Dokumentationsstelle: Influencer, Social Media und der Politische Islam

Islamistische Gruppierungen in sozialen Netzwerken instrumentalisieren aktuelle Themen zur Verbreitung von religiösem Extremismus bei Jugendlichen.

Das neue DPI Focus des Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam) informiert über die Aktivitäten islamistischer Influencer am Beispiel von Generation Islam, Realität Islam und Muslim Interaktiv.
Mit professioneller Social-Media-Arbeit und aktionistischen Kundgebungen wenden sich die Initiativen an eine junge Zielgruppe im gesamten deutschsprachigen Raum. Aktuelle gesellschaftliche Anliegen werden im Sinne eines islamistischen Verständnisses umgedeutet und für die eigenen Zwecke instrumentalisiert. Adressaten ihrer Kampagnen und Auftritte sind in erster Linie muslimische Jugendliche, die kaum merkbar oder gar unbewusst mit islamistischem Gedankengut vertraut gemacht werden. Sie sollen damit langfristig an den Politischen Islam und ein geschlossenes Weltbild herangeführt werden.

„Die Gruppierungen versuchen aus einer islamistischen Ideologie heraus, den bestehenden liberalen Rechtsstaat zu überwinden. Über Social-Media-Kanäle wird ein junges Zielpublikum erreicht und eine virtuelle Gegenöffentlichkeit im Sinne einer religiös begründeten exklusiven Identitätspolitik geschaffen. Die Inhalte können den Religionsfrieden innerhalb wie außerhalb der muslimischen Glaubensgemeinden empfindlich stören“, so Lisa Fellhofer, Direktorin der Dokumentationsstelle Politischer Islam.

Nährboden für Radikalisierung muslimischer Jugendlicher
Die vorrangig männlichen Aktivisten der drei Gruppierungen, die dem Spektrum des Politischen Islam zuzuordnen sind, scheinen der in Deutschland mit einem Tätigkeitsverbot belegten islamistischen Bewegung Hizb ut-Tahrir ideologisch nahezustehen. Die Organisationen wecken beim jungen Zielpublikum Ängste und Misstrauen gegenüber dem demokratischen Rechtsstaat und seinen Institutionen. Ihre Auftritte beinhalten populäre Themen, die bei muslimischen Jugendlichen eine Abwehrhaltung gegenüber der offenen Gesellschaft festigen sollen. Unter anderem schaffen Forderungen, etwa nach einem Kalifat, den Nährboden für eine weiterführende Radikalisierung. Die jungen Abonnentinnen und Abonnenten der Social-Media-Kanäle stammen grenzübergreifend aus dem deutschsprachigen Raum. In den Videos wird auch Österreich immer wieder thematisiert. Kritische Stimmen, etwa Extremismus-Präventionsstellen oder wissenschaftliche Einrichtungen, werden öffentlich diskreditiert.

Ihre radikale Rhetorik zeigt sich auch an der Einbettung globaler Geschehnisse in das ideologische Muster der Initiativen. Generation Islam begrüßte etwa die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan als Sieg über den Westen. Realität Islam wiederum forderte auf Social-Media-Kanälen die muslimische Bevölkerung dazu auf, sich zur Burka zu bekennen. Muslim Interaktiv inszeniert sich über die sozialen Netzwerke hinaus immer wieder bei martialisch anmutenden Demonstrationen als kämpferische Gruppierung. Bei Protesten der Gruppe im Februar 2023 in Hamburg war unter anderem eine strikte Geschlechtertrennung auffällig. Bei bisherigen Kundgebungen kam es auch zu verharmlosenden Vergleichen mit nationalsozialistischen Verbrechen.

Das neue DPI Focus mit näheren Informationen und alle weiteren Publikationen des Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam) können auf der Website www.dokumentationsstelle.at abgerufen werden.

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