Adventkalender 23. Türchen

Nur noch einmal schlafen!

Noch ein Tag bis Weihnachten und wir machen uns Gedanken über die vielleicht schönste Weihnachtsgeschichte, die es zu lesen – und dank unzähliger Verfilmungen – zu sehen gibt.
„A Christmas Carol“, zu deutsch meist mit „Eine Weihnachtsgeschichte“ übersetzt, schildert die Geschehnisse, die einem alten Geizkragen namens Ebenezer Scrooge kurz vor dem Weihnachtstag, dem 25. Dezember widerfahren und nicht nur seine Einstellung, ja sein ganzes Leben verändern.
Der alte Geizkragen Scrooge ist ein so erfolgreicher wie auch gefühlskalter Geschäftsmann. Er ist geizig, läßt seinen Angestellten, Bob Cratchit, eher im Wintermantel, mit Schal und Handschuhen im Büro arbeiten, als daß er ein paar Stück Holz und Kohle in den Ofen werfen ließe. Er bezahlt ihn mehr schlecht als recht und hat so gar kein Verständnis dafür, daß dieser brave und treue Angestellte, ein treu sorgender Familienvater, mit seiner Familie das Weihnachtsfest feiert. „Humbug“, nennt Scrooge dieses Fest und verdammt Alles, was damit und anderen menschlichen Freuden zu tun hat.

Vor Weihnachten bekommt Scrooge „Besuch“ von einem Geist. Es ist der Geist seines früheren Geschäftspartners und einzigen Freundes Jacob Marley. Der Geist müht sich ab und ist in Ketten. Er warnt Scrooge davor, sein Leben weiter so kaltherzig und freudlos zu führen. Denn er, Marley, tat es so und ist nun in Ketten geschmiedet. In Ketten, die er sich in seinem unfreundlichen und geizigen Leben ohne Freude und ohne Herz selber schmiedete und anlegte. Scrooge war nicht beeindruckt vom Auftritt des Geistes seines ehemaligen Partners und so kündigte ihm Marley noch den Besuch von drei weiteren Geistern an, die ihn in dieser Nacht besuchen werden.

Der Geist von Jacob Marley warnt Scrooge davor, das kalte und geizige Leben ohne Freude und Freunde weiter zu führen.

Der erste Geist, der den längst wieder schlafenden Scrooge weckte, war der Geist der vergangenen Weihnacht. Er entführte Scrooge in die Vergangenheit und zeigte ihm, wie es ihm als Kind erging, und wie viel Freude er mit einem Weihnachtsfest im Kreis seiner Familie gehabt hätte.
Er bringt ihn zu seinem früheren Lehrherrn und Dienstgeber, Mr. Fezziwig, der es verstand, ohne großen Aufwand all seine Angestellten bei einer Betriebsweihnachtsfeier glücklich zu machen.
Und er zeigt Scrooge sein jüngeres Ich, als er verliebt war und trotzdem seine Ambitionen ausschließlich auf Geld und Reichtum auslegte und dabei seine Verlobte enttäuschte, verriet und schlußendlich verlor. Nun mußte Scrooge zusehen, wie seine ehemalige Verlobte heute mit ihrem Ehemann und ihren Kindern glücklich ist. Das tat sogar dem eiskalten Scrooge weh und er wurde wieder nach Hause in sein Bett gebracht.

Scrooges frühere Verlobte spielt mit ihren Kindern.

