Das WEF – World Economic Forum tagte bis vergangenen Freitag in Davos. Klaus Schwab, der 85-jährige Gründer und Vorsitzende des WEF traf sich mit Tausenden mehr oder weniger bekannten Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Medien und Politik. Daß bei dieser Gelegenheit Entscheidungen getroffen werden, die ganze Staaten betreffen und nie deren Bürgern vorgestellt oder in Parlamenten diskutiert werden, stößt vielen Bürgern mehr als sauer auf. Der Eindruck, daß sich dort eine viel zu mächtig gewordenen Clique trifft, um über das weitere Schicksal von zig Millionen, nie zum Thema gefragten Menschen, zu bestimmen, ist nicht unbegründet. Zu viele Politiker feiern dort vor oft ein gesellschaftspolitisches Programm, das so gar nicht dem Willen der Menschen entspricht. Und wenn sie einmal in ihren Heimatländern direkt darauf angesprochen werden, leugnet man die klare politische Richtung, in der man sich bewegt. Klaus Schwabs Initiative „The Great Reset“ und die Idee des „Grünen Kapitalismus“ würde bei den Bürgern Europas und der Welt höchstwahrscheinlich wenig Begeisterung auslösen. Im Gegenteil.
Ein ganz besonders prominenter Gast war in diesem Jahr Wolodimir Selenskij, der es bis heute nicht schafft, wieder einmal Kleidung ohne Tarnfarben zu tragen. Die Inszenierung als schlachtenerprobter Kriegsherr kann der ukrainische Präsident so halbwegs. Sonst sieht es nicht so grandios aus mit seinen für diese Position notwendigen Kompetenzen. Nach rund zwei Jahren Krieg hat sich seine Beliebtheit in der Ukraine langsam auch wieder an das Vorkriegsniveau angenähert: Unbeliebt! Was die Menschen in der Ukraine besonders stört und belastet, ist der Umstand, daß sie mit leeren Versprechungen hingehalten wurden und werden. Die Korruption blüht nach wie vor und staatlich geduldete Kriminalität feiert fröhliche Urstände. Wenn ab und zu ein Korruptionsfall publikumswirksam aufgedeckt wird, kann man sich sicher sein, daß es sich um eine Person handelt, die sich vom System Selenskij abgewandt hat, oder sich kritisch zum Regierungsstil oder der Kriegsführung geäußert hat. Auf diese Art hält Selenskij eine unbekannte Zahl von korrupten Partnern in einer Art Geiselhaft. Die hinter vorgehaltener Hand überbrachten Schilderungen über den Unwillen des Volkes, die Herrschaft der Oligarchen von Selenskijs Gnaden länger hinzunehmen, werden immer mehr und mehr. Man will nur noch die nächsten Wahlen abwarten, damit die derzeit noch regierende Clique abgewählt werden kann. Die Tatsache, daß Selenskij die Präsidentschaftswahlen aussetzt, vergrämt die Menschen dann noch viel mehr.
Über den Messengerdienst Telegram und das soziale Netzwerk VK halten die Ukrainer auch Kontakt zu ihren Freunden, Verwandten und Bekannten in den von den Russen besetzten oder bereits annektierten Gebieten. Und man hört von Aufbauprogrammen, von regelmäßigen und höheren Pensionszahlungen und chinesischen Unternehmen, die Infrastrukturprojekte aus dem Boden stampfen…
Selenskij kehrte von Davos, vom Weltwirtschaftsforum nach Kiew zurück. Er brachte keine Infrastrukturprojekte mit, sondern Zusagen, mehr Geld für Waffen und Munition zu erhalten. Da werden sich die Ukrainer aber freuen.