Das muß die SPÖ jetzt aushalten
Ein Kommentar.
Was vergangenen Samstag beim außerordentlichen Bundesparteitag der SPÖ in Linz passierte, dürfte auch dem politisch desinteressiertesten Bürger des Landes nicht verschlossen geblieben sein. Was sich schon zwei Tage später ereignete, noch viel weniger.
Für den Rest wiederholen wir es kurz: Hans Peter Doskozil war am Samstag nach einer Abstimmung von etwas über 600 Delegierten als Sieger und künftiger Bundesparteiobmann präsentiert worden. Keine 48 Stunden später gab man bekannt, daß es ein Irrtum gewesen sei, und der vermeintlich am Samstag unterlegene Andreas Babler die höhere Anzahl an Delegiertenstimmen auf sich vereinen konnte, und er damit der neue Bundesparteiobmann sei. So weit, so seltsam.
Schon am Samstag war aufgefallen, daß die verkündeten Zahlen nicht stimmen konnten: Denn die Stimmen für Doskozil, für Babler und die ungültigen Stimmen müßen in Summe logischerweise die Anzahl der insgesamt abgegebenen Stimmen ergeben. Taten sie nicht.
Die Präsentation der peinlichen Verwechslung von Doskozil- und Babler-Stimmen wurde dann noch ein wenig peinlicher, als Frau Michaela Grubesa, die Leiterin der Wahlkommission verkündete, daß es keinen Fehler bei der Auszählung, keinen Fehler bei der Wahlkommission gegeben hätte, sondern es zu einem technischen Gebrechen, zu einem „EDV-Fehler“ beim Eintrag der Daten in eine Excel-Liste gekommen wäre. Was jetzt? Ernsthaft? Excel soll jetzt schuld sein, wenn eine nur minder große mathematische Kenntnisse erfordernde Rechenaufgabe von einer 19-köpfigen Kommission nicht ausgeführt werden kann? Eine Festzeltkellnerin mit 1,7 Promille, einem IQ so hoch wie ihre Schuhgröße, kann dieses mathematische Dilemma, an dem die Spitzen der Sozialdemokratie publikumswirksam scheiterten, erledigen, während sie bei drei besoffenen Australiern die Zeche kassiert und sieben halbe Backhendl einem Rudel Oktoberfest-Italiener serviert. Aber es soll sie wirklich geben, diese Leute, die Rechenaufgaben, die sie nicht mit den Fingern lösen können, mit Taschenrechner, Mobiltelefon oder Excel zu lösen versuchen. Und wenn es dann noch immer zu Hoppalas kommt, ist natürlich Excel, der Taschenrechner oder das Mobiltelefon schuld.
Das mit den Zahlen, dem Addieren und Subtrahieren ist ja nun nicht wirklich die Kernkompetenz dieser Herrschaften. So sagen in der Zwischenzeit böse Zungen, daß Andreas Babler nur deswegen zwei Jobs in Traiskirchen hatte, weil er nicht bis drei zählen kann. Sehr gute PR! Da können sich die Sozialdemokraten richtig auf die eigenen Schultern klopfen. Sind eh nur zwei. Sonst wäre es kompliziert. Bestechend unfair ist das natürlich gegenüber den echten Profis in der Sozialdemokratie, die den Status des „Finger-Rechnens“ überwunden haben. Wie wird sich ein Budget-Profi wie SPÖ-Abgeordneter Jan Krainer fühlen, wenn er in einen Topf mit dieser Truppe an Inkompetenzlern geworfen wird?
Aber zurück zu Babler, dem Marxisten, der plötzlich doch keiner sein wollte. Babler, bei dem man eine besonders jugendliche Agilität zu erkennen glaubt, während man Doskozil als „einen der Alten“ darstellt, ist gerade einmal rund 2,5 Jahre jünger als sein ehemaliger burgenländischer Kontrahent. Aber scheinbar machen es genau diese zweieinhalb Jahre aus, ob man frischer Newcomer oder politischer Greis ist… Dieser Babler wird nun von den üblichen Verdächtigen hochgejubelt als die große Chance, um es den bösen Blauen zu zeigen. Nun… Die FPÖ hat sich im Vergleich zu anderen politischen Mitbewerbern vornehm zurückgehalten, als Spott und Häme über die Roten hereinprasselten. Von Babler wird nun behauptet, er sei ein besonders mitreißendes rhetorisches Talent. Dieser Einschätzung können wir uns nicht anschließen. Lassen wir seine inhaltlichen und grammatikalischen Spezialitäten beiseite, bleibt ein Mann, der es schafft, seine Fangemeinde oder zumindest Gleichgesinnte zu begeistern. Kunststück. Sobald er das bei politisch „Andersgläubigen“ schafft, reden wir einmal weiter. Mit leuchtenden Äuglein berichtet der eine oder andere (mehr oder weniger berufene) Politkommentator über das Feuer, daß der „Babler Andi“ bei den Menschen entfacht. Das sei dem Mann in seinem Wahlkampf unbenommen. Allerdings zeigt sich wahre rhetorische Größe dann, wenn er es schafft, ein außer Kontrolle zu geraten drohendes Feuer wieder zu kontrollieren und einzudämmen. Mit platten Parolen die Menschen aufzustacheln, schafft auch ein intellektuell minderbegabter Zeitgenosse. Und das soll nicht bedeuten, daß Genosse Babler ein solcher wäre…
Aber er wird schon bald Gelegenheit haben, die österreichische Öffentlichkeit mit seinem Esprit zu verzaubern, wenn er den Menschen kund tut, daß die SPÖ zeitnah wieder einen außerordentlichen Parteitag abhalten muß. Denn der letzte Parteitag, bei dem Doskozil als (vermeintlicher) Sieger hervorging, wurde ordnungsgemäß geschlossen. Und wie es beim Kartenspielen so schön heißt: Was liegt, des pickt! Entweder man erklärt den Bundesparteitag mit seinen Ergebnissen zur Gänze für ungültig und wiederholt ihn, oder man organisiert eine abgespeckte Form. Auf jeden Fall muß ein offiziell gültiges, den Mindestanforderungen eines Vereins oder einer Partei entsprechende Form eingehalten werden. Und da es sich um eine mit jeder Menge Steuergeld alimentierte politische Partei handelt, wird man nicht um dieses Mindestmaß an Rechtskonformität rumkommen. Jeder Briefmarken- oder Zwergkaninchenzüchterverein müßte genauso handeln.
In den letzten Tagen wurde viel über die Sozialdemokratie gelacht. Dabei ist der rasante Niedergang des Niveaus dieser Partei eigentlich nicht lustig. Und es ist schrecklich, wenn in einer Zeit, in der Schwarz-Grün täglich für Wahnsinnigkeiten sorgen, die größte Oppositionspartei die Schlagzeilen mit Dummheiten befüllt.
Fotos:
Titel-/Vorschaubild / Andreas Babler: wikimedia / Ekrem Canli / cc by-sa 4.0 / cropped
Andreas Babler und Hans Peter Doskozil: wikimedia / SPÖ Presse und Kommunikation / cc by-sa 2.0
Memes: screenshots Facebook
Leider,leider Stimmen zählen verlangt manchmal andere Logik.Zählen,zählen bis Resultat stimmt.
Manchmal nur ist es nicht ganz klar was für Resultat erwartet wird /“es ist alles so kompliziert“ Genosse Sinowatz/