Der zweite Geist, der Scrooge aus dem Schlaf riß, war der Geist der diesjährigen Weihnacht. Er macht mit Scrooge eine kleine Reise durch das vorweihnachtliche London, um mit ihm dann seinen Angestellten, Robert „Bob“ Cratchit, im Kreise seiner Familie zu beobachten. Scrooge fiel sofort der junge Tim Cratchit, der durch Mangelernährung und fehlende ärztliche Versorgung verkrüppelte und schwächliche Sohn seines Angestellten auf. Scrooge machte sich plötzlich Sorgen, ob es dem Buben einmal besser ginge, ob seine Schwäche und Krankheit überleben werde. Der Geist hatte Zweifel… Und Scrooge beobachtete, wie diese beinahe mittellose Familie ein herzliches und schönes Weihnachtsfest voller Liebe miteinander feierte. Sogar auf ihn, auf Scrooge wurde angestossen, und man trank auf sein Wohl.
Dann ging die Reise weiter zu Scrooge’s Neffen Fred, der jedes Jahr seinen Onkel zum Weihnachtsfest einlädt und jedes Jahr eine unfreundliche Absage mit den Worten „Humbug!“ kassierte. Die Menschen dort waren fröhlich aßen, tranken und hatten viel Freude miteinander, kamen aber auch nicht umhin, ein paar Witze über den Onkel Scrooge zu reißen.
Schlußendlich zeigte der Geist dem entsetzten Scrooge noch „seine Kinder“, zwei ausgemergelte kleine Kindsgestalten namens Mangel und Unwissenheit. Scrooge war entsetzt und durfte wieder nach Hause.

Das fröhliche Weihnachtsfest bei Scrooge’s Neffen Fred.

Der dritte Geist, der Geist der zukünftigen Weihnacht, sprach kein Wort zu Scrooge. Er nahm ihn mit in die Londoner City, wo sie Menschen belauschten, die sich über einen alten Geizhals unterhielten, der nun endlich gestorben sei. Der Geist brachte ihn in ein Armenviertel, wo ein paar ärmliche Halunken die Beute aufteilten, die im Haus eines unbeliebten, kürzlich verstorbenen Geldsacks gestohlen wurde. Scrooge wollte es nicht wissen, nicht hören und nicht sehen, doch ahnte er, daß es sich bei dem Geizhals und Geldsack, dessen Tod niemanden berührt, um ihn handeln wird. Und er fleht den Geist an, ihm doch Menschen zu zeigen, die Respekt und Traurigkeit angesichts des Todes zeigen würden! Daraufhin nahm der Geist Scrooge mit zu den Cratchits. Dort sah Scrooge ehrliche und tiefe Trauer, denn dort war der kleine verkrüppelte Tim Cratchit verstorben.
Und als Scrooge zuletzt auch noch den Grabstein mit seinem eigenen Namen sah, war es um ihn geschehen. Er war entsetzt über sich, sein eigenes Tun, das Leid, das er damit ausgelöst hat, und die Zukunft, die ihm dafür blüht. Der Geist läßt ihn daraufhin alleine in seinem Schlafgemach zurück.

Die Beute aus dem Haus des verstorbenen Scrooge wird aufgeteilt und verkauft.

Am kommenden Morgen ist der „alte Geizkragen“ Scrooge wie ausgewechselt. Er bestellt einen riesigen Truthahn und läßt ihn (anonym) an seinen treuen Angestellten Cratchit liefern. Er spendet eine große Summe für Arme und begibt sich am Abend zur Weihnachtsfeier des völlig überraschten Neffen, wo er gemeinsam mit dessen Freunden einen wunderbaren Abend verlebt.
Am nächsten Tag ist er besonders früh in seinem Geschäft. Er will Cratchit unbedingt dabei ertappen, wie dieser eventuell ein paar Sekunden zu spät in die Arbeit kommt. Und noch immer pappsatt vom Truthahn eines unbekannten Spenders, kommt Cratchit tatsächlich ein paar Augenblicke zu spät. Scrooge spielt dem entsetzten Cratchit seine schlimmste Seite vor, schimpft und droht dem guten Angestellten, um im nächsten Moment ein Lächeln aufzusetzen, „Frohe Weihnachten, Bob!“, auszurufen und das Gehalt ordentlich zu erhöhen!

Ebenezer Scrooge überrascht Bob Cratchit am Morgen nach Weihnachten.

So endet die vielleicht schönste Weihnachtgeschichte, geschrieben von Charles Dickens, der in seinen Romanen auf sehr drastische Art die Armut der unteren Gesellschaftsschichten im England des 19. Jahrhunderts schilderte.
Aber diese Geschichte hat durchaus auch eine Moral, die ein jeder für sich rausfinden sollte.

Frohes Fest!

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