Ausstellung Lisl Ponger — welcome

„Sehgewohnheiten sind historisch tief in uns verankert und bestimmte Objekte und Bilder rufen bestimmte Stereotype ab“, sagt Lisl Ponger, die sich in ihren Filmen, Fotografien und Ausstellungen seit Jahrzehnten mit (Re-)Präsentationen des Fremden und des Eigenen beschäftigt. Ihr Interesse gilt der Konstruktion von kultureller Identität an der Schnittstelle zwischen Kunst, Alltagskultur und Ethnologie. In den 1990er-Jahren, die in Österreich von der fremdenfeindlichen Rhetorik der FPÖ geprägt waren, unternahm sie in groß angelegten fotografischen Projekten den Versuch, Bilder von Migrant*innen und deren Communities in Wien zu schaffen, die sich gegen die vorherrschende stereotypisierende Berichterstattung in den Massenmedien richteten.

Ein Jahrzehnt später unterzieht Lisl Ponger mit dem Film Phantom Fremdes Wien (2004) ihre eigene Praxis einer kritischen Reflexion. Obwohl sie bei über 70 Communitys zu Gast war, spricht der Film nicht über „die Anderen“ oder lässt „als mitunter hierarchisch determinierte Geste ‚die Anderen‘ zu Wort kommen […] (eine Stimme oder einen Raum geben sind beispielsweise Gesten, die bereits eine Hierarchie inkludieren)“. Vielmehr macht der Film, so Dietmar Schwärzler, „Pongers eigene Arbeitsweise, Ordnungsprinzipien, Montage und Blickmuster deutlich“.*

Die Beschäftigung mit ethnografischen Museen, die gegründet wurden, um Objekte kolonialer Sammelwut zu klassifizieren und Vorstellungen von „den Anderen“ auch räumlich werden zu lassen, führte Ponger 2014 dazu, das Museum für fremde und vertraute Kulturen (MuKul) zu realisieren. Dieses Museum wendet die ethnologische Perspektivierung auf jenes Milieu an, dem sie und wahrscheinlich große Teile ihres Publikums angehören: Es widmet sich der so genannten „Mittelschicht“, deren Zukunft alles andere als gewiss ist. Die Künstlerin macht das Museum gewissermaßen zu einem Spiegel, in dem es möglich wird, Machtverhältnisse zu erkunden. Im Kunstraum Lakeside wird Lisl Ponger ein neues Projekt zur „Willkommenskultur“ in Österreich präsentieren.

* Dietmar Schwärzler, „Geschichten einer Suchenden“, in Ray Filmmagazin 2 / 2014,
https://ray-magazin.at/lisl-ponger-geschichten-einer-suchenden.

Lisl Ponger (* 1947), lebt und arbeitet in Wien.
www.lislponger.com


Bis 29.03.2024
Di, 12:00 – 18:00
Mi – Fr, 10:00 – 13:00

Kunstraum Lakeside

Lakeside Science & Technology Park
9020 Klagenfurt

+43-463-22 88 22-11
office@lakeside-kunstraum.at
http://www.lakeside-kunstraum.at/


Titel-/Vorschaubild © Lisl Ponger / Welcome / 2023

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