Wahl 2024 – Fast das Endergebnis – Und was wird jetzt?

Ein amtliches Endergebnis liegt noch nicht vor. Die letzten Stimmen, die noch nicht in das „So gut, wie fix“-Ergebnis eingerechnet werden müssen, sind jene Wahlkarten-Stimmen, die am Sonntag in Wahllokalen abgegeben wurden. Das ist ein kaum mehr zu beachtender Bruchteil der diesmal im Rekordausmaß ausgestellten Wahlkarten. Es wird keinen großen Ruck – egal in welche Richtung – mehr geben. Über die Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit der Briefwahlstimmen, über Wahlkarten, wird auch in Zukunft noch trefflich gestritten werden. Allerdings hat man aus den groben Fehlern im Rahmen der letzten Bundespräsidentenstichwahl gelernt. Leider bleibt das mulmige Gefühl bei vielen Bürgern.

Das faktische Ergebnis liegt nun (beinahe) auf dem Tisch. Und es ist durchaus nachvollziehbar, daß die Führungscliquen einiger Parteien in Schockstarre verfielen. Die Schockstarre wurde zwischenzeitig gelöst, indem man einfach den Schmarrn, der zu den Verlusten, oder zumindest „überschaubaren Erfolgen“ bei der Wahl führten, nun weiter plapperte: „Nicht mit Kickl! Nicht mit der FPÖ! Nicht mit der Kickl-FPÖ!“ Die Strategie hinter dieser Stoßrichtung ist kaum mehr nachvollziehbar und grenzt schon an Wahnsinn.

Als würde man eine Leiter abschneiden, weil sie zu kurz ist, sich dann darüber beschweren, weil sie immer noch zu kurz ist, und dann voller Wut zur Säge greifen, um noch ein Stück abzuschneiden. – Wenn nur man genug wegschneidet, wird sie irgendwann schon die erwünschte Länge erreichen…

Die Medien, die selbsternannten Experten und Sachverständigen für eh alles, die ihre Parteilichkeit kaum verbergenden Kommentatoren und nicht zuletzt die Vertreter diverser Parteien haben in einem besonders peinlichen Maße versagt. Man hat ein „Kopf an Kopf-Rennen“, ein „Foto-Finish“ vorhergesagt. Und die Absicht hinter diesen Aussagen ist nun noch durchschaubarer als vor dem Sonntag. Sogar Wahrsager und Hellseherinnen wurden bemüht, die bspw. den knappen, aber doch klaren Sieg von Nehammers ÖVP herbei schwätzten. SPÖ-Chef Babler schwor seine Leute darauf ein, nur noch ein bisserl anzupacken, weil eh nur noch ein paar Tausend Stimmen bis zum ersten Platz fehlten…
Der KPÖ wurde ein Grundmandat vorhergesagt. Und der Bierpartei prophezeite man, daß der Einzug in den Nationalrat knapp, aber möglich sei.
Alles Humbug!
Das (beinahe endgültige) Ergebnis ist nun da und die Parteien, die eine Kooperation mit Herbert Kickl oder der gesamten FPÖ ablehnten, werden lernen müssen, mit dem sehr klar formulierten Wählerwillen umzugehen. Sollte man die Idee, die FPÖ aus möglich allen Bereichen, vor allem einer Regierungsbildung, auszuschließen, kann man damit rechnen, daß es bei den nächsten Wahlen wieder ordentliche Faustwatschen für die restlichen Parteien hagelt. Die Bürger sind mündig und lehnen diese Spielchen ab.

Vielleicht – Es ist nicht gänzlich unwahrscheinlich. – gibt es bei ÖVP und SPÖ noch einen Austausch der Spitze, um sich mit der neuen Situation auch personell neu zu orientieren. Das wäre sicherlich kein Fehler. Vor allem die Sozialdemokratie täte gut daran, wieder Leute in die Führung zu bringen, die ein wenig Ahnung von Politik hätten. Herr Andreas Babler hat mit seinen Einlassungen während des Wahlkampfs eindrucksvoll bewiesen, daß er eher ein wandelnder politischer Dunning-Kruger-Effekt als ein seriöser Politiker ist.
Aber auch in der ÖVP, die in erster Linie von der Stärke in den Bundesländern und den Gemeinden lebt, sollte man sich Gedanken machen, ob man dies für den Ego-Trip einiger weniger Spitzenfunktionäre opfert.

Am 3. Oktober ist eine Sitzung des Bundesrats und man kann da schon erkennen, wie sich die Dinge entwickeln. So darf man der ÖVP auf die Finger schauen und ihr Verhalten beim halblustigen „Gender-Gesetz“, dem sie angeblich im Nationalrat „versehentlich“ zustimmten ganz genau unter die Lupe nehmen.
Und am 24. Oktober ist die erste Sitzung des neu konstituierenden Nationalrats, dessen Sitzverteilung dann das Ergebnis der Nationalratswahl spiegelt. Dann werden die Nationalratspräsidenten gewählt… Man darf gespannt sein, was sich bis dahin noch tun wird.

Jetzt den politischen Stand des Landes zu bewerten und daraus Schlüße zu ziehen, wäre auf jeden Fall verfrüht. Und Prognosen sind sowieso eine besonders haarige Sache, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.

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