(Sehr selektive) Zusammenfassung des Geschehens ohne Höflichkeiten
Ein Kommentar.
Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserinnen und Leser!
Heute wollen wir mit einem ernsten Thema beginnen. Keine Angst, es wird ohnehin noch lächerlich und lachhaft.
In ihrer Kolumne im Profil leistete die Momentum-Mitbegründerin und ehemalige ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha einen bewundernswerten Beitrag zur Darlegung der wirtschaftlichen und sozialen Ungerechtigkeit zulasten von Frauen. In klaren Worten zeichnete die frühere VSStÖ-Spitzenfrau das Schicksal derer, die dort mit ihren persönlichen Leistungen einspringen, wo die Gesellschaft versagt. – Stichwort Pflege! Und ebenso klar wie richtig ist die Analyse, daß Frauen dafür nicht nur keinen Dank vom Staat erhalten, sondern durch unser Pensionssystem auch noch bestraft werden.
Es ist erfreulich, dann und wann eine so treffende Analyse aus der Feder einer Dame zu lesen, die man durchaus dem sozialdemokratischen Flügel der politischen Gesellschaft zuordnen kann. Nicht zuletzt deswegen, weil aus der Richtung SPÖ in letzter Zeit nur wenig schlaue Wortspenden zu hören und zu lesen waren. Aber wirklich bemerkenswert ist, daß sich der Beitrag in weiten Bereichen wie eine Zusammenfassung der Presseaussendungen der freiheitlichen Frauensprecherin Rosa Ecker liest. Und nein, hier soll nicht unterstellt werden, daß die eine von der anderen Dame abgeschrieben haben könnte. Keinesfalls. Dafür sind die beiden Frauen viel zu weit voneinander entfernt. Wirklich interessant ist, daß es zwei politische Gruppen gibt, die nach neuesten Umfragen locker eine parlamentarische Mehrheit stellen könnten, aber (zumindest bei einer der beiden Seiten) niemand auf den Trichter kommt, dieses brennende Thema gemeinsam mit dem Ideen-Zwilling in Umsetzung zu bringen. Bis zur nächsten Nationalratswahl dauert es nur noch etwa 15 Monate. Da sollten die Parteien der Willigen schön langsam beginnen, ein Konzept der Umsetzung auszuarbeiten…
Frauen sind ja ein Dauerthema. Nicht nur für Männer jeden Alters. Doch nun werden sie auch noch vor angeblich oder tatsächlich bösen Musikanten geschützt. Mit einer unerwarteten Heftigkeit beschützen die üblichen Verdächtigen derzeit alle Frauen (und jene, die sich dafür halten) vor dem Rammstein-Frontmann Till Lindemann und seinen hungrig heißen Lenden. Ob dieser Schutz (der seltsam nach Zensur stinkt) erwünscht ist oder nicht, scheint diesen Damen- und Herrschaften wie immer ziemlich egal zu sein. Und so geht man mit einer Heftigkeit gegen die erfolgreiche Band vor, die man bei anderen tatsächlich klar aufgedeckten Fällen vermissen mußte. Die Band und deren Management machen jedoch etwas, was die Dauerempörten, die sich sonst nur selbstgerecht in ihrer Twitterblase im eintönigen Meinungseintopf suhlen, nicht gewohnt sind. Die Band wehrt sich! Und das nicht zu knapp! Die Band, die auch ein erfolgreicher und wichtiger Arbeitgeber für viele Menschen ist, schickt seine Anwälte, denen es herzlich wurscht ist, ob irgendein selbsternannter C-Promi, der sich bemüßigt fühlte, seiner Bestürzung mit erfundenen Räuberpistolen Würze zu verleihen, um wieder einmal gehört und gelesen zu werden… Die bei wehrlosen Opfern sonst so erfolgreiche Hetzjagd der Berufsmoralisten trifft hier auf Gegner, die sich nicht jeden Schmarrn gefallen lassen. Und so kommt es auch, daß die lautstark vorgebrachten Forderungen nach Auftrittsverboten mehr Augenrollen als Beachtung finden. Daß sich einige der anfangs in den Raum geworfenen Anschuldigungen bereits in Luft aufgelöst haben, hielt ein paar Dutzend Demonstranten nicht davon ab, mit Transparentchen teils beleidigenden und verleumderischen Inhalts vor der Konzert-Location zu protestieren. Über 50.000 Rammstein-Fans schien dies nicht zu beeindrucken. Sie hatten ein Konzerterlebnis, wie es bekanntlich nur Rammstein bietet.
Und weil all das bislang nichts nutzte, Rammstein noch immer Konzerte vor vollen Häusern und Stadien gibt, greifen (die bereits angeführten) üblichen Verdächtigen nun in ihre Kiste mit den Wunderwaffen und zaubern das ultimative Totschlagargument hervor: Man unterstellt – natürlich nicht in klaren Worten – der Band eine politische Schlagseite in den rechten Extremismus. Billig, inhaltlich falsch, charakterlos und verlogen. – Nicht die Band, sondern die Unterstellungen.
„Links 2 3 4“ – Rammstein
Nicht wirklich billig ist so ein Aufenthalt in Salzburg zur Festspielzeit. Da kann man sich schon ein wenig vom Taschengeld sparen, wenn man eingeladen wird. Und so lud der nicht mehr ganz so beliebte Altkanzler Sebastian Kurz zu Fleckerlspeis‘ ein und der Bundeskanzler Nehammer erschien. Recht gefreut soll er sich haben. Der Kanzler. Über den Altkanzler. Feine Gesellschaft…
Noch etwas feiner wurde es, als der Bundespräsident höchstpersönlich seine unvermeidlichen Worte an den Rest des Landes richtete. Eine Unart, daß sich alle möglichen Politiker immer wieder genötigt fühlen, bei Kulturveranstaltungen ihren Sermon ungefragt zu verzapfen.
Nachdem sich der Herr Bundespräsident bei den Bregenzer Festspielen etwas zu weit aus dem politischen Fenster lehnte und so ziemlich jeden (außer „seine“ Grünen) mit moralinsauren Mahnungen (am Rande der Pöbelei) eindeckte, gab es ein durchaus berechtigtes Knurren und Murren bei den so plump Zurechtgewiesenen. Unser über alle Grenzen beliebter Herr Bundespräsident zeigte sich jedoch als nicht gänzlich erkenntnisresistent und verzichtete in Salzburg auf seine gefürchteten moralinsauren Vorträge. Er rief sogar auf, die eigenen Meinungsblasen zum Platzen zu bringen, zeigte vor dem Publikum sein Smartphone, auf dem er herumtippte und erklärte, daß er nun seinem früheren Konkurrenten, dem FPÖ-Mann Norbert Hofer, auf Instagram folgen würde.
In der Zeit von Sommerlöchern und Normalitätsdebatten muß man sich ja schon richtig freuen, wenn ein klein wenig Konstruktives und Geistreiches als laues Lüfterl durchs Land weht. Liegt vielleicht daran, daß die Destruktiven gerade in Urlaub sind oder sich bei Buffets einladen lassen…
Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Sonntag!
Bleiben Sie uns gewogen!
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