(Sehr selektive) Zusammenfassung des Geschehens ohne Höflichkeiten
Ein Kommentar.
Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Leserinnen und Leser!
Ein ganz spezielles „Freundschaft!“, liebe Wähler, Mitglieder und Funktionäre – groß und klein – der Sozialdemokratie!
Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Kommentatoren des politischen Tagesgeschäfts haben wir uns lange zurückgehalten und die Vorgänge in der SPÖ nicht voller Spott und Häme bewertet und beschrieben. Man kann nämlich durchaus die Ansicht vertreten, daß die Personalia in einem Verein oder einer Partei deren Bier ist. Kann man. Wenn allerdings die Schmutzwäsche so öffentlich gewaschen wird, das Krakeelen – vor allem der Parteigänger, nicht immer der Kandidaten – so unerträglich wird, muß man etwas dazu sagen. Hinzu kommt, daß die SPÖ eine wichtige Partei ist. Immerhin stellt sie drei Landeshauptleute und ist (theoretisch) die stärkste Oppositionspartei. Das Schicksal dieser Partei hat also direkten Einfluß auf das Geschehen im Land. Und mit der mehr als dürftigen „Mitgliederoffensive“, mit der man im Feld der Zuschauer plötzlich neue Parteigenossen zu rekrutieren versucht, damit auch sie bei der internen Mitgliederbefragung teilnehmen, hat man den Rest der Bürger des Landes in diese peinliche Situation hineingezogen. Jetzt gibt es keinen Grund mehr, das Trauerspiel in rot unkommentiert zu lassen.
Also, geschätzte Genossen, was ist aus Eurer Partei, was ist aus Euch geworden? Glaubt Ihr ein Friedrich Adler, ein Karl Renner, ein Bruno Kreisky wären noch Teil dieser Sozialdemokratie heutigen Zuschnitts? Es ist zu bezweifeln. Wahrscheinlicher wäre schon, daß genau diese drei historischen Größen der Sozialdemokratie entweder freiwillig gegangen, ja vielleicht sogar rausgeworfen wären. Denn die drei Herren vertraten Linien, mit denen diese neue Sozialdemokratie so überhaupt nichts am Hut hat.
Was ist die Linie der Sozialdemokratie heute. Die Anliegen der Schwachen, der Armen vertritt diese Sozialdemokratie schon länger nicht mehr. Und da geht es nicht darum, ob ein hoher Parteifunktionär Porsche fährt, eine Rolex trägt, oder als Manager mit ein paar hundertausend Euro Jahresgehalt tätig ist. Das macht es nicht aus. Es geht um die Nähe zum Bürger, um die Nähe zu denen, die man zu vertreten vorgibt. Polit-Frechdachs Gerald Grosz meinte diese Woche zu seinem Therapiegesprächspartner Sebastian Bohrn-Mena, daß die Führung der SPÖ den entsprechenden „Stallgeruch“ nicht mehr an sich hätten. Und umgehend war die bezeichnende Antwort da, daß man den Begriff Stallgeruch nicht mag. Das könnte ja schließlich an Vieh und Gestank erinnern. Man kann sich nur für die offensive Zurschaustellung von Abgehobenheit bedanken. Ein Stallgeruch ist nämlich nur für die etwas Schlechtes, die auch den Stall für etwas Unangenehmes halten: Die Abgehobenen.
Die Sozialdemokratie kennt die Sprache und die Sorgen der (angeblich) eigenen Leute nicht mehr. Kaum ein brauchbares Wort zum Thema Teuerung, zum Thema Inflation, zum sinnlosen Wirtschaftskrieg mit Rußland. Keine Taten, um Mieten oder Energie – zumindest in den sozialdemokratisch dominierten Bereichen, Ländern, Unternehmen – im Preis zu drücken. Stattdessen wird eine absurde Ideologie aus Migrationsverherrlichung, Geschlechterkarussel und anderen Pfostenthemen betrieben. Den potentiellen SPÖ-Wähler interessiert es zu 99,9% einen Dreck, ob im Vorstand eines Lebensmittelkonzerns die Frauenquote erfüllt, und genügend Transgender-Klos in den Produktionsstätten eingerichtet wurden. Ihn interessiert, warum der Preis der billigsten Nudeln innerhalb von zwei Jahren von 39 Cent auf 89 Cent stiegen. Ihn interessiert, was dagegen getan wird. Ihn interessiert, wer etwas dagegen sagt und hoffentlich auch tut. Und in diesen Bereichen, in denen Menschen schmerzhaft täglich betroffen sind, stinkt die SPÖ gerade fürchterlich ab.
