühne kaum noch ernst. Laut tönen die Brüsseler Koryphäen vom „wertebasierten“ Kurs, doch für große Teile der Welt klingt dies wie das Bellen eines kläffenden Schoßhundes. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag mag für europäische Politiker ein Prestigeprojekt sein – die großen Mächte hingegen sehen ihn eher als eine Art juristische Folklore. China, Indien, Russland erkennen ihn nicht an. Und die USA machten schon vor Jahren klar, dass man sich hüten solle, je einen US-Bürger dort vorzuführen – andernfalls werde man „militärisch antworten“. Das nennt man wohl Realpolitik, auch wenn sie den Brüsseler Moralisten nicht schmeckt.

Das große Raten
So blieb die Welt am Wochenende im Modus der Spekulation. Mal war Trump der Sieger, mal Putin. Mal beide, mal keiner. Es wirkte, als gönnten die journalistischen Kommentatoren keinem der beiden auch nur den kleinsten diplomatischen Erfolg. Schließlich wäre das ja eine Bankrotterklärung für die eigenen Narrative der letzten Jahre: dass Putin ein Paria sei, mit dem nicht verhandelt werden dürfe; dass Trump ein Narr sei, dem man die Geschicke der Welt nicht anvertrauen könne. Und nun sitzen die beiden an einem Tisch, schweigen – und die Welt beginnt zu zittern.

Der Selenskyj-Tross rückt an
In dieser aufgeheizten Stimmung kündigte Selenskyj sein nächstes Manöver an: Er reist nach Washington. Doch nicht allein. An seiner Seite sollen Merz, Starmer, von der Leyen und womöglich auch Emmanuel Macron anrücken. Eine ganze Prozession politischer Lautsprecher, deren bisherige Erfolge in Sachen Friedenspolitik überschaubar sind. Eher das Gegenteil: Mit jedem Sanktionspaket, mit jedem Rüstungspaket, mit jedem martialischen Spruch verlängerten sie den Krieg und schwächten zugleich die eigene Wirtschaft.

Die Vorstellung, dass Trump ein Treffen mit einem Gesprächspartner ansetzt – und dieser dann mit vier überflüssigen Begleitern aufkreuzt –, hat durchaus komödiantisches Potenzial. Wäre es ein Fußballspiel, könnte man von einer soliden Ersatzbank sprechen. Nur: auf dem Feld der Diplomatie wirken die Begleiter eher wie Statisten, die durch ihr ständiges Dazwischenreden das Spiel zerreißen.

Ausblick
Wie dieser Gipfel ausgeht, ist ungewiss. Trump hat den Ball nun Selenskyj zugespielt. Ob der ukrainische Präsident diesen Ball annimmt – oder ob er sich von seinen europäischen Fürsprechern in endlosen Beratungen fangen lässt –, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Sollte der Krieg eines Tages enden, wird es nicht die EU gewesen sein, die ihn beendet hat. Sondern die beiden Männer, die in Alaska am Tisch saßen.

Und vielleicht, nur vielleicht, wird die Geschichte dann urteilen, dass Schweigen manchmal mächtiger ist als die lautesten Reden.

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One thought on “Trump und seine Gäste: Gipfel für den Frieden oder für den Krieg

  1. Schaut man Geld an ist nichts passiert.Paar Punkte „+“ paar Punkte „-„. Alles eingepreist.
    Ps.“ Punkt “ ist 1/100 von 1 Prozent

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