Bruno Pittermann

Kenn‘ ich nicht

Bruno Pittermann (* 3.9.1905 in Wien; † 19.9.1983 ebenda) war ein österreichischer Politiker und Staatsmann. Pittermann studierte Geographie und arbeitete kurz als Lehrer. Nach Absolvierung des Jus-Studiums wurde ihm von den Nationalsozialisten die Promotion zum Dr. iur. verweigert. Während des zweiten Weltkriegs arbeitete Pittermann als Angestellter in einer Rechtsanwaltskanzlei. Er war von 1957 bis 1967 Vorsitzender der SPÖ und von 1957 bis 1966 Vizekanzler unter den ÖVP-Bundeskanzlern Julius Raab, Alfons Gorbach und Josef Klaus. Zudem war er 1964 bis 1976 Präsident der Sozialistischen Internationale (SI). Pittermann war wesentlich am Ausschluß Franz Olahs aus der SPÖ beteiligt.

Eine „Dernier“ ist die letzte Vorstellung eines Theater- oder beispielsweise auch Kabarettprogramms. Und zu einer solchen Veranstaltung pflegten und pflegen – so das Programm einen gewissen Ruf und Wert hat – Persönlichkeiten von (oft selbst zuerkanntem) Rang und Namen teilzunehmen.
Helmut Qualtinger seinerseits pflegte zu solchen Veranstaltungen besondere Originale (ohne Rang und Namen) mitzunehmen. So auch bei der Abschiedsvorstellung des Programms „Hackl im Kreuz“ im Theater am Kärntnertor. Sein Gast war ein pensionierter Friseur namens Jerzabek. Ein Mensch, der – so berichtete einst Gerhard Bronner, „… einen unnachahmlichen Sprachfehler hatte: Er konnte gleichzeitig stottern, lispeln und hölzeln. Außerdem war er so kurzsichtig, daß er nur in den seltensten Fällen wußte, wo er war – und warum.“
Daß besagter Jerzabek ähnlich dem berühmten Dichter Fritz Hochwälder von eher geringer Körpergröße war, genügte Qualtinger als Anlaß, den armen Jerzabek während der Pause des Programms dem anwesenden Vizekanzler Bruno Pittermann unter falschem Namen vorzustellen:
„… das ist der berühmte Dichter Hochwälder…“
Vizekanzler Pittermann war hocherfreut über diese Ehre und nahm den ahnungslosen Friseur an der Hand, um sofort ein Smalltalk auf höchstem Niveau über den Armen hereinbrechen zu lassen:
„Mein lieber, verehrter Freund Hochwälder, ich freue mich ganz besonders, Sie einmal persönlich kennen lernen zu dürfen. Ich darf Sie doch Freund nennen? Wissen Sie, ich bin seit vielen Jahren einer Ihrer größten Verehrer, habe keines Ihrer Stücke am Burgtheater ausgelassen. Ich glaube, daß wir einander viel zu erzählen hätten, aber leider… die Zeit drängt, der zweite Teil des Programms beginnt gleich, und den möchte ich nicht versäumen. Wissen Sie was? Rufen S‘ mich doch irgendwann in den nächsten Tagen im Bundeskanzleramt an, und wir setzen uns auf einen Kaffee zusammen, gut? Also dann, auf wiedersehen! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich mich über diese Begegnung freue!“
Friseur Jerzabeks Freude über diese Begegnung hielt sich in Grenzen. Weder wußte er, wer Hochwälder, noch wer Pittermann war.

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