Wie ein mieser Basar!

Geist und Ungeist im Netz

Wunderbar, wenn man alle Dinge, die man benötigt oder auch einfach nur haben will, über ein paar Mausklicks zu sich nach Hause senden lassen kann. Wunderbar, wenn es funktioniert. Ein Wunder, wenn es immer funktioniert.
True Story: Ein Mann will sich eine Kappe eines britischen Sportmodeherstellers kaufen. Auf der offiziellen Homepage ist das Produkt leider bereits vergriffen. Doch da stößt man plötzlich auf einen anderen Anbieter in den USA, der das Kapperl noch im Sortiment hat. Ein Glücksfall! Rasch bestellt, die Zahlung via Abbuchung von der Kreditkarte bestätigt… Und nun warten… Nach einigen Tagen bekommt man eine Nachricht, daß von einem nicht vertrauenswürdigen Unternehmen ein (erfolgreicher) Abbuchversuch vorgenommen wurde. Allerdings nicht von einem US-Unternehmen, wie erwartet, sondern von einer chinesischen Firma. Nun, der Betrag für das Kapperl ist weg und man widerruft die Genehmigung zur Abbuchung bei der Bank. Sicher ist sicher. Doch die Mütze des britischen Modelabels kommt und kommt nicht daher. Und als man das Kapperl und das Geld schon gedanklich abgeschrieben hat, kommt ein Paket daher. Die Schriftzeichen auf dem Paket lassen auf einen Absender im fernen Osten schließen. Ein kurzer Moment der Hoffnung keimt auf und wird im Moment der Öffnung der Sendung wieder weg gewischt. Der Inhalt des Pakets ist kein ersehntes britisches Textil zum Zwecke des Warmhaltens des Haupts, sondern eine billige und häßliche Sonnenbrille.

Nicht immer bleibt der Schaden so überschaubar. Obwohl man sich von Seite der nationalen und europäischen Behörden angeblich ganz besonders bemüht, die Bürger vor Haß im Netz, Falschinformationen und Betrug zu schützen, macht es den Eindruck, daß gerade im Bereich der Betrugsabwehr die Luft nach oben noch sehr groß ist. Augenscheinlich unbehelligt machen windige Unternehmen auf allen möglichen Plattformen ihre Angebote für Geschäfte, die zu denken geben sollten. Und hier handelt es sich nicht um angebliche nigerianische Prinzen, die um Hilfe beim Überweisen ihrer Vermögen fragen, sondern meist um „Versandbetrüger“ im umgekehrten Sinne. Verstand man bislang unter Versandbetrug, daß eine Person sich eine Ware bestellt, diese aber nicht oder nur teilweise bezahlt, wird dieses Modell nun mit geänderten Vorzeichen betrieben.
Seltsame Restposten von Gucci-Handtaschen mit einem Stückpreis von nicht einmal 30 Euro oder Ray Ban-Sonnebrillen für einen Zehner, aber auch realistischere Angebote, wie Marken-Hemden um 80, 90, 100 Euro pflastern die Timelines diverser sozialen Medien.
Und man ist eigentlich wehrlos gegen diese Betrüger. Die Homepages wirken vertrauensvoll und authentisch, und oft genug sind die Angebote im realistischen Bereich, also nicht von Haus aus Mißtrauen erweckend. Aber sehr schnell können die Kreditkarten- oder Kontorahmen abgeschöpft sein und allfällig gestohlene Daten schon an die nächsten Gauner verkauft sein. Daß ein Kapperl oder eine 30 Euro-Handtasche nicht geliefert wurde, ist dann noch das kleinste Problem.
Am einfachsten wäre wohl, wenn man wirklich nur bei den Seiten der gewünschten Herstellern ordert oder noch viel besser, wenn man ins Geschäft geht und damit auch den Einzelhandel mit seinen unzähligen Angestellten unterstützt.

Please follow and like us:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert