Wie wäre es mit einer Entschuldigung bei Kickl?

Bereits der Titel dieses Beitrags läßt einen Teil des Landes vor Wut überschäumen und einen anderen sich den Bauch vor Lachen halten. Das kann und soll wohl so sein. Ein jeder nach seiner eigenen Fasson… Das wahrscheinlich größere Problem haben all jene, die nach den letzten Wochen mit all seinen dem Wahlkampf geschuldeten Aktionen nicht wissen, warum man sich eigentlich bei diesem Mann, der stellvertretend für all die zu Unrecht beschimpften und beleidigten Personen sämtlicher Lager stehen soll, entschuldigen soll.
Wahlkampf ist Zeit fokussierter Unintelligenz. Da passieren halt gelegentlich Dinge, die nicht gescheit sind…“, kommentierte der frühere Wiener Bürgermeister Michael Häupl das Geschehen, wenn es vor Wahlen wieder einmal darum ging, die eigene Partei selbst besonders sauber und die Mitbewerber überaus schmutzig dastehen zu lassen.
Aber da wir Herbert Kickl schon im Titel haben, bleiben wir jetzt auch einmal bei ihm: Der erfolgreiche Chef der Blauen wird von seinen politischen Mitbewerbern durch den Kakao gezogen, wo es nur geht. Das ist soweit nicht ungewöhnlich. Das ist (leider) Teil des politischen Tagesgeschäfts. Wenn ein ÖVP-Generalsekretär den Rücktritt Kickls wegen der von ihm und seiner Seite gemutmaßten Verdächtigungen fordert, hat die Sache sogar einen gewissen Unterhaltungswert.
Wenn sich Journalisten des seinerzeit noch angesehenen Profil-Magazins zusammensetzen und eine Biographie von Herbert Kickl zusammenbasteln, ist dies zu Wahlkampfzeiten auch keine Sensation. Wenn diese Biographie ganz offensichtlich den alleinigen Zweck verfolgt, Kickl schlecht dastehen zu lassen, überrascht das auch niemanden. Wenn diese Biographie dann vor Fehlern strotzt, wird es schon wieder peinlich. Aber nicht für das Ziel, der Anpatzereien, Kickl. Wenn die Autoren sich dann schulterzuckend bei den Lesern halbherzig entschuldigen, aber nicht einmal ein Wort der Reue gegenüber dem Ziel ihrer Anschreiberei finden, ist es eine Schweinerei. Wenn nun auch noch der sich erhärtende Verdacht aufkommt, daß ein Teil der Entstehungskosten dieses Machwerks aus der öffentlichen Hand beglichen wurden, fliegt einem vor Ärger und Staunen der Hut weg. Denn das wäre die Finanzierung eines Schmutzwahlkampfs, bzw. Wahlkampfschmutz` aus dem Steuertopf. Und das wäre ein ausgewachsener Skandal!
Man will den Chef der Blauen mit allen Mitteln klein kriegen und wirft ihm dafür Dinge vor, die bereits vor beinahe 20 Jahren vor Gericht gebracht wurden und die Justiz meinte, daß es nichts gäbe, wofür man den Mann verurteilen könne.
Man versucht ihn mit einem eventuell außer Kontrolle geratenen früheren Geheimdienstler zu schaden, vergißt aber dazuzusagen, daß man ihn seinerzeit schön im Dunkeln ließ, was die bedenklichen Umstände um diesen Herrn Geheimdienstmann anbelangte.

Andreas Hanger (ÖVP)

Und als er zum U-Ausschuß geladen wurde, stand er nicht die geplanten zwei, sondern freiwillig gleich vier Stunden Rede und Antwort. Und Kickl war sehr auskunftsfreudig, hatte keinerlei Gedächtnislücken, wie bspw. ein ÖVP-Mann Blümel. Daß er nun lieber den schon länger geplanten Urlaub in den Bergen wahrnimmt, als sich den teils frechen, teils dummen Fragen der Herren Hanger & Co. hinzugeben ist so legitim wie verständlich. Hieraus einen Akt der Feigheit von Kickl vor einem Andreas Hanger zaubern zu wollen, entbehrt nicht einer gewissen Chuzpe.
Wie eingangs schon erwähnt, hat man von Vertretern der Politik in Wahlkampfzeiten nichts anderes zu erwarten. Leider. Das Niveau ist bereits so tief gesunken. Und weiterhin wird sich jemand finden, der wieder versucht unter diesem bereits so tief liegenden Niveau Limbo zu tanzen. Daß nach wie vor ein Gutteil der Medienvertreter bei diesem peinlichen Spiel mitmacht, ist allerdings erbärmlich. Sie hätten die Aufgabe die Betreiber des schmutzigen Spiels bloßzustellen und so den Bürgern eine umfassende und unparteiische Information zu liefern. Medienvertreter, die brav auf der Seite von Regierung und den Mächtigen stehen und auf die Opposition drauf klopfen, finden sich normalerweise eher in nicht so besonders freien Staaten. Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich die Damen und Herren der großen Medienhäuser wieder ihres Berufsbildes bewußt werden und neutral und allumfassend über politische Vorgänge berichten – Auch wenn es einmal gegen den eigenen ideologischen Kram geht. Denn nur durch allumfassende, ehrliche und wahre Information wird der Wissensstand der Bürger genährt auf dessen Basis vernünftige und gerechte demokratischen Entscheidungen getroffen werden. Alles andere gefährdet die Demokratie und ist peinlich.


Fotos:
Titel-/Vorschaubild (Herbert Kickl) © Parlamentsdirektion / Thomas Topf / cropped
Andreas Hanger © Parlamentsdirektion / Arman Rastegar / cropped

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