Und jetzt hat die SPÖ den Salat. Demnächst gibt es eine Mitgliederbefragung. Eine „Mitgliederoffensive“ wurde gestartet, damit möglichst viele Österreicherinnen und Österreicher an dieser politischen Nabelschau teilnehmen. Sogar der bereits erwähnte Gerald Grosz stellte einen Mitgliedsantrag und wollte sich um die Führung der Partei bewerben. Die eben dazu notwendige Mitgliedschaft wurde ihm jedoch verwehrt. Auch ein Akt besonderer Peinlichkeit. Hat man innerhalb der Sozialdemokratie schon vor Mini Grosz Angst? Befürchtet man, daß er am Ende noch SPÖ-Chef wird? Immerhin war der Mann Präsidentschaftskandidat. Die Sozialdemokratie hatte in ihrer Gesamtheit keinen eigenen Kandidaten zusammen gebracht. Man gab zu verstehen, daß man mit Alexander van der Bellen, dem angeblichen Ex-Grünen eh zufrieden sei. Im Klartext heißt dies jedoch: „Wir, die Sozialdemokratie, haben niemanden in unseren Reihen, der es besser kann, als der Mann in der Hofburg.“ Auch als (angebliche) Oppositionspartei war und ist man bei viel zu viel Schmarrn von der Regierungsbank dabei. Auch das heißt nichts anderes als: „Wir von der Sozialdemokratie können es nicht besser als die schwarz-grüne Truppe in den Ministerien und im Kanzleramt!“ Wenn das kein Armutszeugnis ist… Das letzte Sahnehäubchen auf die sozialdemokratische Riesentorte der Regierungsunterstützung lieferte man, als man gemeinsam mit den Grünen, mit der ÖVP, mit den Neos gegen einen Untersuchungsausschuß zur Aufarbeitung der offensichtlichen Fehler und Schweinereien während der Corona-Krise stimmte. Gab oder gibt es im sozialdemokratischen Einflußbereich Dinge und Handlungen im Rahmen des Corona-Regimes, die man lieber nicht öffentlich aufgearbeitet haben will?
Die Linie der SPÖ ist nun einmal hübsch verworren und scheint keine politische Zukunft zu haben. Das auswechselbare Getue, das man im beinahe gleichen Wortlaut auch von ÖVP, Neos oder Grünen hören könnte, stößt die Menschen, die zusehends nicht nur um ihren Wohlstand, sondern mehr um ihre Existenz bangen, ab.
In mehr als seltsam anmutender Zuneigung wenden sich Spitzen dieser Sozialdemokratie immer wieder genau der Partei zu, die so gar kein Gespür für „sozial“ und „demokratisch“ hat. Den Grünen. Krampfhaft versucht man von der roten Chefetage aus, die Grünen in den unvernünftigsten gesellschaftspolitischen Idee auch noch links zu überholen, und hält diese Partei auch noch für „ideologische Verwandtschaft“. Dies ist an sich schon Unfug. Aber wenn es diese Nähe wirklich gäbe, müßte man erst recht zusehen, diesem direkten Konkurrenten die Wähler abzunehmen. Zum Vergleich und als Denkanstoß: Coca Cola führte einen Marketingkrieg gegen Pepsi Cola (und umgekehrt), und nicht gegen Starbucks.
Aber egal, es steht uns nicht zu, der SPÖ Tipps zu geben. Die Sozialdemokratie stellt sich einer internen Auseinandersetzung zwischen dem Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, dem Landeshauptmann der Burgenländer Hans-Peter Doskozil, der amtierenden Vorsitzenden Joy-Pamela Rendi-Wagner, sowie rund 70 weiteren Kandidaten. Jede(r) einzelne der drei bekannten Kandidaten will angeblich etwas Anderes, und weiß schon aus Prinzip Alles besser. Im Endeffekt träumen alle drei von einer künftigen Ampelkoalition mit Neos und Grünen. Ein Traum, dem die böse böse Arithmetik zumindest derzeit einen Strich durch die Rechnung macht. Und alle drei Kandidaten versuchen sich gegenseitig in zur Schau getragener Ablehnung der FPÖ zu übertrumpfen. Das ist allerdings auch kein abendfüllendes Programm. Und dabei bezieht man sich auf einen eigenen „Wertekatalog“, der eine Kooperation mit den Blauen ausschließen würde. Von Vertretern des roten Funktionärsmittelbaus hört man etwas überraschendere, doch sehr klare Töne dazu: „Einen Wertekatalog, der die Zusammenarbeit mit den Blauen verbietet, aber mit den Schwarzen und Grünen erlaubt, kannst in die Haare schmieren!“ Es werden die „Werte“ dieses Katalogs, bzw. deren – wahrscheinlich höchst kreative – Auslegung in Zweifel gezogen.
Tja, da sind wir nun angelangt. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man es sich mit einem Sackerl Chips oder Popcorn in der ersten Reihe fußfrei bequem machen und zusehen, wie sich die Herrschaften gegenseitig befetzen, öffentlich mit Dreck und Mißtrauen überschütten…
Was soll ´s… Wir beobachten es weiter. Schade um eine Partei, die am Schaffen der größten Errungenschaften der zweiten Republik so maßgeblich beteiligt war, und sich nun selbst meuchelt.
Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Sonntag!
Bleiben Sie uns gewogen!
Bitte unterstützen Sie die heimische Wirtschaft!
Fotos:
Joy-Pamela Rendi-Wagner © wikimedia / SPÖ Presse und Kommunikation / cc by-sa 2.0
Peter Kaiser, Christian Kern, Hans Peter Doskozil © wikimedia / SPÖ Presse und Kommunikation / cc by-sa 2.0
Robert Misik, Andreas Babler: screenshot Youtube / Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog
Gerald Grosz: screenshot Youtube / Gerald Grosz
Bruno Kreisky © wikimedia / Votava / SPÖ Presse und Kommunikation / cc by-sa 2.0