Impertinent, inkontinent, inkompetent! – Das WEF in Davos

Blick durch Europa

Alle Jahre wieder… ist nicht nur Fasching, sondern auch das Treffen des WEF, des Weltwirtschaftsforums in Davos. 1971 wurde das WEF, eine als Stiftung geführte Lobby-Organisation von Klaus Schwab gegründet. Damals noch als „European Management Forum“. Seit 1987 heißt die Stiftung „WEF“.
Über Sinn und Unsinn des WEF, über seine Legitimation und den Antrieb führender Politiker, brav dort hin zu pilgern, als wäre es eine Befehlsausgabe mit Anwesenheitspflicht, kann man trefflich diskutieren.
Im Endeffekt ist diese Stiftung eine Organisation, welche die Vorstellungen und Wünsche der eigenen Führungsriege in die politische Tat (oder Untat) umgesetzt sehen will. Also betreibt man intensives Lobbying. Nüchtern betrachtet sollten politische Spitzen die Verlautbarungen des WEF mit einem „Aha.“ quittieren und – so es dem eigenen Lande dienlich ist – in Entscheidungsprozesse einfließen lassen. Die in der Zwischenzeit zur Normalität gewordene Praxis, daß man den Lobbyisten, also den Bittstellern, nachläuft, ist zumindest befremdlich.
Tausende Vertreter aus Politik und Wirtschaft sind nun plötzlich in Davos versammelt. Und nicht jeder in Davos ist übertrieben erfreut darüber, wenn dieser Spuk abgehalten wird. Nicht nur, daß der gesamte Aufwand mehrere hundert Millionen Steuerfranken kostet, nein, die Bewohner sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Der Besuch des Hallenbads oder auch nur ein kurzer Kaffee zwischendurch wird zur Mission Impossible.

Es sollten mehr dieser Schilder verwendet werden.

Wer tummelt sich denn so beim WEF, wer taucht da auf, wer engagiert sich? In erster Linie sind es – abgesehen von den Staats- und Regierungschefs samt ihren Ministern, die oft wie inkontinente Zwergrattler um die Großen und Mächtigen schwänzeln – die Reichen, die Superreichen. Leute der Preisklasse eines Bill Gates. Leute wie George Soros. Vielen Menschen geht bei der Nennung der letzten beiden Namen „das Geimpfte auf“. Sicher zu einem Großteil berechtigt. Denn beide Herren vertreten die Ansicht, daß sie durch den strategischen Einsatz von Geld – und das haben beide zu Hauf – die Gesellschaft, die Menschheit, die Welt nach ihrem Gusto, nach ihren Vorstellungen herrichten können und dürfen. Beide vertreten scheinbar die Ansicht, daß es keine demokratische Legitimation für das Hineinregieren, für das Lenken von Staaten und Gesellschaften benötigt, wenn man nur genügend Geld hat. Das moralische Problem solcher Herrschaften wäre nur halb so wild, wenn es nicht ganze Legionen an Regierungsverantwortlichen gäbe, die sich – wie die bereits erwähnten inkontinenten Zwergrattler – um diese superreichen Herren scharen würden, um auch ein wenig von den so freigiebig verteilten Geldmitteln abzubekommen.

Manch reicher Onkel will die Demokratie mit viel Geld überrumpeln.

Auch dabei sind führende Vertreter der Politik, die bislang mit nichts anderem als kompletter Unkenntnis in ihrem Aufgabenbereich glänzten. Christine Lagarde, die man getrost als Schöpferin, als Hauptverantwortliche der EU-weiten Inflation sehen kann, wurde hofiert.
Und heuer durfte sich die Gattin des ukrainischen Präsidenten, Olena Selenska, mit einer Rede vor den hochkarätigen Damen und Herren präsentieren. Nun, wenn man diesem ganzen Treffen einen hochoffiziellen, einen weltpolitisch wichtigen Anstrich verpassen will – obwohl es sich doch nur ums Jahrestreffen einer Lobbying-Organisation handelt – sollte man nicht auf das Niveau von Zahnpasta-Werbungen der 1990er verfallen. Damals hieß es: „… Zahnarztgattinnen empfehlen…“ Was wird das heute? „Führende First Ladies meinen…“?
Der Ukrainekrieg und der Klimaschutz stehen – so wird es der Presse erzählt – im Mittelpunkt des heurigen Treffens in Davos. Und da man es mit dem Klima so ernst meint, kommt ein Gutteil der Besucher im Privatjet. Und weil man es mit dem Frieden so ernst meint, wird mit blutunterlaufenen Augen gegeifert und überlegt, wie man mehr Waffen in die Ukraine bekommt, wie man den Krieg verlängern, die Situation verschärfen kann, wie man diesem Putin, der übrigens auch schon beim WEF-Treffen war, richtig eins auswischt.

Politik auf dem Niveau schlechter Zahnpastawerbung.

Wenn von diesem WEF wieder etwas Gutes ausgehen soll, muß man das WEF auch wieder als das ansehen, was es ist: Eine Lobbying-Organisation. Und man sollte sich – gerade in der hohen Politik – wieder dessen bewußt sein, warum Lobbying einen so unangenehmen, einen so schmierigen Ruf hat. Und man sollte einfach nicht mehr hinfahren und die großen Köpfe dieser Organisation mit ihren Weltherrschaftsfantasieen alleine lassen.


Fotos:
Titel-/Vorschaubild „WEF“:
World Economic Forum at en.wikipedia / cc by-sa 3.0
„No Lobbyists Beyond This Point“: wikimedia / flickr / Daniel Huizinga / cc by 2.0
Olena Selenska und Ursula von der Leyen: wikimedia / European Parliament / cc by 2.0 / cropped

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