(Sehr selektive) Zusammenfassung des Geschehens ohne Höflichkeiten
Ein Kommentar.
Geschätzte Damen und Herren, nehmen Sie es bitte mit Humor? Und falls Sie sich berechtigterweise fragen, was Sie mit Humor nehmen sollen: Alles. Es gibt die bekannte Weisheit, daß man Österreicher und Deutsche am einfachsten in der Beurteilung einer Krisensituation unterscheidet. Der Deutsche meint: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos!“ Der Österreicher hingegen beurteilt so: „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“
Und die nicht ernst zu nehmende Hoffnungslosigkeit führt uns zum politischen Höhepunkt der Woche. Nein, nichts, worüber man sich besonders freuen könnte, wie bspw. durchdachte und vernünftige Maßnahmen gegen Inflation, Kriminalität, Arbeitslosigkeit, Migration, … Das wäre schließlich viel zu naheliegend. Die Regierungsparteien und ihre oppositionellen Helferlein haben den Donnerstag Nachmittag zum Zeitpunkt eines politischen Hochamts auserkoren. Kein Hochamt im christlichen Sinne. Vielmehr eine etwas brutalere, altertümlichere Geschichte, die daran erinnern könnte, wie man an das Zelebrieren eines Menschenopfers heran gegangen wäre.
Das Opfer hätte Herbert Kickl, der Boss der FPÖ, sein sollen. Und der Opferaltar, auf dem er im übertragenen Sinne zerrissen, ausgeweidet und verbrannt hätte werden sollen, hätte das Tagungslokal des U-Ausschusses sein sollen. Im U-Ausschuß zum „rot-blauen Machtmißbrauch“, einem sinnigerweise von der ÖVP einberufenen und von den Grünen unterstützten U-Ausschuß, hätte der FPÖ-Klubobmann gegrillt werden sollen. Und um die Sache abzukürzen, bringen wir die ganze Geschichte auf einen rasch zusammengefassten Punkt: Ein Satz mit X: War wohl nix! Denn in der Erinnerung an diesen Ausschußtag wird wohl eher bleiben, daß seinerzeit der heutige Kanzler vergeblich versuchte, seiner Gattin einen Job in Kickls BMI zu besorgen, und daß eine ÖVP-Abgeordnete versuchte, Unterlagen in den U-Ausschuß einzubringen, die ihr wohl eine Anzeige nach § 293 StGB (Fälschung eines Beweismittels) einbringen werden.
Dabei hätte man sich so unbeschreiblich bemüht, dem ehemaligen Innenminister eins auszuwischen. Doch Kickl war scheinbar nicht nur ziemlich geladen, sondern auch gut vorbereitet.
Besonders bemerkenswert war die vorausgegangene „Informationsarbeit“ des obersten ÖVP-Sympathie-Beauftragten, Andreas Hanger höchstpersönlich. Von einer Redaktionsstube zur nächsten tingelte er… Von einem TV-Studio zum nächsten… Man munkelte gar, er hätte sich eine Familienpackung Hustenzuckerl eingepackt um den fast zwangsweise auf so viel Gerede folgenden Stimmverlust fachgerecht vorzubeugen.
Und es trat etwas ein, was sich vor ein, zwei Jahren niemand gedacht hätte: Die gleichen Medien, die Andreas Hanger beim Ibiza-U-Ausschuß massiv unter Feuer nahmen, die ihm kein Wort glaubten, ihn zur traurigen bis lächerlichen Figur machten, fraßen dem ÖVP-Mann fürs Grobe und Eklige brav aus der Hand und transportierten die wilden Geschichten des Andreas Hanger ungeprüft weiter. Nicht einmal das Kurzzeitgedächtnis schaltete man ein, um die ganz frisch widerlegten Behauptungen des ÖVP-Mannes als Falschmeldungen zu kennzeichnen. Eigentlich ein mediales Trauerspiel, wenn aus einem Andreas Hanger plötzlich eine „seriöse Quelle“ gemacht wird.
Ein besonderes Schauspiel im U-Ausschuß brachte auch die Grüne Meri Disoski zustande. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen (Aus Gründen verzichten wir hier auf Genderei.) kann sie obskure Vorwürfe artikulieren, ohne daß ihr dabei beinahe der Geifer aus den Mundwinkeln tropft. Sie wirkt beinahe freundlich, wenn sie die wildesten und – ja man kann es schwer anders beschreiben – dümmsten Vorwürfe als Frage verpackt so hinwirft. Überhaupt ist es eine den Grünen zuzuordnende Kunst, daß man im Jahr 2024 im besagten U-Ausschuß das Braunauer Geburtshaus des GröFaZ ins Spiel bringt. Reife Leistung…
Auf keinen Fall wollen wir vergessen, den aufkommenden Shooting Star der Neos, Yannick Shetty zu erwähnen. Aber nur kurz. Es könnte sonst der Eindruck entstehen, es handle sich um jemanden, den man sich merken muß.
Shetty, der noch in diesem Monat seinen 29. Geburtstag feiern darf, und augenscheinlich über ein besonderes Maß an Wissen und Lebenserfahrung verfügt, verstieg sich schon in den Pressestatements vor dem U-Ausschuß in Behauptungen, die den geneigten Zuhörer ins Staunen versetzte. Selten wurden so dermaßen heftige Unterstellungen, Anpatzereien und Vorwürfe in dermaßen kurzer Zeit in einem wahren Schwall abgelassen.
Und der Zuhörer wird sich fragen, wie denn das geht: Zurecht frägt man sich das. Denn würde ein Normalbürger sich so über jemand anderen auslassen, stünde er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor dem Richter. Das, was der junge Mann – immerhin Magister der Rechtswissenschaften – von sich gab, wird von Kennern der Umstände und der Sachverhalte nunmehr immer öfter als niederträchtig bezeichnet. Man unterstellt dem jungen Neos-Mann, daß er sich bloß so weit rauslehne, weil er um die parlamentarische Immunität wisse, die ihn vor einer – so sehen es viele Menschen – gerechten Strafe bewahrt. Aber wie bereits eingangs erwähnt, zahlt es sich ohnehin nicht aus, sich diesen Herrn zu merken.
Berechtigt ist natürlich die Kritik, warum man solchen Parlamentariern, die durch ihr Verhalten als Befragende in einem U-Ausschuß ein Verhalten an den Tag legen, das mit ein Grund für die Politikverdrossenheit der Österreicherinnen und Österreicher ist.
Allerdings muß man doch über solche Herrschaften berichten. Und man muß über sie und ihr Verhalten lachen. Laut und heftig soll man lachen! Es wäre doch unhöflich, wenn man das fleißige Bemühen der genannten Personen nicht mit dem würdigt, was verdient ist: Mit lautem und heftigen Lachen!
Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Sonntag!
Bleiben Sie uns gewogen!
Bitte unterstützen Sie die heimische Wirtschaft!
Fotos:
Titel-/Vorschaubild (U-Ausschuß-Lokalität / Blick aufs Präsidium) © Parlamentsdirektion / Michael Buchner / cropped
Yannick Shetty © Parlamentsdirektion / Thomas Topf / cropped
Meri Disoki © Parlamentsdirektion / Anna Rauchenberger / cropped
Andreas Hanger © Parlamentsdirektion / Arman Rastegar / cropped
Verfahrensordnung für parlamentarische U-Ausschüsse © Parlamentsdirektion / Michael Buchner / cropped