Fetzt Euch beim Wahlkampf, aber bleibt bei der Wahrheit!

Daß der vom Altbürgermeister Häupl so treffsicher formulierte Begriff der „fokussierten Unintelligenz“ einmal zur beinahe selbstverständlichen Beschreibung eines jeden österreichischen Wahlkampfs wird, hätte er sich wahrscheinlich nicht träumen lassen.
Die fokussierte Unintelligenz ist jedoch nicht das größte Problem der Wahlkampfzeiten, sondern vielmehr die konzertierte Charakterlosigkeit, die sich wie ein roter, oder grüner, oder schwarzer, … Faden durch den Verlauf der kommenden Wochen und Monate ziehen wird. Da wünscht man sich schon insgeheim, daß die wahlwerbenden Gruppen und ihre Protagonisten einfach nur unintelligent, also blöd, wären.
Nicht nur für den beobachtenden Bürger, sondern auch für die künftigen Mandatare und möglichen Mitglieder einer Regierung wäre es von höchstem Vorteil, wenn zumindest dieser eine Wahlkampf einmal von einer gewissen Wahrhaftigkeit, von Ehrlichkeit geprägt wäre.
Es ist wirklich kein Problem für den wahlberechtigten und wahlwilligen Zuseher, wenn sich die Parteienvertreter so richtig fetzen, so richtig die Gemeinheiten, die Vorwürfe um die Ohren hauen. Man will für das (Steuer-)Geld doch auch etwas geboten bekommen. Simmering vs. Kapfenberg! Bloß keine falsche Scham. Das verlogene Getue, daß man keine bösen Worte nutzen darf, daß man einen positiven Wahlkampf führen solle, die Fairnessabkommen und die gazen Beteuerungen, die sich mehr nach Elternsprechtag in einer Waldorfschule anhören, kann man sich getrost sparen. Und wenn die Damen und Herren sich gegenseitig Vorwürfe zu (tatsächlich) begangenen Schweinereien machen, ist man als Bürger durchaus dankbar. Man will ja wissen, wer einen die nächsten Jahre zu regieren beabsichtigt.
Aber die Schauermärchen müssen aufhören. Die teilweise schon körperliche Schmerzen auslösenden Geschichten, die derzeit wieder von ÖVP-Hanger und seinem scheinbaren Imitator, dem Neos-Mann Yannik Shetty zum Besten gegeben werden, sind ein Ärgernis. Ziel der (überprüfbar) falschen Vorwürfe ist wieder einmal der Gottseibeiuns der österreichischen Politik, Herbert Kickl und seine FPÖ. Mit wirklich schlecht konstruierten Rußland-Geschichten und wirklich letztklassigen (und bereits widerlegten) Vorwürfen zu Kickls (nie stattgefunden habenden) Unternehmensbeteiligung versaut man das Klima des Wahlkampf, in dem sich der Wähler ein Bild anhand von Fakten machen will, gänzlich. Man verfolgt die Taktik der Wiederholung. Wieder und wieder wird mit Dreck geworfen. Irgendetwas wird schon hängen bleiben.
Die beiden sind nicht die einzigen Hohepriester der Zeit fokussierter Unintelligenz. Aber derzeit sind sie eben am (verhaltens-)auffälligsten.

Ein kleiner Gedanke zum Schluß:
Beschuldigungen, Vorwürfe und die damit verbundenen harten Worte sind leicht wegzustecken, wenn sie zurecht gemacht wurden. Sie haben den hoffentlich heilenden Effekt, dem einen oder anderen Schlawiner die Grenzen aufzuzeigen.
Ungerechtfertigte Vorwürfe hingegen werden nicht so einfach weggesteckt. Zu Unrecht beschuldigte Damen und Herren merken sich die Urheber der Lüge und werden auch in Zukunft ungern mit ihnen arbeiten wollen. Das Klima ist dann vergiftet.
Ziel einer parlamentarischen Demokratie sollte allerdings sein, daß man über Parteigrenzen hinweg konstruktiv miteinander redet und arbeitet. Wer also diese Basis der Zusammenarbeit mit kurzfristigen Wahlkampflügen gefährdet, stört, ja zerstört die Demokratie.

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