Vorarlberger Objekte in der Sammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum
Eine Ausstellung gleich zweier österreichischer Landesmuseen kann man derzeit bis 7. Jänner 2024 in Bregenz besuchen: Bis das Pendant in Bregenz 1857 entstand, sah sich der 1823 gegründete Tiroler Landesmuseumsverein für das Sammeln von Objekten aus Vorarlberg zuständig. Unter dem selbstbewussten Titel „Wir sind Tirol!“ zeigt das vorarlberg museum zum Tiroler Jubiläum daher nun Exponate aus dem Ländle, die in den 34 Jahren nach Innsbruck wanderten.
Die Idee, das Ferdinandem aus einer Außenperspektive zu zeigen, entstand laut Karl C. Berger, Direktor des Ferdinandeums, und Andreas Rudigier, Leiter des vorarlberg museum und künftiger Tiroler Landesmuseumsdirektor, vor drei Jahren. Damals ging man davon aus, dass sich das Haus zum 200-jährigen Jubiläum im Umbau befinden werde. Inzwischen haben sich die Tiroler Umbaupläne verschoben, die Idee zur Schau wurde in Bregenz aber begeistert aufgenommen. „Die wichtigste Ausstellung zu unserem Jubiläum findet in Bregenz statt“, erklärte Berger. Anders als in den 1870er-Jahren, als Vorarlberg intensiv versuchte, Spitzenstücke zurückzubekommen, gebe es aber heute keine Bestrebungen mehr, Objekte rückzuführen, versicherte Rudigier mit Augenzwinkern. Beide Länder hätten traditionell und bis heute eine enge Bindung.
Die beiden Museumsvereine, im 19. Jahrhundert von einer Elite aus Beamten, Klerus und Adel getragen, wollten mit ihren Sammlungen universale Nationalmuseen aufbauen. Die Mitglieder suchten gezielt nach Objekten, gaben Kunstwerke in Auftrag, tätigten Ankäufe und Schenkungen. Dazu zählt etwa der Vorarlberger Maler und Sammler Gebhard Flatz, dessen Werke wie jene der Barockmalerin Angelika Kauffmann, die man in Innsbruck als Tiroler Künstlerin „verkaufte“, prominent in der Schau vertreten sind. Gesammelt wurde damals, was als identitätsstiftende für das Land galt. Die Sammlungskategorien damals seien noch heute gültig, etwa Kunst, Altertümer, Volkskunde und naturkundliche Objekte, so die beiden Kuratoren Roland Sila (Tirol) und Anna Bertle (Vorarlberg), die sich für die Schau durch die ältesten Jahresberichte der Vereine gruben. Viele Objekte seien durch die Aufnahme in Tirol vor dem Verfall gerettet worden.
Zu sehen sind in der Schau Handschriften, Trachtenbücher, ein um 1520 entstandener niederländischer Altar aus dem Hohenemser Schloss Glopper und Kauffmanns bekanntes Selbstporträt von 1781 in Bregenzerwälder Tracht, aber auch Wallfahrtsbildchen, naturwissenschaftliche Exponate wie Tierpräparate oder Fossilien und archäologische Funde, etwa antike Münzen und Grabbeigaben. Wie viele Objekte genau den Weg aus dem Ländle nach Tirol antraten, ist unklar. Kurator Sila rechnete mit mehreren hundert Objekten. Vieles aus dem 19. Jahrhundert lasse sich wegen der damals mangelnden Dokumentation nicht mehr zuordnen, vieles ging verloren oder wurde wie damals üblich getauscht oder verkauft. Um sich einen Eindruck von der Vielfalt des Tiroler Interesses an Vorarlbergensien zu verschaffen, können Besucher in einer Kopie des Zettelkastens stöbern, der bis in die 2000er-Jahre rund 1,6 Mio. Einträge mit Vorarlberg-Bezug erfasste. Rudigier sah in der Schau zudem die Gelegenheit, im Bereich der Forschung die Kooperation mit dem Ferdinandeum wieder stärker aufleben zu lassen.
Bis 07.01.2024
Di, Mi und Fr – So, 10:00 – 18:00
Do, 10:00 – 20:00
Vorarlberg Museum
Kornmarkt 1
6900 Bregenz
+43-5574-46050
info@vorarlbergmuseum.at
http://www.vorarlbergmuseum.at
Titel-/Vorschaubild / Ausstellungsansicht © Daniel Furxer