Gute Blockaden und schlechte Blockaden

Es gibt Ereignisse, bei denen es sich wirklich lohnt, einige Tage, vielleicht eine Woche zu warten, bevor man darüber berichtet. Ein solcher Anlaß war beispielsweise auch die Protestaktion deutscher Bauern, die den deutschen Wirtschaftsminister und Kinderbuch-Coautor Robert Habeck bei seiner Rückreise vom Urlaub in Empfang nahmen.
Als Habeck am 4. Januar aus seinem Urlaubsziel an der Nordseeküste anlanden wollte, warteten Hunderte empörte und laut protestierende Bauern auf ihn. Sie wollten ihn als für die einschneidenden Verschlechterungen für die Landwirtschaft zuständigen Minister zur Rede stellen. Rasch war eine Hundertschaft Polizei zur Stelle. Doch wollte sich der Minister „aus Sicherheitsgründen“ nicht den wütenden Bürgern stellen. Er schlug vor, daß sich zwei Vertreter mit ihm auf der Fähre unterhalten dürften. Das wiederum empfanden die Protestierenden als Frechheit. Also legte die Fähre wieder ab und Habeck dampfte davon.
Die Vertreter der deutschen Ampelregierung und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks überschlagen sich seitdem in ihren Verurteilungen dieser Protestaktion.
Es wird von Drohungen, Angriffen, „Verrohung der politischen Sitten“ (Steffen Hebestreit, Regierungssprecher, SPD) und „völliger Grenzüberschreitung“ (Britta Haßelmann, Vorsitzende der Grünen im Bundestag) schwadroniert. Und auch der Präsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg, Joachim Rukwied (CDU) meckerte brav mit und sah den Protest „von Rechten unterwandert“. Ob Rukwied, der vor allem für seine Nebeneinkünfte, die ihm in dreistelliger Tausenderhöhe nachgesagt werden, so das Vertrauen der Bauern wieder erlangt, sei dahin gestellt.
Daß gerade von den Grünen auch nur eine Silbe der Verurteilung dieses Protests kommt, ist eine kaum mehr zu überbietende Chuzpe. Seit Jahrzehnten sind die Grünen auf allen möglichen Ebenen nicht nur mit dabei, sondern mitten drin, wenn Straßen blockiert, Häuser besetzt, wenn Vertreter einer anderen politischen Ansicht niedergebrüllt, wenn Veranstaltungen gestört oder der Besuch einer solchen blockiert wird.

Und es sind auch die Grünen und die SPD, die kaum ein Wort des Tadels finden, sobald sich der außerparlamentarische Arm des Ökosozialismus (wenn das Wetter paßt) auf Verkehrsknotenpunkten festklebt und damit Tausenden von unschuldigen Bürgern den Nerv zieht und die Zeit stiehlt.
Daß man den Bauern nun extremistische Tendenzen und undemokratisches Verhalten vorwirft, ist nicht nur Nonsens, sondern eine böse Strategie. Schließlich haben die Landwirte keine Gewalt ausgeübt und sich genau an die eine verantwortliche Person, den Minister gewandt. Sie haben nicht Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen, keine Kunstdenkmäler beschädigt, keine Menschen daran gehindert in die Arbeit, zu einem Termin, o.ä. zu kommen.
Das Los der vielen Tausenden, die nicht die Möglichkeit hatten, wieder davon zu dampfen, war und ist diesen Politikerdarstellern egal. Aber wenn viele Menschen sich an den zuständigen Politiker wenden, ist es ein Skandal.
Das Ding mit der Demokratie müssen die Damen und Herren der Ampel und ihrer Parteien noch lernen.

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